Dieses Buch ist vergriffen und wird nicht mehr nachgedruckt

Es rumort in der Buchbranche: Zuerst haben große Ketten kleine Buchhandlungen verdrängt. Amazon setzt dem Buchhandel und nun den Verlagen mit dem Autorenselbstvermarktungsprogramm Kindle Direct Publishing zu. Und das E-Book wird den Rest erledigen. Aber geht’s dem Buch wirklich so schlecht?

Abseits der Kopierschutzproblematik kann die Verlagsbrache dem digitalen Verkauf und Amazon eigentlich gelassen entgegenblicken. Ist es letztlich doch egal, wo und auf welchem Medium Inhalte verkauft werden. Seit 1978 verlegt der Literaturverlag Droschl vorwiegend zeitgenössische anspruchsvolle Belletristik. Das Geschäft läuft „sehr gut“. Seit Mai 2012 bietet der Verlag neben rund 740 Print-Titeln auch E-Books an. Im Moment werden die circa 80 Stück auf der Homepage aber nicht hervorgekehrt und sie verkaufen sich bloß bescheiden. „Ich finde E-Books nach wie vor hässlicher als Papierbücher, aber letztlich geht es mir um Inhalte. Und wenn die in elektronischer Form gelesen werden, ist uns das auch recht“, meint Verlegerin Annette Knoch. Eine in der Verlagsbranche gängige Meinung, die Buchhändler nicht gerne hören. Knochs Haltung zu Amazon ist ambivalent: Die Berichte über die Arbeitsbedingungen dort findet sie abstoßend. Der kleine Verlag kann aber nicht auf den „größten Anbieter für Literatur im Netz“ verzichten.

Do it yourself

Die digitale Schiene öffnet auch Autoren neue Möglichkeiten des Selbstverlages und auch hier mischt Amazon mit dem Kindle Direct Publishing-Programm mit. Erfahrungsberichte dazu klingen durchaus positiv, doch die meisten genannten Verkäufe liegen im untersten dreistelligen Bereich. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber es sieht so aus, als ob sich dort hauptsächlich diejenigen tummeln, die bei Verlagen keine Chance haben.

Für Stefan Slupetzky ist Selfpublishing keine Option, bürgt doch das Zusammenspiel zwischen Verlag und Autor für eine gewisse Qualität des Textes. Der Autor der Lemming-Krimis gewährt zudem Einblick in seine Einnahmen aus der Schriftstellerei: „Die Verkäufe machen ein gutes Drittel aus, Lesungen knapp zwei Drittel“. Seine zahlreichen Auszeichnungen bringen auch Einnahmen, heben aber vor allem die Arbeitsmoral. Dass das E-Book noch nicht wichtig ist, Lesungen aber sehr, bestätigt auch der letzte Roman des Musikers und Autors Rainer Krispel. Der erschien zuerst als E-Book, später als Buch. Die Buch-Verkäufe haben das E-Book locker überholt, vor allem weil das Buch bei Lesungen gleich mitgenommen werden kann.

Was wird die Zukunft bringen? „Schwer zu sagen“, so Slupetzky. Er denkt an eine Spaltung des Markts: „Hier ein mächtiges Angebot an digitalem literarischen Junk-Food, da eine handverlesene Auswahl an liebevoll zubereiteter Haute Cuisine“. Das wäre möglich, aber ein Zukunftsszenario lässt sich zum jetzigem Zeitpunkt kaum entwerfen. Die demonstrative Gelassenheit einiger Händler und Autoren erinnert ein wenig an die Situation vor zehn Jahren, als Musik-Labels im Indie-Bereich dauernd von der Qualität redeten, die sich langfristig durchsetzt, während die großen Konzerne verzweifelt jammerten und lobbyierten. Die fundamentalen Veränderungen des digitalen Zeitalters hatten beide nicht richtig erkannt: Dass sich das Kräfteverhältnis langsam von den Künstlern und ihren Verlagen hin zu den Internet-Giganten verschob. Bis sie den neuen Möglichkeiten plötzlich hoffnungslos hinterher waren.

Das Buch jedenfalls lebt. Und es sieht nicht so aus, als ob sein Ende naht. Graue Wolken, schon eher.

Bei der Buch Wien kann man eine Menge Bücher ansehen. Sie findet von 21. bis 24. November in der Messe Wien statt. Bei der Lesefestwoche von 19. bis 24. November kann und soll man sogar in Bücher reinsehen.

www.buchwien.at

Die BuchQuartier, eine Buchmesse für unabhängige und kleine Verlage die heuer zum ersten Mal stattfindet. Und zwar am Samstag den 26. Oktober und Sonntag den 27. Oktober, jeweils von 10-20 Uhr im Wiener MQ. Zum Interview mit dem Initiator geht es hier.

Bild(er) © Buchhandlung Anna Jeller & Böhlau Verlag 
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