Kunst entsteht nicht nur in Köpfen sondern auch an konkreten Orten. Die Auslandsstipendien des Bundeskanzleramtes bringen KünstlerInnen an ebendiese. Die Ausstellung „Away – A Project Around Residencies“ zeigt jetzt die Errungenschaften dieses Programms.
Momentan sind es zwölf über den ganzen Globus verteilte Ateliers – von Banff in Kanada bis Yogyakarta in Indonesien, von Krumau in Tschechien bis Shanghai in China. In ihnen kommen KünstlerInnen unter, die sich bei den jährlich stattfindenden Ausschreibungen für die Auslandsstipendien des Bundeskanzleramtes bewerben. Die Residencies in der Ferne sind bei KünstlerInnen überaus beliebt, schließlich winkt den ausgewählten StipendiatInnen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch ein Atelierplatz mit kuratorischem und technischem Support.
Up, up and away
Die größte Verlockung ist aber die Inspiration, die das Arbeiten an einem fremden Ort verheißt. Um diesen Brückenschlag zwischen Schaffenden und Schaffensort zu ermöglichen, leistet die für Kunst und Kultur zuständige Sektion 2 des Bundeskanzleramtes seit den 1970ern leise Hintergrundarbeit. Weil aber auch auf die hinter dem Vorhang der Kulturproduktion wirkenden Institutionen ab und an das Rampenlicht fallen soll, gibt es mit „Away – A Project Around Resdencies“ jetzt ein Format, das die Ergebnisse dieser Auslandsstipendien der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei flankieren eine dokumentarische Initiative und ein diskursives Programmsegment eine großangelegte Ausstellung von in den Auslandsateliers entstandenen Arbeiten.
Die Poesie der Zwischennutzung
Während auf der website www.away.co.at Tagebucheinträge der StipendiatInnen veröffentlicht werden und unter #artistsaway eine Instagram Residency abläuft, finden Think Tanks zu den praktischen und theoretischen Aspekten des künstlerischen Arbeitens im Ausland statt. Kernstück des Projekts ist aber die Ausstellung, zu der die etwa 200 KünstlerInnen eingeladen wurden, die das Programm in den letzten drei Jahren in alle Welt verschickt hat. Dass dafür das ehemalige k.u.k. Post- und Telegraphenamt in der Zollergasse als temporärer Kunstraum gewonnen werden konnte, darf als Glücksfall bezeichnet werden. Die Ausstellungsfläche auf mehreren Stockwerken kommt mit ihrer provisorischen Zwischennutzungsatmosphäre zwischen verstaubtem Glanz und der Poesie verlassener Büroräume den zusammengetragenen Kunstwerken durchaus zu Gute.
Vom Tränengas ins Gärtnerhaus
Die Kuratorinnen Alexandra Grausam und Genoveva Rückert betonen, dass die geförderten Auslandsaufenthalte oft zu zentralen Arbeiten im Werk der StipendiatInnen führen. Die Ausstellung schafft es nicht nur das zu vermitteln, sondern auch die unterschiedlichen Eigenheiten der Ateliers und Städte mit Hilfe der Kunstwerke zu umreißen. Im Gesamten entstehen klare Verbindungslinien zwischen den nach Entstehungsorten angeordneten Arbeiten, die ein Bild der Herausforderungen und Inspirationsquellen des Umfelds zeichnen. So entsteht an manchen Ort Kunst, die sich intensiv mit Urbanität auseinandersetzt, während anderswo die Landschaft im Mittelpunkt steht. In Istanbul, wo bisweilen Tränengas das Atelier füllte, stellen sich andere Fragen als in Mexico City, wo die KünstlerInnen im Gärtnerhaus der österreichischen Botschaft in einer Gated Community arbeiten.
Scheitern, lernen, Neues machen
Man müsse scheitern, man müsse die eigenen Grenzen kennenlernen, man müsse Sachen machen, die man noch nicht gemacht hat, meint Nikola Hansalik, die mit farbenfrohen Fahnen in der Ausstellung vertreten ist, die von New Yorker Werbebannern inspiriert sind. „Away – A Project Around Residencies“ schafft es diesen Aufbruch mit Hilfe der reichen Ressourcen eines langjährig erfolgreichen Projektes auszudrücken und dabei ebenso das Werk wie den Schaffensprozess in all ihren Facetten zu thematisieren.
1. Thomas Schoiswohl, "Karrieremonster mit Laterne", 2016 (© Veronika Felder)
2. Ehemaliges k. und k. Post- und Telegraphenamt, Zollergasse 31, 1070 Wien (© Veronika Felder)
3. Susi Krautgartner im Gespräch mit Genoveva Rückert über ihre Arbeit: "A view of my own", 2013 (© Veronika Felder)
4. Olivia Jaques, "Nestbau (Wien)", ortsspezifische Installation (© Veronika Felder)
5. Ehemaliges k. und k. Post- und Telegraphenamt, Zollergasse 31, 1070 Wien (© Veronika Felder)
6. Marlies Pöschl, "L’École de Simili", 2014 (© Veronika Felder)
7. Corinne Rusch, "Real Places, Real Dangers", 2012 (© Veronika Felder)
8. Jakob Neulinger, "Uchi Soto", 2016 (© Veronika Felder)
9. Co-Kuratorin Laboratory Katja Stecher im Ausstellungsraum: Banff/Shanghai (© Veronika Felder)
10. Iris Andraschek im Künstlergespräch (© Veronika Felder)
11. Ausstellungsraum: Rom/ Paris, zu sehen Arbeiten von Timotheus Tomicek, „swing“, 2015, sowie Ruth Anderwald + Leonhard Grond: "Paris Tapes", 2012 (© Veronika Felder)
12. Timotheus Tomicek, “develop”, Sophie Thorsen “Some Straight Lines”, 2016, Ausstellungsraum: Banff/Shanghai (© Veronika Felder)
13. Siggi Hofer, “New York 2”, 2016 (© Veronika Felder)
14. Timotheus Tomicek im Künstlergespräch mit der anwesenden Presse über seine Arbeit "swing”, 2015 (© Veronika Felder)
15. Claudia Rohrauer, "legitimating a view (slanted perspectives on Berenice Abbott's file #254/1)”, 2014/2016 (© Veronika Felder)
16. AWAY Pressekonferenz am 09.11.2016 im Think Tank Raum (© Veronika Felder)
17. AWAY Zeittafel, zu sehen sind die Destinationen und Schwerpunkte des Auslandsatelierprogramms des Bundeskanzleramts Sektion II - Kunst und Kultur, Ausstellungsraum Destination (© Veronika Felder)
18.Kuratorin Alexandra Grausam und Co-Kuratorin Genoveva Rückert (© Veronika Felder)
19. AWAY Pressekonferenz am 09.11.2016 im Think Tank Raum (© Veronika Felder)
20. AWAY Pressekonferenz am 09.11.2016 im Think Tank Raum (© Veronika Felder)
21. Albert Mayr, "CHINA BIKE", 2015 (© Veronika Felder)
22. Ehemaliges k. und k. Post- und Telegraphenamt, Zollergasse 31, 1070 Wien (© Veronika Felder)
Die Ausstellung zu „Away – A Project Around Residencies“ ist noch bis 10.12.2016 in der Zollergasse 31 zu sehen. Das Programm für die Begleitveranstaltungen und die Online-Ressourcen finden sich auf www.away.co.at.