Farino: Ein Schlager-Leben als Webserie

Michael Fuith, Manuel Johns und Alexanders Stecher haben eine Webserie rund um das tragisch-humorvolle Schicksal des Schlagerstars Mike Farino entwickelt.

Die Idee zu Farino scheint so naheliegend: Eine humorvolle Webserie über die nicht immer glücklichen Versuche eines ehemaligen Kinder-Schlagerstars dank den Bemühungen seines Managers an vergangene Erfolge anzuschließen. „Farino“ ist mittlerweile seit 2012 in unterschiedlicher Intensität in Produktion. Regisseur Manuel Johns (dessen Musikvideos hier Thema waren), Schauspieler Michael Fuith („Michael“, …) und Alexander Stecher haben die Idee zu der Serie in gemeinsam Filmabenden und vielen Gesprächen über Filme damals geboren und waren damit in Österreich unter den ersten, die sich daran machten eine Webserie zu produzieren. Ihr Aufhänger waren beliebte und erfolgreiche Reality-TV-Formate die dazu neigen die Menschen, denen sie Platz geben, auch bloß zu stellen und mitunter lächerlich zu machen.

Farino © www.farino.at

Entscheidendes Initial war dann das Salzburger Stehgreif-Filmfestival Instant36, an dem sie 2012 teilnahmen und im Rahmen dessen sie den erste 5-Minüter „Vaya con dios“ drehten. Als Sujet hatten sie sich schnell auf das Thema Schlager geeinigt – zu dem alle irgendwie Bezug hatten und der Film zeigt einen Ausschnitt aus den schwierigen Dreharbeiten zu einem Musikvideo von Mike Farino, dem sein ehemaliger Manager einen neuen Song geschrieben hat, um an dessen Kinderstar-Erfolge anzuschließen. Am Set gehen die Emotionen hoch, das niedrige Budget und die daraus relustierenden Produktionsbedingungen machen nichts einfacher, es gibt Streit und Versöhnung. Die Kamera machte damals Peter Jaitz, der vorher „Rimini“ gemacht hat. In Serie nun machen die Kamera Christoph Beck (der unter anderem manche von David Schalkos Superfilm-Produktionen wie „Braunschlag“ oder „Die Vorstadtweiber“ gedreht hat) oder auch Klemens Hufnagl (Kamera bei „Dark“, der kommt jetzt ins Kino), René Rothkopf und Jürgen Hackl.

„Vaya con dios“ war ein Erfolg, machte den dritten Platz im Bewerb und gewann den Publikumspreis. Die Figuren waren damit eingeführt und das Umfeld begann immer wieder nach dem Projekt zu fragen. Und so wurde es beständig weiter entwickelt. Befreundete Schauspieler unterstützten „Farino“, darunter Doris Schretzmayer als sanft esoterische Stimm- und Motivationstrainerin oder auch Sabrina Reiter als Schwester von Mike Farino. Gedreht wurde nicht mit Drehbuch, sondern Treatments und in offenen Takes, in denen die Schauspieler spontan agierten. Das Format der Webserie passt einerseits zum episodenhaften Aufbau, der eher kurze Einblicke gibt, als eine Story auszuformulieren – und außerdem technisch zur Arbeit mit der bewegten Kamera. Verschiedene Versuche mit dem Stoff bei klassischen Sendern anzukommen, gelangen nicht: „Die konnten damit einfach nichts anfangen“, erinnert sich Manuel Johns. 2015 stieg eine Produktionfirma in das Projekt ein, um mit leicht höherem Budget mehr möglich zu machen. Eine Tatsache, die gleich in die Serie integriert wurde. Aktuell läuft eine Crowdfunding-Kampagne um die Entwicklung der ersten Staffel zu finalisieren.

Farino © www.farino.at

Der Humor von „Farino“ kommt aus einer bestimmten Laune und Stimmung, die wohl auch die Produktion bestimmt. Dabei werden — auch weil es kein Drehbuch gibt – keine Pointen herausgearbeitet, die zu bestimmten Zeitpunkten Lacher erzwingen. Und ja, manchmal könnte man meinen, dass sich auch bestimmte Szenen über Schlager und seine Protagonisten etwas lustig machen, was aber laut Michael Fuith und Manuel Johns nicht so gemeint ist. Wenn etwas bloß gestellt werden soll, dann die Vorgangsweise mancher Medien. Was aber nicht heisst, dass im agieren der Firguren und vielen Szenen neben Tragik auch viel Humor steckt. Michael Fuith zieht hier noch eine andere Parallele: „Man kann hier auch immer an Stars in Las Vegas und im Showgeschäft denken, die nach Operationen so künstlich wirken – und ich denke oft färben da die Kunstfiguren, die sie darstellen, auf die Menschen ab.“ Sucht man nach Anhaltspunkten und Einordnungen bleibt „Farino“ ziemlich alleinstehend und unique. Einzig so manch Helge Schneider-Film birgt Parallelen wie die offensichtlichen Verkleidungen, die Low-Fi-Produktion und auch die lakonische Darstellung der Szenen.

Am Montag, 15. Oktober 2018, wurde das Musikvideo zu „Vaya con dios“ veröffentlicht. Noch bis 19. Oktober kann man die Serie auf Startnext mit Crowdfunding unterstützen. Und egal was auf Mike „Farino“ wird, Michael Fuith hat Lust bekommen, künftig neben der Schauspielerei mehr Projekte selbst zu entwickeln. Aktuell bereitet er gemeinsam mit Manuel Johns die Entwicklung eines Mystery-Genrefilms vor.

Alle Infos auf www.farino.at

Farino © www.farino.at
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