Die Woche der Medienkompetenz:

Die Woche der Medienkompetenz bietet Schülern die Gelegenheit sich mit ihrer digitalen Umwelt kritisch auseinander zu setzen. Die jungen Gewinner des Media Literacy Awards wurden bereits gekürt.

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Von 15. bis 23. Oktober findet in Wien die Woche der Medienkompetenz statt. Eine Woche in der Schulen, Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler, Vertreter der Medien, der Wissenschaft und Kunst sowie NGOs und Politik ein, sich aktiv mit eigenen Ideen und lokalen Aktivitäten zur Medienkompetenz zu beteiligen. Einem Begriff der gerade in diesem Wahlkampf wieder eine große und aktuelle Rolle gespielt hat – von Fake News, über Dark Ads bis zu Facebook-Gruppen, gab es hier allerlei zu durchschauen. Allgemein gehört zur Medienkompetenz aber viel mehr, nämlich jeglicher Umgang mit Medien aller Art. Von Zeitungen, über Computerspiele bis zu Whatsapp-Gruppen.

Der Woche der Medienkompetenz vorangegangen ist ein Wettbewerb in dem junge Menschen dazu eingeladen waren, sich Gedanken zum Thema zu machen und Videos und andere Projekte einzureichen: Den Media Literacy Award. Veranstaltet werden der Award und die Woche der Medienkompetenz von der Redaktion von mediamanual.at Wir haben ein paar Fragen gestellt.

Informationen zur Woche der Medienkompetenz und ihren Veranstaltungen unter: www.mediamanual.at Die Gewinner des Media Literacy Awards 2017 finden sich hier.

Der aktuelle Wahlkampf macht auch in Österreich den richtigen Umgang mit Medien zu einem weiterhin wichtigen Thema. Was kann man SchülerInnen zu diesem Thema vermitteln?

Christoph Kaindel: Wichtig sind aus meiner Sicht zwei Dinge. Zum einen müssen wir immer wieder betonen, wie wichtig es ist, aus der berühmten Filterblase auszubrechen, also nicht nur wieder und wieder Informationen zu empfangen, die ohnehin die eigene Meinung bestätigen. Dieses Ausbrechen bedarf einer bewussten Anstrengung, aber so schwer ist es nicht – es genügt, in sozialen Medien einfach ein paar JournalistInnen oder PolitikerInnen zu folgen, die nicht die eigene Meinung vertreten. Dann erhalte ich automatisch einen breiter gefächerten Medienmix. Die zweite Empfehlung ist, sich bewusst zu machen, welche Informationen wirklich wichtig sind. Die lezten Tage sind dominiert von einer Schlammschlacht um Klagsdrohungen, Spitzel und dirty campaigning. Das sind aber nicht die Dinge, die eine Wahlentscheidung leiten sollten; dazu muss man sich ansehen, was in den Wahlprogrammen der Parteien steht. Wenn man sich nicht durch hunderte Seiten Text quälen will, helfen dabei www.wahlkabine.at oder www.wienerzeitung.at/wahlhelfer. Welche Schmutzkübel die Parteien im Wahlkampf übereinander ausgeleert haben, wird in den nächsten Jahren keine Rolle spielen, diese Pläne schon.

Es gibt einen media literacy award [mla] mit Einsendungen von SchülerInnen. Kann man hier ablesen, welche Themen den jungen Menschen am wichtigsten sind?

Angelika Fürst: Die meisten Themen der Einreichungen gehen von der Alltagswelt der Jugendlichen aus. Die Videos oder Radiobeiträge beschäftigen sich häufig mit Fragen, die wir uns alle in diesem Alter gestellt haben: es geht um Identität, Freundschaft und Geschlechterrollen. Es lassen sich durchaus Tendenzen ablesen, mit welchen gesellschaftlichen Themen die Jugendlichen aktuell konfrontiert werden. Dieses Jahr haben sich einige Videos und Radiobeiträge mit den (eigenen) Grenzen, Migration und (Cyber-) Mobbing beschäftigt.

Außerdem werden mediale Vorlieben der Jugendlichen reflektiert und kreativ bearbeitet. Die SchülerInnen finden immer wieder – auch für uns und die Jury – überraschende Wege, um etwa den verantwortungsvollen Umgang mit Social Media zu thematisieren. Beim heurigen media literacy award [mla] zeigen wir unter anderem einen italienischen Kurzfilm mit dem Titel „The most popular“. Es ist ein kluger und selbstironischer Kommentar im Zeitalter von Facebook, Instagram, Twitter und Co.

Wir erhalten jährlich rund 500 Einreichungen aus Österreich und anderen europäischen Ländern. Immer wieder sind spannende Ideen dabei: BigPoopData.com ist zum Beispiel eine Data-Mining-Toilet – eine Toilette, ausgestattet mit Sensoren, sodass mit jedem Gang aufs stille Örtchen Daten aufgezeichnet werden. Eine etwas andere Auseinandersetzung mit Datensammlung – und einer der [mla]-Preisträger 2017.

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Medienkompetenz bedeutet nicht nur Medien im Sinne von Nachrichten, Zeitungen und Zeitschriften richtig zu lesen, sondern geht viel weiter. Medien sind auch Kulturtechniken und Kulturtechniken wie Spiele oder Filme auch Medien. Kann man einen allgemein kritischen Umgang vermitteln?

Christoph Kaindel: Wie jede Technik lernt man auch den kritischen Umgang am besten, wenn man Medien selber macht  – wesentlich besser, als wenn man die Medieninhalte nur analysiert. Wenn Jugendliche Medieninhalte produzieren – Filme, Hörspiele, Bildbearbeitungen, Apps und Webseiten – lernen sie nicht nur diese Medieninhalte zu verstehen, sondern auch, wie die eingesetzten Techniken auf das Publikum wirken, bis hin zur Manipulation. Sehr gut gefallen mir etwa Projekte, wo es um die erfolgreiche Produktion von Fake News geht. Wie man die Zielgruppe recherchiert, die Inhalte produziert, sie gezielt verbreitet – das ist ein spielerischer, kreativer Zugang, der zugleich Wissen über den Aufbau von Nachrichten und die Funktionsweise von Medienkanälen vermittelt.

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