Depeche Mode in der Stadthalle: Den Umbruch bringt die Vergangenheit

Gestern Abend gastierten Depeche Mode in der Stadthalle. Sie lieferten trotz Startschwierigkeiten sauber ab.

© Armin Rudelstorfer

Schwierig war er, der Anfang des Konzertabends. Nach der Performance von Erika M. Anderson aka EMA, der in der großen Stadthalle leider etwas unterging, präsentierten Depeche Mode einen kurzen Werbefilm zu ihrer Kampagne mit dem Luxusuhrenhersteller Hublot für Charity: Water. Zum ersten Mal an diesem Abend fragte man sich: »Where’s the revolution?« Es sollte nicht das letzte Mal bleiben. Viermal an diesem Abend wurde der gleichnamige Song des aktuellen Albums angespielt, bis man die Frage unweigerlich auch auf das Konzert selbst beziehen musste. Wann geht’s denn endlich richtig los?

Bis zum Schluss von »Home« wollte der Funke nämlich einfach nicht überspringen. Alles schien merkwürdig inszeniert, die für gewöhnlich furiose Bühnenperformance von Frontmann Dave Gahan hob nicht ab. Während der Songs des aktuellen Albums »Global Spirit« wurde die Videoshow von Anton Corbijn immer wieder durch Einspielungen von aktuellen Musikvideos gebrochen. Das zog den Fokus weg von der Band und trug noch mehr zum Abfall der Energie bei. Sind Depeche Mode alt geworden? Nein, bloß ein wenig träge, ähnlich wie auch das doch eher ältere Publikum, dass zwar brav kreischte und applaudierte, sich aber kaum bewegte.

180-Grad-Wende

Und dann? Als »Everything Counts« angespielt wurde, gelang eine energetische 180-Grad-Wende. Gahan zog bei seiner Show nochmal kräftig die Schrauben an und sprang ausgelassen mit komplett nassem Oberkörper quer über die Bühne. Mit den alten Hits zeigte sich auch, wo sich die Revolution versteckt hielt und warum der aktuelle, gefällige Pop der Gruppe diese Frage nicht beantworten kann. Die bestens bekannte Kraft der Band kam also doch noch zum Vorschein, wenn auch nach langem Warten.

Zum Abschluss beschenkten die Briten die Stadthalle noch mit »Never Let Me Down Again«, trotz nicht ganz optimaler Akustik ein würdiger Abschluss, der mit tosendem Applaus vor der vier Songs starken Zugabe belohnt wurde. Darunter eine weitere Solonummer (»Strangelove«) von Martin Gore, der bereits im ersten Teil vor »Home« zu einer akustischen Version von »Insight« ans Mikro durfte. Zum Ende vom Ende servierten Depeche Mode noch »Personal Jesus«, bevor sie sich gemeinsam mit Drummer Christian Eigner (Heimspiel!) und Keyboarder Peter Gordeno am vorderen Bühnenrand aufreihten, um den doch noch verdienten Applaus zu ernten. Geht doch eh noch, warum denn nicht gleich?

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...