Mit Cid Rim kann man hervorragend über Fußball, Selfiestangen und Kanye Wests Lächeln reden. Weil darüber, dass seine Musik fantastisch ist, muss man nur wenig Worte verlieren. Und mit der Video-Premiere zu "Charge" gibt es auch was Neues.
Amira: Wie hat sich die Freundschaft entwickelt mit Dorian und The Clonious? Ist durch die Reise ist jetzt wieder eine gewisse Nähe da, die ihr vorher verloren hattet?
Nein, so sieht das nur von außen aus. Seit wir 15, 16 sind, ist es für mich genau gleich. Dass wir alle alleine hinterm Rechner sitzen und dass wir aber auch alle gemeinsam im Proberaum sind – das war immer schon so. Das Einzige, was neu ist, ist, dass es jetzt halt einfach irrsinnig viel Dorian Concept Solo-Shows gegeben hat. Da war das mit dem Reisen schon eine extrem willkommene Abwechslung, einfach auch um mit seinen besten Freunden gemeinsam was zu unternehmen.
Stefan: War der Wien-Gig im Brut der Ärgste?
Der war zusammen mit dem in Tokyo der coolste. Nicht jetzt so vom Spielen her, also da kann man sich die Aufnahmen anhören und kritisieren, aber vom Vibe im Raum her sind es definitiv die zwei, die herausstechen. Weil einfach eine großartige Konzertaufmerksamkeit da war in einem Rahmen, wo es nicht steif ist, wo sich das Konzert und Party-Rad schön vermischen – das sind immer die coolsten Gigs. So soll es sein. Musiker bringt Platte raus, Leute mögen’s und gehen dann in ihrer Stadt aufs Konzert.
Stefan: Es gibt ja oft Rituale von Bands, die gerne Candyshots posten, damit man den Fans zeigt, man ist unterwegs, es ist alles geil, wir sind auf Tour.
Selfies mit dem Publikum – ich weiß ja gar nicht, wie Leute das machen! Da muss man mal allen sagen: so wir machen ein Foto und ihr müsst dann irgendwie was machen. Der Lichttechniker muss Bescheid wissen wegen der Beleuchtung. Dann brauchst du am besten so eine Selfie-Stange und mit meinem kaputten Handy geht das glaub ich gar nicht. (lacht.)
Amira: Manche suchen die Interaktion mit dem Publikum als andere. Wo triffst du das Publikum, wenn es Social Media nicht ist?
Was ich nicht mag ist was zu sagen, wenn ich nichts zu sagen habe. Ich sage aber sehr gern und sehr wohl viel, wenn ich was zu sagen habe. Da gibt es Leute, die extrem gut damit fahren, Instagram und Twitter mit Infos zuzumachen. Ich weiß aber auch gar nicht, wo die Leute den ganzen Content hernehmen. Das Einzige was mir halt taugt ist, das halbwegs logisch darzustellen, was ich mache. Elektronisch produzieren und live darbieten – das man hier mehr so informative Werbung macht wie früher, nicht so mit den Content-Gießkanne drüber.
Stefan: Was ist seit der "Mute City" passiert, was passiert grade?
Abgesehen davon, die Dorian Concept Show aufzubereiten über einen Monat und dann viel zu spielen am Wochenende, arbeite ich viel an neuen Nummern. Der nächste Release wird definitiv wieder auf Luckyme kommen. Prinzipiell arbeite ich auf jeden Fall an einem Album oder an der Länge eines Albums. Ob man dann aber die stärksten vier Tracks nimmt und die anderen rausnimmt und es dann eine extrem starke komprimierte EP oder zwei EPs werden oder ein Album, weiß ich noch nicht.
Stefan: Mit dem Oliver kennst du ja jemand, der ein Statement gemacht hat. Ist das auch etwas, dass dich reizt?
Ich sehe das sehr pragmatisch. Das Einzige, was wirklich wichtig ist, ist die Qualität. Die Platte (Anm. "Charge/Kano"), die jetzt auf Affine rauskommen ist, besteht zum Beispiel ganz klar aus einer Nummer, die in DJ-Sets und live gut funktioniert. Also habe ich eine zweite dazugemacht, die genau so stark ist – dann wurde es eine klassische Club A-Seite/ B-Seite-Platte. Die Musik, die passiert, macht das Konzept.
Stefan: In welche Richtung hast du dich entwickelt? Hast du dich überhaupt entwickelt?
Gute Frage. Ich will mit dem, was ich mache, meinen Musikgeschmack befriedigen. Der ist halt auch ziemlich breit, deswegen mach ich auch Sachen, die verschieden klingen.
Amira: Triffst du dann von einem auf den anderen Tag so "Grundsatzentscheidungen" wie "Hey, heute mach‘ ich was mit einem Vokalisten" oder gibt’s dieses Bedürfnis nicht?
Habe ich schon auch. Mir hat das ziemlich gefallen, mit der Okmalumkoolkat-Geschichte. Von Grund auf zu schauen, wer ist er persönlich, wer sind wir persönlich, wo kommen wir zusammen. Eine Beziehung entwickeln und im Endeffekt ein Riesending starten, viel Arbeit reinstecken. Hat mir voll getaugt, obwohl es viel komplizierter war, als wenn ich alleine arbeite.
Ich habe mir jetzt ein Midi-Keyboard besorgt. Das Ding will ich komplett auschecken und sehen, was mir damit Spaß macht. Eine Art kindlicher Spieltrieb ist völlig essenziell für Kreativität jeglicher Art. Es ist extrem unterschiedlich: Manche Remixes habe ich mit viel Druck in fünf Tagen fertig gemacht. Das muss jetzt passieren und auf alles andere muss geschissen werden in dieser Woche und es hat perfekt funktioniert. Manchmal mache ich genau dasselbe, nur dass es an den ersten zwei Tagen überhaupt nicht funktioniert hat.
Stefan: Arbeitest du eigentlich gut unter Druck? Du hast ja einige Remixes gemacht, die wahrscheinlich alle keine sonderlich langen Deadlines gehabt haben.
Das Lustige ist, dass ich gut unter Druck von außen arbeite, aber schlecht unter Druck von innen, weil es einfach nur so ein Fake-Druck ist. (lacht)
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