Death mit Grips

Death Grips sind gleichermaßen rhythmisch wie destruktiv, nihilistisches Statement als auch Satire. Auf „Government Plates“ erreicht die musikalische Komponente einen neuen Höhepunkt.

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„Exmilitary“ war kaputt, laut, anstrengend. Aber auch aufregend, neuartig und unglaublich mitreißend. Die Nachfolgeprojekte „The Money Store“ und „No Love Deep Web“ waren gleichermaßen Weiterentwicklung wie auch Experiment. Nach einem mehr oder weniger öffentlichen Zwist mit Epic Records und einigen Show-Kontroversen sind Death Grips für die einen rebellisch und cool, für die anderen unreif und abgehoben. Soweit alles ganz klassisch.

Suizid und Kunst

Einen Spagat schafft die Gruppe jedoch zweifelsohne hervorragend; und zwar zwischen zunehmender Digitalisierung und Authentizität. Indem sie etwa ein Album einfach so releasen, einem Label den Mittelfinger zeigen, unangekündigt, als direkter Download, komplett gratis, natürlich über Facebook. Oder aber Zuschauer und Fans enttäuschen, wie sie das beim Lollapalooza heuer gemacht hatten. Statt eines Live-Auftritts wurde ein Screenshot einer Email mit Suizidankündigung eines Death Grips-Fans projiziert – kann man entweder als Blödsinn, Faulheit oder Spiel mit den Regeln der Kunst interpretieren.

Lofi-Ästhetik

Akustisch bleibt auf "Government Plates“ die Basis dieselbe, wird jedoch ein Stück weit neu geformt. Das Album ist zappelnd, unentschlossen und wiedermal unglaublich energiegeladen. Tracks wie „You might think he loves you for your money but I know what he really loves you for it’s your brand new leopard skin pillbox hat“ überzeugen mit aggressiven Beats. „Birds“ ist mit seinem Gitarrensample sowohl beruhigend als auch aufwühlend. Zach Hill verleiht den Stücken eine rhythmisch mehr als solide Basis. Generell geht es oft lauter zu, und vieles landet irgendwo im Bereich zwischen Groove und Zerstörung. Klar wird einem beim Anhören, dass wenig Luft nach oben bleibt. Wer also denkt, dass Death Grips kurz vor dem künstlerischen Höhepunkt stehen und bald die Trennung bevorsteht, hat durchaus gute Gründe weiter zu spekulieren.

Ausschweifung

Die textliche Begleitung ist oft kryptisch, und vollgepackt mit Metaphern und Sprachbildern. Oft jedoch findet man gelungene Ausrufe zwischen vulgär und zynisch, die vieles auf den Punkt bringen. Am besten lässt man sich einfach anschreien und macht sich selbst daraus, was man will. Wer sich zu dem neuesten Werk von Death Grips noch eine visuelle Komponente zuführen will, dem sei der Youtube-Channel der Gruppe empfohlen: jeder Song auf „Government Plates“ hat ein Video verpasst bekommen. Die meisten befinden sich irgendwo zwischen absurden Aufnahmen von Bandmitgliedern und … keine Ahnung wie sich das künstlerisch beschreiben lässt, selbst ansehen.

Zwischen Rave, Hip Hop, Industrial, Techno und Noise gibt es derzeit immer noch nichts, das so aufwühlt wie Death Grips. Sie zitieren elektronische Musik und schaffen so etwas Neues, es zerrt am System, ist aber deswegen nicht eingebildet oder hochnäsig. Wer zeitgenössischen Groove sucht, deswegen aber nicht seine zermürbte Seele aufgeben will, wird hier fündig. Sogar gratis.

"Government Plates", das neueste Album der Death Grips, ist soeben erschienen.

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