Ein menschenleeres Venedig. Bilder der Lagunenstadt, die in Corona-Zeiten Realität geworden sind. Sie bilden in Deniz Coopers und Salka Webers Spielfilmdebüt die Kulisse für eine charmant verspielte Erzählung über Abschied und Neubeginn einer jungen Frau. Mit »Fisch lernt fliegen« startet heute die Cinema Next Series, die regelmäßig auf der Streamingplattform Kino VOD Club kostenlos spannende Filme von heimischen Filmtalenten präsentiert.
»Fisch lernt fliegen« feierte 2019 auf der Berlinale Uraufführung im Wettbewerb Perspektive Deutsches Kino. Deniz Cooper ist Filmemacher und Schauspieler, Salka Weber hauptberuflich Schauspielerin, »Fisch lernt fliegen« ist ihr erster langer Spielfilm, den sie gemeinsam geschrieben, produziert und realisiert haben. Deniz übernahm die Regie, Salka die Hauptrolle. Im Interview mit Cinema Next verraten uns die beiden, wie sie ein vereinsamtes Venedig filmen und den Film innert lediglich sechs Monaten realisieren konnten.
Cinema Next: In euren eigenen Worten: Worum geht es »Fisch lernt fliegen«?
Deniz Cooper & Salka Weber: »Fisch lernt fliegen« handelt von einer jungen Frau, die nach dem Tod ihres goldenen Fisches mit einem starken Gefühl konfrontiert wird, das sie zunächst als schlechtes Gewissen abtut. Mit ihrer Reise nach Venedig schafft sie es, ihre gewohnte Welt mit Abstand zu betrachten. Als ihr klar wird, dass sie zwei Gefühle verwechselt hat, macht sie sich auf die Suche. Sie flüchtet aus der breiten Masse und bewegt sich fortan in einer menschenleeren Stadt, abseits der vorgefertigten Pfade. Dabei begegnet sie unterschiedlichsten Charakteren, von denen sie jeder ein Stückchen auf ihrem Weg begleitet. Nach und nach erkennt sie, dass das verlorene Gefühl mit ihrem kindlichen Weltbild zu tun hat.
Ein Film im menschenleeren Venedig: Wie habt ihr das bei den Dreharbeiten hingekriegt?
Wir drehten unseren Film fast ausschließlich in der Morgendämmerung, zwischen 5 und 7 Uhr Früh. Die Szenen probten wir im Dunkeln und wir lösten sie in ein bis maximal zwei Einstellungen auf. Dies war nur möglich, weil unser Team aus vier Leuten bestand: Unser großartiger Kameramann Alex Haspel hat auch das Licht gesetzt, baute Rigs, ging mit uns auf Locationbesichtigungen und fuhr das einzige Produktionsauto nach Venedig. Unser Tonmeister, Sergey Martynyuk, seit diesem Film »Sergio« genannt, hat uns einmal mehr mit seiner Flexibilität und Abenteuerlust begeistert. Als Kameraassistent und Focus Puller war Lukas Wesely mit, der nicht müde geworden ist, unsere Equipmentwagen im Dunkeln über die Brücken dieser schönen Stadt zu hieven. Wenn die Menschen aus ihren Häusern und Hotels kamen, waren wir schon längst wieder verschwunden.
Der Film ist, eher untypisch für österreichische Spielfilme, erfrischend charmant und verspielt. Gab es für euch Vorbilder hinsichtlich der visuellen Umsetzung oder der Stimmung des Films?
Bei der Erarbeitung des Drehbuchs von »Fisch lernt fliegen« waren wir inspiriert von Filmemachern der Nouvelle Vague und unserem Lieblingstheater in Wien, dem Bronski & Grünberg Theater.
Ihr seid beide beruflich als Schauspieler/in tätig. Wie schwierig oder einfach war es für euch, hinter der Kamera gemeinsam einen Film selbst zu schreiben, produzieren und zu drehen?
Die Schwierigkeit bei diesem Projekt lag nicht unbedingt so sehr im Wechsel hinter die Kamera, sondern in der Intensität und der Geschwindigkeit, in der wir den Film herstellten. Wir schrieben das Buch im Juni und Juli 2018 in Berlin, bereiteten im August vor, drehten im September, schnitten ihn im Oktober und November und wurden bereits im Dezember zur Berlinale 2019 eingeladen. Das war doch ein ziemlicher Ritt, vor allem weil wir Ausstattung, Kostüm und Produktion auch zu zweit machten. Das nächste Mal würden wir vermutlich eine Person mehr mitnehmen 🙂 …
Für die, die jetzt immer noch überzeugt werden wollen: Gebt in einem Satz eine Empfehlung für euren Film ab.
Es wird getanzt, es wird gesungen, es wird gelacht, es wird geweint, es wird geschossen. Man muss nur ein bisschen Geduld haben …
Eine Interviewreihe in Kooperation mit Cinema Next – Junges Kino aus Österreich.