Entspannt zum Slow-House-Label – Down. Records im Porträt

Down., »Der Ort wundersamer Nächte«, setzt mit Events und neuerdings auch mit einem Label neue Akzente in der Wiener Slow-Szene.

© Down. Der Ort wundersamer Nächte – Alex Hoffmann, Gregor Lang, Luca Bierkle, Marten Klein und Lukas Knott (v. l. n. r.)

Der elektronische Musikkosmos ist ab Mitte der 10er-Jahre um eine Facette reicher geworden: Slow House. Wie bei keinem anderen elektronischen Genre stehen bei der neuen Bewegung Spiritualität und ethnische Musikelemente im Vordergrund. Das für House typische Tempo von rund 125 BPM schrauben die Slow-Produzenten für ihre Musik auf eine Range von 90 bis 110 BPM herunter.

Doch »slow« heißt nicht fad, ganz im Gegenteil: Die Tracks erzeugen einfach eine andere, total entspannte und weltoffene Energie. Und die Ethno-Arrangements vermitteln Vibes irgendwo zwischen nordafrikanischen Wüsten, mittelamerikanischen Tempeln und orientalischem Schamanismus. Österreichs Slow-Pioniere sind die Heimlich-Crew sowie FM4-Musikchef Marcus Wagner-Lapierre (DJ Makossa). Letzterer präsentiert gemeinsam mit MC Sugar B Samstagabend Downtempo-Mixes in der »Swound Sound«-Radioshow. Sonntags gibt es zusätzlich das »FM4 Liquid Radio«-Nachtprogramm.

Slow statt Techno

»Der Ort wundersamer Nächte«, kurz Down. (ja, mit Punkt), ist ursprünglich der Name einer Partyreihe, die als Antithese zu den vielen Techno-Events in Wien auf die Beine gestellt wurde. Seit ziemlich genau drei Jahren versorgt das fünfköpfige Down.-Team, das ausschließlich aus deutschen Musik-Aficionados besteht, die Stadt mit ihren wundersamen Partynächten.

»Wir legen bei den Downtempo-Partys viel Wert auf stimmungsvolle Deko und versuchen dabei stets, mit fairen Eintrittspreisen zu punkten«, sagt Alex Hoffmann. Wien hat für seine Größe eine starke Slow-Szene mit vielen treuen PartygeherInnen – man denke nur an die Events von Heimlich, Journey To Tarab oder Salon Magika. Marten Klein von Down. über das Wiener Partygeschehen: »Im Vergleich zu Berlin gibt es in Wien deutlich weniger aktive Kollektive, dadurch besteht ein engerer Zusammenhang.«

Erst die Partys, jetzt das Label

Nach mehreren Festen kam bei der Down.-Crew die Idee auf, zu den Events Podcasts und auch Down.-Compilations zu veröffentlichen. Von den »Down.casts« genannten DJ-Mixes gibt es mittlerweile mehr als 30 auf Soundcloud zu hören, dazu bereits drei Compilations (»Down.-Tapes«), die alle innerhalb der vergangenen zwölf Monate erschienen sind.

Ein Monat nach Veröffentlichung der dritten Compilation macht das Down.-Team jetzt ernst und kurbelt sein eigenes Musiklabel an, auf dem EPs, Alben und weiterhin auch Compilations erscheinen werden. Marten ist bei Down. für die Musikproduktionen verantwortlich und erklärt: »Seit unserer ersten Compilation konnten wir mit jedem weiteren Release immer mehr dazulernen. Ein Label zu machen, ist natürlich noch mal eine andere Herausforderung als Partys zu veranstalten. Wir haben aber großen Spaß am Label und freuen uns auf die Reaktionen.«

Zur Zeit werden im Monatsrhythmus EPs veröffentlicht: nach Vincent Gericke (Deutschland) im Februar ist ganz aktuell eine EP von Antaares (Mexiko) erschienen. Für April ist ein Release mit Kunterweiß (Deutschland) geplant, für 2021 dann auch Vinyl.

Passion schlägt Business

Für viele Slow-Produzenten und Labelbetreiber, ist die Musik gelebte Passion mit einem starken spirituellen Einschlag. Finanziert wird all das in vielen Fällen mit anderen, quasi »normalen« Jobs wie etwa im Grafiker- und Tonstudiobereich – oder als Yoga-LehrerIn.

»Die meisten Labels und KünstlerInnen, mit denen wir zu tun haben, sind sehr chillig drauf und total offen für neue Ideen. Da stehen die geschäftlichen Interessen nicht im Vordergrund, sondern der gemeinsame Gedanke, die Szene weiterzuentwickeln und gute Partys feiern«, erzählt Lukas.

Events in der Warteschleife

Prinzipiell gehen die Down.-Feste mit den Label-Aktivtäten Hand in Hand. Luca Bierkle erklärt – wohlgemerkt Anfang Februar 2020 – das Veranstaltungskonzept: »Wir planen drei bis vier Partys für heuer, mal kleiner, mal größer. Im Vordergrund steht dabei, dass jede einzelne für Gäste, KünstlerInnen und auch für uns etwas Besonderes sein soll.«

Die Pläne wurden leider von der Realität umgeworfen – oder zumindest deutlich verzögert. Für die nächste Down.-Party Anfang April im Fluc wäre der in der Schweiz lebende und aus Venezuela stammende DJ Arutani engagiert gewesen. Er ist im deutschsprachigen Raum mit seinen mystisch anmutenden Soundproduktionen eine der zentralen Figuren der Slow-Szene. Mit seinem DJ-Namen verbeugt sich der Künstler übrigens vor seinen venezolanischen Wurzeln und der indigenen, fast ausgestorbenen Sprache seiner VorfahrInnen.

Infos zu den aktuellen Aktivitäten der Down.-Crew finden sich hier. Die aktuellsten Releases, etwa die aktuelle EP »Sensativas« von Antaares, hier.

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