Texta gibt es jetzt seit 20 Jahren. Das sind 20 Jahre österreichischer Hip Hop, der einiges erlebt hat. Im Interview erzählen sie von Erfahrungen, Erlebnissen und Eazy-E.
Das neue Jubiläumsalbum heißt „XX“, bestehend aus 2 CDs, fasst eure Karriere gut zusammen.
Flip: Ja, es sind B-Seiten aber auch zum Beispiel der neue Track „Drahtseilakt“ darauf. Aber im Großen und Ganzen gibt es einen guten Überblick.
Dan: Manche Tracks sind ja auch von Konzeptalben, also die waren in dem Fall dann schon als großes Ganzes gedacht. Aber unter 2 Stunden haben wir alles wichtige reinbekommen.
Flip: Wir sind auf jeden Fall eine Albumband, uns sind normale Alben schon auch wichtig.
Beim Albumcover musste ich sofort an die Gruppe The XX aus England denken. War das Design Zufall?
Flip: Es hat sich halt so entwickelt mit unserem Designer, es geht um das römische Zwanzig. Es war klar, dass das vielleicht ein wenig den Anklang davon hat.
Dan: Wobei du jetzt der erste bist, der uns darauf anspricht.
Flip: Jamie XX ist auch ein guter Producer.
Bei „Drahtseilakt“ ist der Mundartanteil ein wenig heruntergeschraubt.
Flip: Wir waren ja maximal 40% Mundartanteil. Mir fällt sowas gar nicht groß auf.
Dan: Es gibt ein paar reine Mundartnummern seit 2004, im Verhältnis aber immer weniger. Das ist halt jedem überlassen, wie er gerade rappt. Bei „Drahtseilakt“ ist es wirklich so, das fällt auf.
Flip: Mir hat Mundart eine Zeit lang nicht mehr so gefallen, obwohl wir es auch sehr gepusht haben. Da waren wir sehr federführend. Das ist früher auch eher belächelt worden. Dann hat sich das geändert und fast alle haben in Mundart gerappt, außer die, die sich sehr nach Deutschland orientieren. Chakuza, oder zum Beispiel Gerard. Nazar orientiert sich auch sehr am Berliner Sound. Moneyboy redet jetzt auch nicht Mundart. Das sind die, die sehr stark nach Deutschland schauen. Oft sind das Artists, die stark germanaffin waren, die funktionieren dort. Je mehr österreichische Identität du hast, desto weniger interessiert die sowas.
Wobei Dialekt ja gerade im Rap etwas sehr interessantes ist.
Flip: In Deutschland halten die noch nicht mal bayrischen Rap aus.
Dan: Rap muss immer verständlich bleiben. Französischer Rap ist zum Beispiel total gut, aber nach drei, vier Nummern verliere ich das Interesse, oder die Aufmerksamkeit. Darum ist es für einen Deutschen unmöglich, dass er ein Dialektalbum von uns feiert. In Bayern sind wir zum Beispiel auch beliebter, weil uns die Leute verstehen.
Flip: In Deutschland haben wir auch nur einzelne Gigs, eine richtige Tour schon lange nicht mehr. Bis 2002 waren wir sehr oft dort, aber als Aggro Berlin kam, waren wir ein Auslaufmodell. Mit Conscious Rap kann man dann keine jungen Leute mehr ansprechen. Jetzt merkt man aber, dass wieder viel möglich ist. Wir hatten eine Doppelseite im Juice-Magazin, ohne dass es ein Problem ist. Es ist wieder ein bißchen Bewusstsein für die Oldschool da.
Dan: In Deutschland gibt es ja auch ein paar überlebende Bands aus der Zeit. Das wird jetzt anders wahrgenommen, und geschätzt.
Flip: Genauso wie Fettes Brot oder Fanta 4, die machen das jetzt 20 Jahre. Sowas muss man mal schaffen, so lange relevant zu bleiben, egal wie „real“ man ist. Die haben den Sound von Rap mitbegründet und spielen noch immer gute Shows. Vor ein paar Jahren waren die Medien eher so eingestellt, dass die ganzen alten Leute scheissen gehen können. Max Herre hat Funk gemacht, Massive Töne haben sich aufgelöst. Die Neunziger-Generation war tot. Es ändert sich wieder, die Kids interessieren sich dafür.
Hat man es denn nach ungefähr 20 Jahren satt, sich mit dem ganzen „Rap-Game“ auseinanderzusetzen?
Flip: Früher hat man sich wegen kleinen Dingen noch aufgeregt. Da gewinnt man dann mit der Zeit auch Distanz. Ich vergönne jedem den Erfolg, auch wenn ich manches nicht verstehe.
Dan: Man kennt die Maschinerie, weiß wie es funktioniert. Aber kapiert hat man es manchmal trotzdem nicht. Wir können es relativ entspannt beobachten und uns unterhalten lassen. Das erlauben wir uns schon. Unsere Meinung steht nicht groß in der Öffentlichkeit. Wir brauchen auch nichts zu planen. Wir sind so weit gekommen, und waren nie ausschließlich von Musik abhängig, um zu überleben. Das ist vielleicht auch unser Geheimnis. Wir haben alle einen Job. Sobald du davon abhängig bist davon, musst du nachdenken, was du machst.
Flip: So lange wir motiviert sind, werden wir das machen. Wir haben auch schon angefangen, am neuen Album zu arbeiten. Wenn alles gut läuft, kommt das nächstes Jahr. Es gibt Pläne mit Blumentopf was zu machen. Ich werde ein Produceralbum rausbringen.
Gibt es irgendwen, der euch kreativ inspiriert, euch antreibt?
Flip: Mich als Producer inspiriert alles. Natürlich noch immer viele Rap- und Soulplatten. Ich versuche aktuell zu bleiben… Die spannendsten Alben in letzter Zeit waren zum Beispiel von Kendrick Lamar "Good Kid Mad City". Im Underground war das Roc Marciano, Action Bronson, da gibt es viele Sachen. Ich höre auch kommerzielle Sachen, Pusha T’s neues Album war sehr gut.
Dan: Ich bin noch immer großer Boombap Fan. Es gibt da soviele Subgenres. Ich kann auch mit den Trap-Sachen viel anfangen, beim Auflegen.
Flip: Die ganze Zeit Trap zu machen wäre mir zu hart, immer nur 808 Drums…
Dan: Also ich bin bei den Klassikern zuhause, aber es tut sich immer viel. „Niggas In Paris“ war großartig.
Flip: Du kannst zwischen Retrobeats und modern wechseln, da ist viel Möglichkeit da, etwas zu machen.
Dan: Ich muss Flume erwähnen, das war produktionstechnsich großartig.
Der Anfang zum Schluss: wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Flip: Im Kapu in Linz. Das war irgendwann ein Hip-Hop Tempel, dort haben wir dann auch Konzerte organisiert.
Gibt es irgendein Highlight der Karriere, das ihr erwähnen wollt?
Dan: Als einzelnen Moment kann ich nichts hernehmen… Eher einzelne Begegnungen. Als wir in Dakar waren… Es ist toll, wie Hip Hop auf der ganzen Welt gleich gesehen wird. Die Leute wachsen mit der gleichen Musik auf. Das ist sehr schön.
Noch irgendeine Message, die ihr senden wollt?
Flip: Love is the Message.
"XX", das Album zum 20jährigen Jubiläum von Texta, ist bei Tonträger Records erschienen.