Diese Lou-Reed-Momente – Die Buben im Pelz veröffentlichen »Verwandler«

Zum zehnten Todestag schenken Die Buben im Pelz ihrem Vorbild Lou Reed eine Platte voller Coverversionen.

© Christian A. Zschammer

Die Behauptung, dass ein Cover grundsätzlich immer ein gutes Original braucht, um selbst was zu taugen, ist vom Nachrichtenwert her nur unwesentlich größer null. Selbst ein Yankovic braucht seine Madonna, seinen Coolio. Und vielleicht ist selbst der Kurt Ostbahn ohne den Springsteen nur die halbe Miete, vielleicht sogar nur die Betriebs­kosten. Und, natürlich, auch nicht vorstellbar: Die Buben im Pelz ohne ihre Velvet Underground bzw. ihren Lou Reed. Der hat vor knapp zehn Jahren den 71er genommen – auf gut Wienerisch –, kein Wunder, dass die Band rund um Christian Fuchs und David Pfister nicht nur ihre Großtat »Die Buben im Pelz & Freundinnen« mit dem legendären Wurst-Artwork neu auflegt, sondern dem Großmeister der geraubten Großstadt­illusionen zum Todestag ein ganzes neues Sammel­surium an Cover­versionen schenkt.

Flehendes Mantra

Selbstredend fällt auch auf diesem Album der eingangs erläuterte Grundsatz des Originals ins Gewicht. Merkbar bereits im ersten Stück »Candy sagt« (»Candy Says«) – dem letzten live von Reed performten Stück –, einer zauberhaften, reduzierten Trans-Ballade über unser aller Unsicherheiten, die auch im Wienerischen funktioniert; ebenso wie das vermutlich beste Stück Reeds »Pale Blue Eyes« (»Blassblaue Augen«), das nicht nur durch die lange erhoffte Reunion mit dem Ex-Neigungs­gruppler Robert Zikmund zum Höhepunkt wird. Das flehende Mantra »Bleib no’ da und schau mi’ an« ist seltsam packend und lässt einen staunend zurück ob seiner Intensität, obwohl die Zeile ja simpler nicht sein könnte. Gut, dass so klassische Lou-Reed-Momente in allen Sprachen klappen.

Der Medaille Kehrseite: Die Zeit ist ein Hund. Bestehst du ihren Test nicht, bist du nicht nur durch-, sondern gleich aus ihr gefallen. Das gilt vor allem für die nicht wenigen rockistischen Lou-Reed-Songs, mit sehr männlich geprägten Rock-’n’-Roll-Erzählungen – wie etwa das überschätzte »Walk on the Wild Side« (»Die Wüdn«), »Vicious« (»Wischen«) oder »Rock ’n’ Roll«, die auch die liebevollen Hommagen der Buben im Pelz nicht mehr retten können. Aber das ist ja auch nicht ihre Aufgabe.

Die Buben im Pelz »Verwandler«

Das Album »Verwandler« von Die Buben im Pelz erscheint am 27. Oktober 2023 bei Konkord. Am selben Tag gibt’s eine große Revue zu Ehren Lou Reeds in der Roten Bar im Volks­theater Wien. Weitere Konzerttermine der Band: 10. November, Traunstein (DE), Kulturforum Klosterkirche — 18. November, Klagenfurt, Lustgarten — 17. Februar 2024, Landsberg (DE), Stadttheater.

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