Definitiv mehr als nur ein Lausbubenstreich – David Pfister und Christian Fuchs werfen sich in ihre besten Kunstfelljacken und holen als "Buben im Pelz" den Sound von Velvet Underground nach Wien.
Ist bereits ein neues Cover-Projekt am Start? Welches Album welcher Band würdet ihr euch gerne als nächstes annehmen?
David: Gar keines. Ich freue mich darauf, wieder eigene Songs realisieren zu können. Ich würde mich aber freuen wenn Xiu Xiu „In Utero“ von Nirvana covern würden (lieber Donaufestival-Kurator Thomas Edlinger).
Kunst und Stile wiederholen sich in immer kürzeren Abständen: Wo zuletzt noch das Disco-New Wave-80er Revival im Gang war, tauchen nun wieder verstärkt die psychedelisch drogenverhangenen 60er als Referenzpunkt vieler Künstler auf. Gibt es eurer Meinung nach überhaupt noch Platz für „neue“ Ideen in der Musik? Warum bedienen wir uns so gern an den mittlerweile beinahe historischen Insignien der Musikgeschichte?
David: Ich glaube, es gibt auch im Jahr 2015 sehr viele neue Ideen in der Pop-Musik. Der Sound der Mainstream-Charts klingt, als hätte Luc Besson 1997 Musik für die Zukunft designt. Auch Abstrakt-Elektronik wie ihn etwa Prurient produziert ist absolut neu. Allerdings hat die Alternative Pop/Rock-Musik Schwierigkeiten mit Innovationen. Auch weil Indie-Musik momentan überhaupt nicht populär ist. Deshalb fehlen ihr auch Impulse.
Christian: Ich bin generell tatsächlich eher skeptisch, ob es noch einen radikalen Ausstieg aus den Retroschleifen gibt. Ich glaube, dass Pop – und da inkludiere ich natürlich alles, von Rock’n’Roll über Hip Hop bis Todesmetal – einfach generell schon eher ein historisches Phänomen ist, es gibt da ja genug kluge Aufsätze und Bücher darüber. Die nächsten Revolutionen kommen vielleicht im Netzbereich oder im Games-Sektor. Oder spielen sich derzeit bei TV-Serien ab. „True Detective“ ist vielleicht das Pendant zu „Nevermind“ oder zur Bananenplatte heute, weil da Massenkombatilität und Subversion zusammenkommen. In der Popmusik selber, auch im Indie-Bereich, muss alles und jeder heute „funktionieren“, einklatschen, Schlüsselreize bedienen und Knöpfe drücken. Und weil sogar blutjunge Leute schon schrecklich nostalgisch sind, kann man alle mit Nostalgie auch gut abholen.
Womit erklärt ihr euch die Faszination, die euer Coveralbum sowohl auf Musikpresse als auch auf Hörerinnen und Hörer ausmacht? Die Vinyl-Ausgabe des Albums ist ja beispielsweise bereits restlos ausverkauft. Irgendwas scheint ihr also richtig gemacht zu haben.
Christian: Wir sind überrollt von diesen tollen Reaktionen, können und wollen es aber nicht analysieren. Vielleicht ist schon die aktuelle Neo-Wienerlied-Welle schuld, in deren Kontext wir ein bisserl die Gruftis sind, die auf der Party herrlich schlechte Laune machen.
Darf man auf weitere Velvet Underground Covers gespannt sein? Eine „Pale Blue Eyes“ oder „Sister Ray“ Version stelle ich mir da sehr reizend vor.
David: Also ein aktives Ziel ist das mal nicht. Aber vollkommen werden wir unsere Leidenschaft für Coverversionen wohl nicht aufgeben.
Wie unterscheidet sich eurer Meinung nach die „Underground-Szene“ von heute mit der aus dem New York der Velvets?
Christian: Ich glaube, da haben wir eh schon einiges gesagt zu dieser Frage, wir wollen jetzt auch nicht zu pessimistisch werden am Ende. Letztlich geht es um Fieber und Leidenschaft und das unglaublich gute Gefühl, mit Menschen, die man schätzt, in einem Studio oder auf einer Bühne zu stehen. Auch wenn der Pop stirbt, es gibt nichts besseres als Musik zu machen.
Die Buben im Pelz gibt es am am 26.9. im Kunsthaus Graz zu sehen und am 27.11. im Kulturhofkeller Villach.
2: konkord
3: Pamela Russmann
4: Pamela Russmann