Ein Festival als Störenfried

Vom 18. September bis zum 3. Oktober findet wieder einmal die Wienwoche statt, zum letzten Mal mit altem Leitungsteam. Mit dem Neuen haben wir bereits ein Interview geführt.

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"Stören, um zu verändern!" So ist laut Website zusammengefasst das Motto der Wienwoche. Man will anecken und fantasieren, dazwischenfunken und erfinden, entgegentreten und vorausdenken. Diesen Grundsatz verfolgt das Kunstfestival nun schon seit 2012 und hat sich als Fixpunkt in der Wiener Festivallandschaft etabliert.

Dieses Jahr wird das Festival zum letzten Mal von alten Leitungsteam Can Gülcü und Radostina Patulova organisiert werden, ab 2016 werden dann Nataša Mackuljak & Ivana Marjanović die Festivalleitung übernehmen. Wir haben die beiden zum Interview getroffen und zu Migranten, den Grünen, Strache und noch vielem mehr befragt.

Ab 1. Jänner 2016 werden Sie beide die Leitung der Wienwoche übernehmen. Bei wie vielen Events der Wienwoche wart ihr bisher? Gibt es Favoriten?

Nataša Mackuljak & Ivana Marjanović: Wir haben in den letzten Jahren beide ganz verschiedene Sachen gesehen. Spontan fällt uns Mindj Panther und das von Gin Müller initiierte Projekt „Rebelodrom“ ein. In dessen Rahmen wurde eine NoborderZone vor dem Brut am Karlsplatz etabliert, die verschiedene Initiativen wie Refugee Protest oder Eating Europe von Maiz inkludiert hat.

Welche Konzepte vom alten Leitungsteam Can Gülcü und Radostina Patulova wollen Sie unbedingt übernehmen?

Kollektive, partizipatorische Projekte; die Erweiterung kultureller und künstlerischer Praktiken; die Betonung, dass in Wien transnationale und transkulturelle Orte mit ihrem eigenen Wissen und ihrer eigenen Geschichte existieren; eine emanzipierte soziale Haltung, die nach Lösungen basierend auf Solidarität sucht.

Wie haltet ihr es mit postmigrantischem Theater?

Ohne Zweifel bereichern Menschen mit Migrationshintergrund das Theater um relevante Perspektiven, vor allem auch sprachlich. Wenn die jeweiligen Akteurinnen und Akteure ihre Theaterarbeit als „postmigrantisch“ bezeichnen wollen, ist das zu respektieren.

Wie gut etabliert ist die Wienwoche? Wo muss man ansetzen, um das noch zu verbessern?

Wienwoche gibt es erst seit 4 Jahren. Es ist immer noch ein relativ neues Festival in einer Stadt mit einer unglaublichen Menge und Vielfalt an Kunst- und Kulturevents. Szenen und Publikum in Wien sind sehr fragmentiert. Dementsprechend wäre der Ausdruck „etabliert“ zu hinterfragen. Jede neue Initiative braucht ihre Zeit. Wir sehen die Wienwoche auf einem guten Weg. Wir werden daran arbeiten, unser Angebot einer breiteren Öffentlichkeit mit unterschiedlichen Interessen zu vermitteln.

Natürlich wird viel in enger Abstimmung passieren. Aber wie sieht die Arbeitsteilung zwischen euch aus?

Unsere Arbeitsteilung wird unsere unterschiedlichen, sich aber teilweise überschneidenden Kompetenzen widerspiegeln. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nur grob sagen, dass die eine mehr für konzeptuelle, kuratorische Arbeit, die andere für Aktivismus und direkte künstlerische Produktion zuständig sein wird.

Die diesjährige Gemeinderatswahl in Wien wird wohl dazu führen, dass die FPÖ deutlich dazu gewinnt. Da sich die Wienwoche stark mit Themen der Migration und Integration auseinander setzt und die FPÖ mit diesen Themen Wahlkampf und Populismus betreibt: Was glauben wie sich die Veränderung im Gemeinderat auf das Schaffensfeld der Wienwoche auswirken wird?

Darüber reden wir im Herbst!

Die Wienwoche wird gern als Erfindung der Grünen bezeichnet. Warum stimmt das nicht?

Es stimmt, dass die ursprüngliche Initiative für ein neues Format von den Grünen in der Stadtregierung ausgegangen ist, doch wir verstehen Wienwoche als ein von der Stadt Wien gefördertes Projekt. Und „erfunden“ haben die Wienwoche vor allem die, die seit vier Jahren daran gearbeitet haben: Ein unabhängiger Verein mit einem unabhängigen Vorstand, ein starkes Leitungsteam und viele viele Beteiligte.

Welche Künstler würden Sie unbedingt versuchen für die Wienwoche 2016 einzuladen, auch wenn sie oder er unleistbar ist?

Unsere Wunschliste wäre lang: The XX, Theaster Gates, Manu Chao, Pedro Almodóvar … wir werden sicher coole Leute einladen, es gibt bereits Pläne, aber lasst euch 2016 überraschen.

Die Wienwoche findet diese Jahr vom 18. September bis zum 3. Oktober statt. Zum Programm kommt ihr hier.

Bild(er) © Daniel Jarosch
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