Festivals in Osteuropa – Normalität?

Früher musste man für Musik und Badewetter nach Spanien. Seit Briten plötzlich auch Osteuropa für avancierte Line-ups entdecken, liegen diese Feste für Leute aus Graz, Klagenfurt und Wien plötzlich in Autoreichweite. Die Leber ist willig, aber der Kopf ist schwach.

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»Der Osten ist schon voll bespielt«, ließ Harry Jenner lapidar via Mail wissen. Der Chef von Skalar Music, dem Quasi-Festival-Monopolisten in Österreich, hatte sich vor sechs Jahren noch die Finger in Zagreb verbrannt, obwohl er sich nur erwartet hatte, den Markt aufzubauen. Zu Placebo, Kaiser Chiefs und Queens Of The Stone Age kamen damals schlappe 5.000 Besucher. Da fehlte offenbar noch mehr als das Fundament.

Das Glück scheint man in diesem Eck Europas eher an der dalmatinischen Küste zu finden. Und indem man Musiktouristen und Feieranten aus England und Nachbarländern wie Österreich und Italien abzieht. Kroatien tritt mit 1. Juli 2013 nicht nur der EU bei, sondern verfügt über ein exzellentes Autobahnnetz bis hinunter nach Split und wird allein von Ryanair an drei Küstendestinationen angeflogen. Anders lässt es sich schwer erklären, dass dort Acts wie Wu-Tang Clan, My Bloody Valentine, Azealia Banks, A$ap Rocky, Snoop Dogg, Metro Area, Avicii, Mos Def, Modeselektor, Disclosure oder The Horrors diesen Sommer dort spielen.

Das Lighthouse Festival pilgerte heuer von Wien aus nach Istrien, das Waves Vienna plant ein Auswärtsspiel in Bratislava. Ebendort wurde gerade das Wilsonic abgesagt. Der Grund war so einleuchtend wie ernüchternd: schlechte Ticketverkäufe. So richtig scheint das mit dem Besucheraustausch noch nicht zu klappen – bei einem Festival, das von Wien aus nur halb so weit entfernt ist wie das Springfestival und unwesentlich teurer als ein Tagesticket in Graz.

Umgekehrt: Wie viele Leute haben mitbekommen, dass Dizzee Rascal schon zweimal in Österreich live gespielt hat, in Mayrhofen in Tirol beim Snowbombing nämlich. Dort fallen einmal jährlich ein paar tausend Engländer ein, trinken englisches Bier, starren auf englisches Sponsoring und sind dann wieder weg wie die Heuschrecken. Nun, es gibt Schlimmeres, ist ja genug Fressen da.

Im Osten haben es dagegen erst ein paar Festivals geschafft, im nahen Ausland bekannt zu werden, wie etwas das Sziget in Budapest, das Exit Festival in Novi Sad oder das Tauron in Polen. Das darf ruhig noch intensiver werden. Sonst müsste man ja dauernd zu Nova Rock und Frequency fahren.

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