Auf nach Europa. Denn wer in Österreich independent Musik macht, muss raus. Siluh Records hat sich diesen Schritt von der Wiener Kreativagentur departure fördern lassen. Nach knapp einem Jahr hat das Label nun mindestens doppelt soviel Freunde von Freunden. [Advertorial]
Er hat jetzt echte Ordner, halbe oder ganze pro Quartal, mit Rechnungen. Am Tisch liegen schmale Stapel Visitenkarten aus Frankreich und Deutschland, von Managern, Agenten und Bookern, aufgesammelt bei Festivals quer durch Europa. Gerade ist das blutig neue Album der Sex Jams eingetroffen, drei Monate vor Release, mit Stickern, Grafik und fixfertigen Plänen für ein Performance-Video. Live steht dieser Band nämlich am besten. Und ohne Video bekommt man heute keine Gigs mehr, zumindest nicht in der Bundesrepublik, wenn man befreundete Clubs im Dutzend anschreibt. Bernhard Kern wirkt zufrieden, zufriedener als vor drei Jahren, als er das Label Siluh Records noch in seiner Freizeit geschmissen hat. Und er ist heute viel fokussierter.
Das Spiel
Seit seiner ersten Förderung durch departure vor etwa zwei Jahren hat er den Brotjob aufgegeben und ein paar alte Gewohnheiten, die unnötig Geld gefressen hatten. Promo, Anzeigen, Verpackung etwa. So langsam hat das Label begonnen sich zu tragen. Er konnte seine Bands ausbezahlen, sich mit ihnen zusammen- und auseinandersetzen. Heute weiß er, was er von ihnen erwartet: auf bestimmten Festivals spielen etwa. Weil die richtigen Leute sie dort live sehen. Man taucht ein in einen sich selbst erhaltenden Kreislauf aus Subventionen, Musikkonferenzen und Exportbüros, trifft sich, feiert, redet, sieht sich Bands an, lernt Leute kennen und kennt sie schon. Zwei Wochen später von vorn, irgendwo anders. Dazwischen Twitter an, Mail an, hallo, wie geht’s, hier der Link, wurde letztens übrigens auf BBC One gespielt.
Bernhard Kern macht da mit, nicht etwa, weil er das so toll und inspirierend findet, nein. »Man weiß nicht, was am Ende dabei rauskommt. Showcase-Festivals sind eine Chance, auch wenn damit allein noch keine Karriere beginnt. Eigentlich sollte es euch Spaß machen, und ihr müsst live spielen«, das sagt er jetzt seinen Bands. Er wüsste auch nicht, wie sonst. Siluh soll immerhin internationaler werden. Das ist der Plan und der wurde bei departure beantragt und abgesegnet.
Heute, knapp ein Jahr später, muss er erst einmal in den Unterlagen nachsehen, ob er sich selbst richtig eingeschätzt hat. »Einiges ist aus dem Fokus gerückt. Aber die Intensivierung bestehender Kontakte läuft sehr gut.« In Benelux etwa. Frankreich wäre als nächstes dran, aber die Bands auf Siluh sind gerade woanders. Luise Pop hat trotz Ladyfest in Paris beschlossen, erst einmal wieder aufzunehmen und nicht mehr zu touren. Der Re-Release wird dort vertagt.
Man kann immerhin die Ohren öffnen, man kommt ran an die mittlere Ebene des Business, wenn man auf die einschlägigen Festivals fährt und seine Bands mitnimmt. Das Waves Vienna hat heuer zu einem Artikel im britischen Guardian und im i>Artrocker Magazine geführt, die grandiosen Mile Me Deaf spielten letztens im Old Blue Last, dem Vice Pub in London. »Mir kommt das manchmal vor wie bei alten Adventure-Games wie Zack McKracken. Man fliegt herum, sammelt Kontakte und Fähigkeiten, kombiniert, schaut, was mit was funktioniert, damit man weiterkommt.« Die letzten zehn Prozent besser sein als die anderen – also genau das, was den alles entscheidenden Unterschied ausmacht –, die sind irgendwie Magie. Oder Glück. Beides kann man nicht erzwingen, aber man muss im richtigen Augenblick darauf vorbereitet sein.
Das Glück
Unmittelbar vor dem Interview im Büro in der Wiener Zirkusgasse, das sich Bernhard Kern mit Seayou Records teilt, telefoniert er noch mit Sweet Sweet Moon, ein enormer Rohdiamant, der nur leider etwas verpeilt ist. Mit ihm über die Studioarbeit reden, oder ihn fragen, was er möchte, dass über ihn erzählt wird, was ihn ausmacht, so wie Bernhard Kern das mit all seinen Bands macht – das sind kleine Schritte, damit der große Schritt nach Europa überhaupt gelingen kann.
Departure Swot Blog
Stärken, Schwächen, Chancen, Gefahren – auf englisch abgekürzt S.W.O.T. – müssen am Anfang eines großen Projekts nicht immer klar sein, aber es hilft, sie zu kennen. Wenn öffentlich gefördert wird, hilft es nicht nur, dann muss es sein. Departure, die Kreativagentur der Stadt Wien, unterstützt das mit dem SWOT-Blog, der laufend beobachten wird, was aus neuen Ideen der Musikkreativen über die Jahre entsteht, was gelingt, was stirbt und daraus erwächst. In der ersten Folge: Ntry Smart Ticketing und Siluh Kickoff Europe.
Dieser Artikel ist Teil einer entgeltlichen Kooperation mit departure.