Kaffeesatzlesen aus den Byte-Trümmern der Zukunft. Electronic Task Force bringt News aus Techno, Bass, Beats, House und der elektronischen Avantgarde. Obacht!
John Talabot bändigt die Geister der Vergangenheit. Und er bringt das Wort „Witch“ wieder zurück zum „House“. Ergäbe Witch House, aber das ist ja schon vergeben. Witch Disco tut es notfalls auch. Ständig spuken auf „ƒin“ Stimmfetzen und Geister-Synths durch das sonst so feiste Beatgerüst (Permanent Vacation, VÖ 27.01.2012). Liest sich schlimm und furchtbar ausgedacht, ist aber umso besser gelöst. Der Katalane Talabot ist schon für das kommende Soundframe gebucht – Freude! Und noch viel mehr Gänsehaut.
Bei El_Txef_A kommt Witch House auch über die Ecken New Jack Swing, Post-Dubstep und tiefer gehängten Weiden zurück in den Club. Wahlweise blutet dieser auch einfach langsam aus. Aitor Etxebarria aus Bilbao rührt auf „Slow Dancing In A Burning Room“ ein seltsames Beat-Amalgam, das vollgeräumt ist mit Bruchstücken der Vergangenheit (Fiakun, VÖ 12.03.2012). Besonderheiten: synthetische R’n’B-Streichern, bouncende Beats und echte Songs! mit echten Melodien! Art Department und Sbrtrkt sind da gar nicht weit weg. Verfremdete Stimmen senden durch ihren Technologieraum Emotionen herüber.
Gespickt mit Stimmsamples und Referenzen an hohe Klangkunst war auch das eher übergangene Debüt des Texaners VVV („Across The Sea“, Fortified Audio, VÖ 21.11.2011). Es richtet sich da ein, wo sich Footwork, klassischer Dubstep den goldenen Schuss setzen. Shed kündigt auf seiner neuen Single nichts weniger als einen massiven künstlerischen Durchbruch an. Die beiden Tracks „Praetorian / RQ-170“ (50 Weapons, VÖ 17.02.2012) sind tatsächlich dicht gewoben und zwischen Glitch Ambient und den Resten von Techno und Dubstep kaum noch verortbar.
Einen leicht überspannten Bogen hat Mike Shannon mit seinem Soloprojekt Blue Fields auf „Ghost Story“ (Haunt Music, VÖ 30.01.2012) gesetzt. Darauf macht er sich auf Spurensuche durch diverse afrodiasporische Genres. Von deepem House, gebremstem Jazz, Geister-Scapes bis Post-New-Age. Dazu passend: Jetzt schon eines der besten Covers dieses Jahres ziert „Undercover“ von Minus-Act Marc Houle, auch wenn es musikalisch richtig weit zurück in die Vergangenheit der Zukunft und Old School Elekkktro geht (VÖ 05.03.2012). Und Fritz Kalkbrenner kann auch Disco sehr gut, wie er auf seinem Mix „Suol Mates“ auf Suol beweist, ganz ohne Geister (VÖ 16.03.2011).
Skrillex!!! Special Effects Electro. Skrillhouse. Caps Rage. VÖ 03.01.2012
Trackshittaz! Auf Ruabm-Suche. Output-Overload. VÖ 10.02.2012
VJs Austria
Mit dem leicht reißerischen Titel „Ist die VisualistInnen-Szene noch zu retten?“ lädt VmiA zum Talk im MAK. Wahlweise auch zum Kuscheln, für Aussprachen, Mea Culpa Bekundigungen, Streiten oder Diskussionen. Vergangenes Jahr ging ein kleines Raunen durch die österreichische VJ-Szene als Neon Golden beim Content Award leer ausgingen (hier gut dokumentiert von Vicea Austria). Spätestens da war klar: VJs sind fragmentiert zwischen Designstudios, die von großen Konzernen gutes Geld bekommen und Liebhaber-Crews, die ihre Arbeit tendenziell als angewandte Kunst verstehen, dazwischen und daneben Crews von Urban Art Forms oder die Media Opera in Simmering – und das übliche Spannungsfeld-Gedöns eben. Im geringsten Fall wird es bei dem Talk um ein Preisvergabeprozedere gehen, im Endeffekt fordern aber mehrere Gruppen Sichtbarkeit und damit Respekt/ Anerkennung/ Berichterstattung/ Geld.
Junge Wiener Labels
In den vergangenen Wochen hat The Gap mehrere Wiener Label-Newcomer interviewt, Leap, The Loud Minority und Schönbrunner Perlen gibt es schon, Moun10 wird noch diese Woche online gehen. Nicht mehr ganz neu, aber demnächst bringt sich auch das Label Vienna Wild Style in Stellung. Mit Konea Ra, Original Lo-Fi und Dakar stehen dort gleich mehrere Alben an.
Und Jack by The Gap findet natürlich auch noch am kommenden Freitag statt.
