Social Media gab es ja eigentlich schon, bevor man das so nannte. Und auch du warst sicher schon damals dabei.
Es gab eine Zeit, da haben wir (wo) anders kommuniziert, als wir es jetzt tun. Die Rede ist von der Vor-Facebook Zeit, in der wir noch eine Vielfalt von Chats, Communities und Plattformen wie zum Beispiel ICQ, studiVZ oder szene1 genutzt haben. Gratis SMS verschicken, Hintergrundlayouts designen, den Lieblingssong dauerhaft auf die Seite stellen, lustige Profilnamen erstellen, Bilder aus Satzzeichen verschicken und vieles mehr gehörten damals zum Alltag. Einige von diesen Seiten existieren noch und werden durchaus noch genutzt, andere wurden mangels Nutzerzahlen aufgelassen.
uboot.com
Motto: U better be Inside (1999-2013) Die, von einer österreichischen Firma, gegründete mobile Jugendplattform hob sich auf jeden Fall durch das Layout von anderen Seiten ab. Grün und schwarz sind eben ein arger Kontrast. Was die Nutzung betrifft, konnte – oder musste – man sich einen Nickname aussuchen und seine Seite individuell gestalten. Am Anfang wurde ein gratis SMS-Service – in Zeiten von Wertkartenhandys, goldwert – eingerichtet der dann später leider kostenpflichtig wurde. Auch sonst ging es 2011 ziemlich bergab. Nach dem Relaunch wurden soziale Wetten – nicht um Geld – auf der Hauptseite angeboten und es gab Kritik, weil Daten, zwecks Werbung, weitergeben werden können, wenn man das nicht mit einer E-Mail widerruft. Am 15. Dezember 2013 wurde uboot.com eingestellt.
sms.at
Motto: Smart up your life (seit 1999) Als Online-Community und Mobile-Entertainment-Plattform hat sich sms.at – wie der Name schon verrät – vor allem durch den unbegrenzten und kostenlosen SMS-Service durchgesetzt. Das war in der Zeit, wo sich das Nokia 3210 gerade etabliert hat, und man angefangen hat ununterbrochen SMS zu schreiben, besonders nützlich und wird 2016 immer noch angeboten. In den Untiefen von sms.at hat man damals schon Wochen verbringen können.
lokalisten.at
Motto: meine, deine - unsere freunde! (seit 2005) Durch die durchgehende Kleinschreibweise auf der Seite haben sich die Lokis – wie die User genannt werden – schon einmal optisch von anderen Plattformen abgehoben. Weiters war der Exklusivgedanke am Anfang sehr entscheidend, denn man konnte sich nur anmelden, wenn man von einem bestehenden Mitglied eingeladen wurde. Eine der interessantesten Funktionen sind die Freundesbäume, die dem Benutzer ermöglichen, die Kette von Beziehungen von Freunden einzusehen.
studiVZ.net
Motto: das Studiverzeichnis (seit 2005) Als Facebook noch thefacebook hieß und rein englischsprachig war, war StudiVZ die Online-Plattform im deutschsprachigen Raum. Von den Funktionen her gibt es viele Parallelen zum großen blauen Konkurrenten. 2011 wurde es allerdings von Facebook überholt und die Benutzerzahlen sind seit dem stetig gesunken. Es gibt allerdings noch eine kleine treu gebliebene Community von "Unique Usern", die StudiVZ auch 2016 noch benutzt.
knuddels.de
Motto: Knuddels der Chat: Chatten. Flirten. Spielen. (seit 1999) Die Chat-Community Knuddels befriedigt die Bedürfnisse vieler. Egal ob, pubertierender Teenager oder 50+ Hausfrau sogenannte "Knuddels" werden von unterschiedlichen Altersgruppen verschickt. Diese interne Währung erhält man, wenn man eine gewisse Zeit auf der Seite verbringt oder Spiele und Quizze gewinnt. Außerdem gibt es verschiedene Ränge, die man – unter bestimmten Bedingungen, wie aktive Teilnahme am Chat – erreichen kann. Kompletter Suchtfaktor also. Und das Rosenverschenken war ja quasi eine Online-Liebeserklärung an Unbekannt. Die Besucherzahlen sind aber mittlerweile auch im unteren Bereich. Waren es 2005 noch 192 Millionen Besucher/Monat, so sind es 2015 nur noch 24 Millionen – ausgeknuddelt also.
icq.com
Homophon für I seek you also "Ich suche dich" (seit 1996) Der Instant-Messaging-Dienst war revolutionär. Der reine Internet Chat war einer der Ersten in dieser Form und existiert zwar noch heute, hatte aber natürlich gegen Social Media Plattformen und Whatsapp keine Chance. Das Logo erkennt aber noch jeder und man könnte ICQ schon fast einen gewissen Nostalgiefaktor zuschreiben.
szene1.at
Motto: In ist wer drin ist (seit 2003) Szene 1 war zeitlich gesehen irgendwann nach Eventshooters und vor oder während StudiVZ. Ob es heute noch irgendjemand tatsächlich verwendet ist unklar, allerdings kann man seinen Account jetzt mit Facebook verbinden. Von StudiVZ abgeschaut hat sich Szene1 übrigens die beliebten Gruppen á la "Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich" oder Ähnliches. Man konnte Freunde in öffentliche Gruppen einteilen also zum Beispiel "Bester Mensch: …", "Mag ich eigentlich gar nicht so: …" Irgendwann sind dann alle zu Facebook abgewandert – zu recht! So mancher macht heute noch ab und zu bei Gewinnspielen mit und gewinnt – vielleicht auch weil sonst niemand mitspielt, man weiß es nicht.
eventshooters.at
Seit Oktober 2002 kennt man das Eventportal und war damals der Eventplaner für viele Jugendliche. Der Chat, samt Video- und Fotofunktion, ist auch noch heute aktiv und wird anscheinend benutzt. Zwar sieht man so manchen nackten Hintern, aber das ist ja nicht unbedingt etwas Neues.
myspace.com
Motto: A place for friends (seit 2003) Gutes altes myspace, hat es auch nicht wirklich geschafft gegen Facebook. Der bisher letzte Versuch den sinkenden Besucherzahlen entgegenzuwirken, war das neue Konzept von 2013. Unter dem Motto "Visually amplified, sonically reborn, this is the new social sound system" wollten die Betreiber neue Besucher anlocken. Hat leider alles nichts genutzt und mittlerweile ist myspace nur noch auf Rang 1.650 der am meisten besuchten Websites (Stand Dezember 2015). Dabei war das schon cool, mit dem persönlichen Song auf der Startseite, dem veränderbaren Layout, dem "coolen" Nickname und was eben noch alles dazugehört hat – schade.
Und wo warst du? Die Lieblingsplattform kann gerne hier in den Kommentaren hinterlassen werden.