Saturday Night Fever – Felix Kramer und sein neues Album »Oh wie schön das Leben ist«

»Oh wie schön das Leben ist«, das dritte Album von Felix Kramer, ist ziemlich gut geworden – und macht Lust auf mehr (fortgehen).

© Kasper Langeder

Also nur so vom Gefühl her: Die Geschichten von Felix Kramer sind wie die frühere ATV-Erfolgssendung »Saturday Night Fever«. Danach willst am liebsten selber saufen gehen. Ja, klar, da ist viel Grind, Speiben und kapitalistische Selbstaufgabe dabei, aber eben auch die schönen Sachen: stundenlang Scheiße reden, vier Stangen Mäuberl heizen, Schmiersuff, schmusen, ranzige Käsekrainer, erst recht speiben, Reparaturseidl zum Mittagessen und alles wieder von vorne.

Identifikations- und sinnstiftend

Der Kramer Felix nämlich, der versteht sein Handwerk ziemlich gut. Das mit der Gitarre sowieso – ist ja ein Studierter, vergisst man auch immer. Aber vor allem das mit dem Storytelling – als eine Mischung aus identifikations- und sinnstiftend, bei der anderen ein bisschen der Stift gehen dürfte. Was da immer wieder durchklingt, ist ein detektivisches Gespür für die ganz genauen Beobachtungen. Vor allem bei den wieder einmal nicht wenigen Drangla-Geschichten. Die sind jetzt keine ganz argen, Schluckfrequenz noch im grünen Bereich, wenn du verstehst. Was man halt so erlebt, als Prä-Bobo in der Großstadt. Da ein bisschen das Heimgehen prokrastinieren (»Ich bleib sitzen«). Da ein wenig fremdflirten mit der an die Spießbürgerlichkeit verlorenen Kollegin aus dem Marketing (»Deine Gründe«). Da ein bisschen was von allem, was das Leben irgendwie gut und weird macht (top: »Oh wie schön das Leben ist«).

Natürlich ist das auch immer ein wenig melancholisch, wie eben jede vernünftige Musik. Weißt eh: Wer fröhlich ist, ist nur falsch informiert. Aber der Kramer – und da kann man schon ein bisschen Hüte ziehen – ist trotzdem ein gutinformierter Optimist, sucht nach Licht in der weltlichen Dunkelheit. Deshalb ist auch der Albumtitel quasi ironiefrei, wenngleich die Quintessenzen der Geschichten mitunter entmutigender nicht sein könnten – ebenso wie die paar soziopolitischen Bestandsaufnahmen (»Wahrnehmungssache 4«, »Er sagt, dass er sich bemüht«). Lachender Smiley mit Tränen, wenn du verstehst. Und jetzt bitte einen Vollrausch zum Mitnehmen. Danke, stimmt so.

Felix Kramer »Oh wie schön das Leben ist«

Das Album »Oh wie schön das Leben ist« von Felix Kramer erscheint am 26. Mai 2023 bei Phat Penguin. Die nächsten Konzerttermine des Musikers lauten: 2. Juni, Krems, Kino im Kesselhaus — 3. Juni, Wels, Alter Schlachthof — 6. Juni, Wien, Porgy & Bess.

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