Fick die Akademie, Jake Gyllenhaal

Jake Gyllenhaal ist ein Typ für alle. Girlfriends sowieso, Boys auch. Nur der Oscar mag ihn nicht. Warum das so ist, ist eine der großen Ungerechtigkeiten Hollywoods.

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Jedes Jahr, wenn Leonardo di Caprio wieder einmal keinen Oscar bekommt, gibt es einen Aufschrei im Netz. Voll unfair. Bester Schauspieler. Wann wird es endlich Gerechtigkeit in dieser Hollywood-Welt geben. Was alle dabei übersehen, ist eine noch größere Ungerechtigkeit. Jake Gyllenhaal wurde nicht einmal dafür nominiert. Weder für Enemy, Prisoner oder End Of Watch, noch für Nightcrawler.

Dass es dafür aber längst Zeit ist, beweist der Mann allemal. Jake Gyllenhaal benötigt kein sonderbares Etwas oder gekünstelten White Trash-Akzent um Charaktertypen zu spielen. Er kann vieles – gut dreinschauen zum Beispiel. Ob der von Weltschmerz geschundene Donnie Darko oder die Provinz-Liebe der lonesome rangers in Brokeback Mountain. Menschen haben schon für weniger einen Oscar bekommen. Gyllenhaal sucht sich aber noch dazu interessante, ambivalente Rollen raus.

Sein aktuellster Film Nightcrawler – Ziehsohn von American Psycho und Los Angeles-Pendant zu Martin Scorsese’s New York Noir-Klassiker Taxi Driver – schließt nahtlos in diese Kategorie der "Typen" an. Ähnlich wie Ryan Gosling in Drive oder etwa Charles Bukowskis literarische Gestalten, Jake Gyllenhaal verweist in der Rolle des Lou Bloom auf die Kehrseite der Engelsstadt. Das Dunkle und dreckig Penetrante wird sichtbar, beängstigend stark dabei der Schauspieler in der Rolle des soziopathischen Journalisten.

Lonely Hearts Club

Bald nach Erstaufführung stand für viele Kritiker und Internetzüngler fest, Jake Gyllenhaal als Lou Bloom wird bei den Oscars dabei sein. Und zwar nicht in der Kategorie "Beste männliche Nebenrolle" – dafür war Gyllenhaal sogar ein Mal nominiert – sondern als bester Hauptdarsteller. Dieses Jahr wird es klappen, so war man sich einig.

Wie es aber in den Stories ist, die nur die Akademie Hollywoods schreiben kann, geht Jake Gyllenhaal auch dieses Jahr leer aus. Anders als etwa Matthew McConaughey, der sich nach zuckersüßen Jahren im RomCom-Sumpf gleich mit seinem ersten Typenfilm "Dallas Buyers Club" die Auszeichnung sichern konnte, wird es Gyllenhaal vermutlich noch schlimmer ergehen als Leonardo DiCaprio, der immerhin in Serie nominiert wird.

Freude, schöner Götterfunken

Natürlich ist die Konkurrenz nie schlecht. Auch heuer nicht. Ob Birdman, Boyhood oder American Sniper, alles tolle Filme und große Schauspieler, keine Frage. Dass Jake Gyllenhaal jedoch bereits die engere Auswahl verwehrt bleibt, das macht die Filmakademie Hollywoods weder glanzvoll noch sympathischer. Über die Regeln des Spiels der Akademie gibt es viel Spekulationen. Dass Gyllenhaal mit seinen 34 Jahren noch als relativ jung gilt, dürfte nicht unbedingt helfen.

Jake Gyllenhaal darf man aber auch beglückwünschen, nämlich dafür, sich in erster Linie um seine Rollen zu scheren, nicht um den Gewinn der Oscars.

Die Oscars werden am 22. Feber verliehen. Der ORF überträgt wohl wie jedes Jahr in der Nacht mit Studio-Kommentaren von Filmmuseums-Chef Alexander Horwath.

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