Wir zeigen dir die elf Medien, die das Internet neu erfunden haben. Nummer Zwei macht es besonders schlau, unglaublich.
Diese Story wird dein Leben verändern, sie ist in etwa das Coolste, das du diese Woche lesen wirst und Muschi und Ärsche kommen auch darin vor. Denn das Netz verändert sich, es verändert dich und es verändert auch das, was früher einmal Journalismus geheißen hat. Der ist deshalb längst nicht tot, aber er bekommt noch mehr Rivalen. Ja, es gibt also naive Menschen, die glauben, dass man im Netz so wie immer schreibt und dass ein guter Text einfach ein guter Text ist. Weit gefehlt.
Wir kennen alle diese Headlines. Ein Freund postet sie die ganze Zeit, man bleibt hängen, wird neugierig und weiß eh, man wird dafür in der ewigen Klickhölle schmoren. Dort sieht man Bilderstrecken, Listen von 23, 17 oder zehn Dingen, die man so noch nie gesehen hat, echt verdammt viele Superlative oder halt Katzen. Clickbait nennt man solche Artikel abschätzig. Oder Häppchen-Journalismus. Oder Buzzfeed-Journalismus, nach jener Seite, die das Modell perfektioniert hat. Buzzfeed ist ein Kind des sozialen Netzes. Denn jede Medienrevolution bringt neue Platzhirsche hervor. Für Online-News waren das die Huffington Post, der Drudge Report, Spiegel Online oder Derstandard.at. Nun haben Twitter, Facebook und all die anderen nicht nur echte Revolutionen befeuert, sondern sie haben auch die Medien umgegraben. Man geht heute nicht einfach die wichtigsten Bookmarks durch, sondern schaut eben in der Timeline, was interessant sein könnte. In den USA steht Buzzfeed deshalb mittlerweile mit über 68 Millionen monatlichen Lesern auf Nummer 13 der zugriffsstärksten Seiten überhaupt. Bald will man Yahoo und MSN überholen.
Dieser Mann wurde von Nike verarscht, seine Antwort war epochal
2001 hatte sich Jonah Peretti in einen Briefwechsel mit Nike verwickelt, die sich auf eine schnippische Anfrage hin nicht als »Sweatshop« bezeichnen lassen wollten. Peretti gab irgendwann auf, bestellte andere Schuhe, versehen mit der Bitte, ihm nur noch ein Foto der zehn Jahre alten Vietnamesin zu schicken, die seine Schuhe gemacht hatte. Der Briefwechsel ging durch richtig viele Medien und veränderte Perettis Blick darauf, wie sich News verbreiten. Fünf Jahre später gründete er Buzzfeed. Er sieht es heute als Nachfolger der SEO-Ära, also jener Zeit, in der vor allem darauf geachtet wurde, wie man Artikel für Suchmaschinen optimiert, damit sie dort möglichst weit vorne sind. Jonah Peretti drückt das in einem Interview mit dem britischen so aus: »Statt Inhalten, die ein Roboter mag, war es befriedigender Inhalte zu machen, die Menschen mit anderen teilen wollen.«
Google muss dich finden
Tatsächlich war es lange so. Früher kleisterte man die eigene Startseite mit den richtigen Keywords voll oder baute im Schneeballsystem Links auf, um möglichst weit vorne bei Google zu sein. Man platziert die Begriffe, nach denen andere suchen, an bestimmten Stellen, formatiert Text und Bilder entsprechend, macht eine Sitemap und klopft die richtigen Metadaten rein. Es gibt unzählige Ratgeber, was man dabei beachten muss, es gibt dafür Jobs und dann natürlich Zugriffe. Wenn Google nun seinen Algorithmus ändert, was es oft tut, dann hat das mittelfristig enorme Auswirkungen auf die Oberfläche des Internets. Bei Rapgenius musste man etwa diese Erfahrung machen. Sie versuchten, das System auszutricksen, erstellten dubiose Backlinks und wurden dafür abgestraft. Die Zugriffe brachen komplett ein und erholten sich erst nach Monaten wieder, als man brav spurte. Heute ist es Google Plus, um das man nicht mehr herumkommt. Die Regeln werden sich auch wieder ändern. Nicht ändern wird sich aber, dass man von solchen Dingen Ahnung haben muss, mehr noch, dass man sie aktiv befolgt.
Neben den klassischen News entsteht so immer mehr Evergreen Content, man könnte auch »Nona«-Artikel dazu sagen. Dabei kann es um Körperbehaarung gehen, um Bindungsangst, das Vermächtnis von Steve Jobs, den Unterschied zwischen Mann und Frau, was SEO ist oder was die Schlacht in den Karpaten eigentlich war. Wichtig dabei ist, dass das Thema dauerhaft Leute interessiert und ein Artikel darauf gute Antworten oder Meinungen liefert. Man kann diese Inhalte später tatsächlich sinnvoll zweit- und drittverwerten. Die Leute bei Buffer – einer der Gründer, Leo Widrich, ist übrigens Österreicher – haben sich genau auf solche Ratgeber spezialisiert. 61 Social Media Tools für kleine Unternehmen, Warum das Logo von Facebook blau ist, 10 einfache Dinge, die du heute tun kannst, die dich glücklicher machen, wissenschaftlich belegt … solche Artikel haben nur teilweise mit dem zu tun, was Buffer täglich macht, aber sie helfen Buffer dabei, von mehr Leuten gefunden zu werden.
Kohlsprossen, die wie ein Burger schmecken
Der linke Internet-Aktivist Eli Pariser griff diese Abhängigkeit von Google und Facebook 2011 in dem Buch »The Filter Bubble« auf. Denn ohne dass wir es wissen und ohne dass wir es ändern können, zeigen diese jedem einzelnen von uns ganz unterschiedliche Informationen. Wer meine Freunde sind, wo ich vorher im Netz war, all das bestimmt, was ich in welcher Reihenfolge sehe. Das wäre nun eine Gefahr für die Allgemeinheit, für unsere Neugier und unsere Unabhängigkeit, meinte Pariser in dem vieldiskutierten Buch. Wenig später scheint es ihm gereicht zu haben. 2012 gründete er Upworthy.