Der Verein Gmündrockcity stellt seine Aktivitäten ein – und somit auch das Palaverama Festival im nördlichen Waldviertel. Ralf Wimmer im Interview über die Hintergründe zu dieser Entscheidung.
"GDRC adé" heißt es am 20. März 2015, wenn in der Jägerfabrik Weitra die Kulturinitiative Gmündrockcity und damit auch das Palaverama Festival ihren Hut nehmen – nach mehr als zehn Jahren Vereinsaktivität, die dem Waldviertel immerhin 30 Veranstaltungen mit insgesamt 22.000 Besuchern beschert haben; für 13.200 davon waren die sieben Palaverama Festivals verantwortlich. Zum Abschied gibt’s beim letzten großen Fest ein bissl Amore von Wanda und Freischwimma. Sowie – hiermit – natürlich auch von The Gap.
Die Hintergründe des traurigen Anlasses hat Ralf Wimmer, Obmann des Kulturvereins Gmündrockcity und Gesamtverantwortlicher des Palaverama Festivals, per Mail für uns erläutert.
Unter dem Titel "GDRC adé" veranstaltet ihr im März ein großes Abschiedsfest für euren Verein Gmündrockcity, kurz GDRC, und dessen Palaverama Festival. Vor 2014 hattet ihr bereits eine längere Festival-Pause eingelegt – warum nun der Entschluss, es endgültig gut sein zu lassen?
Mit dem erfolgreichen Palaverama 2014 haben wir einen Höhepunkt und somit auch einen schönen Schlusspunkt erreicht. Warum jetzt das Ende? Es gibt einfach viele kleine Faktoren die hier mitspielen. Einige der Mitglieder arbeiten bereits seit 15 Jahren im Jugendkulturbereich und haben auch viel Freizeit investiert. Über die Jahre ändern sich natürlich auch die privaten Pläne, die Zeit wird dann auch weniger und es wird schwieriger, das Palaverama und andere Events zu organisieren. Leider war es auch nicht möglich, das Projekt Palaverama in neue Hände zu legen, weil Nachwuchs immer schwerer zu finden ist.
Ihr hattet vereinzelt auch große, breitenwirksame Acts im Line-up – man denke etwa an Wir sind Helden 2008. Mit denen steigt natürlich die Aufmerksamkeit seitens der Publikums und der Medien, gleichzeitig nehmen aber auch Druck und Risiko zu. Würdet ihr das im Nachhinein betrachtet wieder so machen?
Ich denke, vom Booking her würde zumindest ich es wieder so machen. Druck und Risiko hatte man sowieso immer. Der größte Brocken damals war sicher die Produktion an sich. In dieser Größenordnung hatten wir noch sehr wenig Erfahrung, aber wir wollten es natürlich probieren. Insgesamt war es auch damals ein erfolgreiches Festival, das eine oder andere Ding würde man sicher anders machen. Aber das war nach jedem Festival so, dass man wieder etwas dazugelernt hat.
Auch auffällig: Heimische Acts haben stets eine wichtige Rolle beim Palaverama gespielt – aus Überzeugung oder weil’s dann doch einfacher zu stemmen gewesen ist?
Beides. Es gibt und gab schon immer gute Musik aus Österreich. Uns war es schon immer wichtig, österreichische Musik zu fördern und auch gerade bei uns im Waldviertel Musik aus Österreich eine Bühne zu geben. Natürlich waren aber Acts aus Österreich teilweise auch leichter zu stemmen.
Finanzierung, Booking, PR, die Event-Abwicklung an sich – welchen Aspekt des Festival-Veranstaltens habt ihr als den schwierigsten erlebt? Welcher hat am meisten Spaß gemacht?
Die Finanzierung war sicher immer am schwierigsten. Booking war immer eine interessante, wenn nicht die interessanteste Herausforderung. Welche Acts sind im Kommen? Wer ist auf Tour? Wo spielen die Acts sonst noch? Wer könnte beim Publikum gut ankommen? Et cetera et cetera. Für mich persönlich war aber auch die Event-Abwicklung immer wieder eine Herausforderung. Ein Festival ist nie gleich, es gibt jedes Jahr andere Dinge zu beachten, wir sind fast jedes Jahr ein Stück gewachsen. Somit muss man sich auch immer wieder neue Lösungen überlegen und es muss dann auch zeitgerecht alles an seinem Platz sein und jeder muss wissen, was er zu tun hat.
Für die Festival-Szene Österreichs sind ganz allgemein harte, aber auch spannende Zeiten angebrochen. Zum einen gibt es so viele Festivals wie nie zuvor – neben Nova Rock, Frequency & Co vor allem auch viele kleinere von regionalen Initiativen – und zum anderen drängen nach und nach große Player mit entsprechender finanzieller Ausstattung aus dem benachbarten Ausland auf den Markt. Wird man als kleines Festival unter diesen Marktbedingungen aufgerieben?
Sagen wir mal so: Leichter wird es natürlich nicht. Für ein kleines Land wie Österreich gibt es fast zu viele Festivals. Schwer war es immer gewisse Acts zu buchen bzw. zu bekommen – weil für kleine Festivals finanziell nicht leistbar. Und teilweise ist auch kein Rankommen an Acts, weil die "Großen" die Hand drauf haben. Aber ein Grund zum Aufhören war das für uns nicht.
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