Deal with it

Justin Bieber war bereits in seinen jungen Jahren ganz unten – und ist jetzt dabei, groß zu werden. Und damit ist nicht nur sein Alter gemeint.

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Die beiden Wörter "Justin" und "Bieber" suggerieren bereits seit Jahren einen Witz. Die Skandale des Kanadiers reichen von Nacktfotos (wir pausieren kurz während ihr googelt), dem Konsum von diversen Suchtmitteln, über Autorennen unter Drogeneinfluss, brasilianischen Bordellen, öffentlichem Wasserlassen bis hin zu dieser skurrilen Geschichte mit dem illegalen Affen (die wir an dieser Stelle besser ruhen lassen). Der Bieber wurde zum Synonym von Peinlichkeit und durch ihn erreichte Popkultur einen neuen Tiefpunkt. Doch vor kurzem passierte etwas, mit dem wir so niemals gerechnet hätten: Er macht gute Musik.

Einst gehasst, jetzt (Achtung Wortspiel!) beliebt

Wir schreiben November 2015, Justin Bieber steht kurz vor dem Release seines vierten Studioalbums "Purpose" und seine letzten drei Songs gehörten, auch wenn es weh tut es zuzugeben, zu den besten Pophits des vergangenen Jahres. Sei es die Skrillex/Diplo EDM-Kollabo "Where Are Ü Know", seine Hitsingle "What Do You Mean?" oder der Club Banger "Sorry" – seine Songs stießen weltweit auf viel Zuspruch. Die Kritiker waren sich einig. "Das ist der Justin Bieber, auf den wir so lange gewartet haben", schrieb beispielsweise Jason Lipshutz von Billboard. Der 21-jährige hat also den Sprung geschafft, ernstzunehmende Musik zu machen.

Und auch an den Fans scheitert sein Comebackversuch nicht. Das Video zu "What Do You Mean?" erreichte auf YouTube bereits über 267 Millionen Klicks. Mittlerweile springen selbst die Mainstream-verachtendsten Hipster auf den Bieber-Train auf und lassen jetzt "I’ll Show You" aus ihren riesigen Kopfhörern dröhnen. Die "Belieber" – wie sich die Fans nennen – sind nicht mehr nur pubertierende Mädchen.

Bad Boy Bieber

Das Problem, das aber immer noch im Raum steht, ist sein etwas zu großes Ego. Da können seine Songs noch so ins Ohr gehen. Drei großartige Songs reichen einfach nicht aus, um all die Fauxpas zu vergessen und ausschließlich für seine Musik respektiert zu werden. Er ist und bleibt Justin Bieber mit all seinen hyperaktiven Ticks und seinem starken Verlangen, sich bei jeder Gelegenheit sein Oberteil auszuziehen.

Dennoch bemüht sich der Bieber, sein Enfant-Terrible-Image ein für alle mal hinter sich zu lassen. Vor allem die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können, macht ihn um einiges sympathischer. Dies bewies er bei seinem Carpool Karaoke-Gastauftritt in der "Late Late Show with James Corden" (Feedback eines Fans auf Twitter: "My view has completely changed on Justin Bieber after watching the carpool karaoke!!!") oder seinem "Comedy Central Roast", wo er einiges an Beleidigungen über sich ergehen lassen musste wie Justins Fans seien entweder in der Hauptschule oder müssen 100 Meter davon entfernt bleiben.

Haters gonna hate

Justin Bieber 2.0 versucht also weniger mit Skandalen, sondern viel mehr mit seiner Musik und seiner humorvollen Persönlichkeit auf sich aufmerksam zu machen. Das Motto lautet: Weg vom Celebrity-Zirkus und hin zum nahbaren Musiker. Etwas zu nah waren vielleicht die Nacktfotos, die Paparazzi kürzlich von ihm auf Bora Bora schossen. Sagen wir so – wir wissen zumindest dadurch, woher sein großes Ego kommt. Und allen kann man es ja sowieso nie recht machen. Das weiß auch Def Jam CEO Steve Bartels im Interview mit Billboard: "Manchmal wollen die Menschen einfach sehen, wie du versagst. Diese Motherf***er dürfen aber niemals gewinnen. Und wenn du gute Musik rausbringst, dann lässt sich das einfach nicht verleugnen. Justin wird immer größer. Er spricht mit seiner Musik nun eine ganz neue Zielgruppe an."

R-E-S-P-E-C-T

Sein neues Album "Purpose" (VÖ: 13.11.2015) ist vollgepackt mit coolen Collaborations: Von Skrillex, über Rap-Altmeister Nas, Newcomerin Halsey, die beiden Rapper Travis Scott und Big Sean bis hin zu großen Namen wie Ariana Grande, Ed Sheeran und Producer Benny Blanco. Mit diesem Album kann Justin nun endlich beweisen, dass er nicht die Witzfigur ist, für die er lange gehalten wurde. Auch wenn man Justin Bieber ist, kann man durchaus für seine Musik respektiert werden.

Und falls es doch nichts mit dem großen musikalischen Comeback werden sollte, bleibt immer noch Plan B. Ein Sexspielzeug-Unternehmen hat ihm vor kurzem eine Million Dollar angeboten, damit sie von seiner "Männlichkeit" ein vibrierendes Double anfertigen können. Selena Gomez würde sich freuen.

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Praxis-Seminars am Institut für Journalismus & Medienmanagement der FHWien der WKW entstanden.

Das neue Justin Bieber Album "Purpose" erscheint am 13. November 2015. Am 8. November 2016 spielt er in der Wiener Stadthalle. Der Vorverkauf startet am 12. Dezember um 11Uhr auf musicticket.at, oeticket.com, uvm.

Bild(er) © 1: Youtube 2: Mert Alas and Marcus Piggott/Rex Features/picturedesk.com, 3: Youtube
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