Der Verein Gmündrockcity stellt seine Aktivitäten ein – und somit auch das Palaverama Festival im nördlichen Waldviertel. Ralf Wimmer im Interview über die Hintergründe zu dieser Entscheidung.
Das Palaverama hat man unter den unabhängigen, kleinen Festivals durchaus als eines der etabliertesten bezeichnen können. Eigentlich eine ideale Ausgangslage für den Einstieg eines größeren Partners aus dem Veranstaltungsbereich. Gab es diesbezüglich Angebote? Falls ja, warum ist nichts daraus geworden. Und falls nein, wäre das überhaupt eine Option für euch gewesen?
Wir hatten schon immer den ein oder anderen Partner. Aber das große Angebot gab es nie. Warum nichts daraus geworden ist? Gute Frage, wenn wir das genau wüssten, gäbe es wahrscheinlich den großen Partner, eine Option wäre es sicher gewesen. Ein Problem ist sicher unsere geografische Lage – viel Abwanderung, keinen Ballungsraum in der Nähe. Linz ist zwar nur 100 Kilometer entfernt, aber hier fehlt noch immer eine ordentliche Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Da geht es nach Wien noch schneller. Daher waren die Besucherzahlen auch immer überschaubar, und dann ist es sicher schwieriger, große Partner zu finden. Wenn man beim Acoustic Lakeside in Kärnten schaut: Die haben jetzt auch nicht die großen Sponsoren, aber dafür innerhalb von 48 Stunden 2.500 Tickets verkauft. Mit 2.500 verkauften Tickets kann man gut arbeiten und kalkulieren. Dort gibt es eben den ein oder anderen Ballungsraum (Klagenfurt, Graz, …) in der Nähe und auch eine Autobahn. Aber es ist auch ein wunderschönes, gemütliches Festival, das spielt beim Acoustic Lakeside eine ganz große Rolle.
Wie steht es deiner Einschätzung nach um die (Pop-)Kultur-Szene des Waldviertels? Gibt es ausreichend Aktive, die Dinge bewegen wollen, und auch ausreichend Publikum, das diese Initiativen dann mitträgt? Denkst du, dass sich ein Nachfolger fürs Palaverama finden wird? Steht die nächste Generation schon in den Startlöchern?
Wie vorher schon einmal kurz angesprochen: Nachwuchs zu finden, war für uns in den letzten Jahren schwer. Es gibt ein großes Angebot an Veranstaltungen aller Art im Waldviertel. Ich weiß nicht, ob es für die "Jungen" momentan nötig ist, selber etwas auf die Beine zu stellen. Im Bereich Jungendkultur war das Waldviertel sicher schon mal besser aufgestellt. Nicht nur wir hören auf, auch die Kollegen vom Verein Parzelle mit ihrem Event dWintergschicht haben aufgehört. Ich würde mich aber freuen, wenn es irgendwann ein Folgeevent für das Palaverama geben würde.
Die Grenzlage des Festivalstandorts Gmünd war schon bei den beiden Vorgängerveranstaltungen des Palaverama, dem Rock At The Border und dem Pop Scene Festival, Thema. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Ist es euch gelungen, Besucher aus dem tschechischen Teil der Stadt anzulocken? Hat es einen Austausch mit Initiativen und/oder Bands von jenseits der Grenze gegeben?
Das war immer ein schwieriges Thema. Wir haben schon immer versucht, Kontakte in Tschechien zu finden. Werbung wurde teilweise gemacht, auch Tickets wurden verkauft. Auch Bands aus Tschechien hatten wir ein paar. Einmal gab es eine Kooperation mit einem Festival aus Znaim. Ein paar Besucher aus Tschechien waren schon immer bei uns. Aber wirklich Fuß fassen konnten wir nie in Tschechien. Jedoch war es für Festivalbesucher aus Österreich und teilweise auch für Bands interessant, Tschechien zu besuchen.
Gmündrockcity und das Palaverama verabschieden sich also. Irgendwie hofft man als Waldviertler natürlich trotzdem, dass es das nicht endgültig gewesen ist. Also: Kommt noch mal was von euch oder möchtet ihr die Veranstalterei endgültig hinter euch lassen?
Ein Palaverama bzw. ein Gmündrockcity-Event wird es nach "GDRC adé" sicher nicht mehr geben. Vielleicht juckt es irgendwann wieder jemanden von uns, in irgendeiner Weise, irgendwo anders oder auch wieder im Waldviertel etwas zu veranstalten. Geplant ist aber definitiv nichts.
Und zum Abschluss noch: Wie fällt dein persönliches Resümee nach all den Jahren Gmündrockcity aus? Was waren für dich die Höhepunkte?
Ich möchte nicht zu melancholisch werden, aber die letzten 15 Jahre haben unglaublich viel Spaß gemacht und waren wirklich wunderschön. Wir durften sehr, sehr viele Leute kennenlernen, Freundschaften knüpfen und sicher auch Erfahrung fürs Leben sammeln. Ein paar Dinge werden uns sicher fehlen. Es gab viele Höhepunkte, teilweise auch wirklich schwere Rückschläge. Aber am schönsten war es einfach immer, wenn die Besucher unserer Events Spaß hatten, glücklich waren und bei den Konzerten die Bude kopfgestanden ist.
Fr., 20. März 2015
Jägerfabrik, Weitra
Line-up: Wanda, Freischwimma