Gewalt in Wien

Das angesagte Konzert-Highlight: Gewalt befinden sich gerade auf Tour und kommen am 8. Februar in die Wiener Arena.

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Das Blaulicht dreht sich auf der Bühne und sorgt für Unruhe. Die weitgehende Dunkelheit unterstützt den Fokus auf den Sound. Die Drummachine drängt unerbittlich vorwärts, Gitarren und Bass steigern sich in stoische Riffs. Textlich verdichtet „Szenen einer Ehe“ alle Beziehungsprobleme auf drei grundlegende Fragen, „Limiter“ beschreibt selbst auferlegte Beschränkungen. Existenzängste und Obdachlosigkeit werden in „So geht die Geschichte“ eindringlichst beschrieben und im relativ neuen „Wir sind sicher“ werden Dinge, die manchen ein Gefühl von Sicherheit geben (ein Nest, Familienmitglieder, Besitz, …), so lange aneinandergereiht bis diese Sicherheit bei der wiederholten Selbstbeschwörung „Wir sind sicher“ endgültig zerbröselt und sich als Trugschluss erweist.

Wenn sie nach Wien kommen, sind Gewalt bereits einige Zeit auf Gewalt & Friends Of Gas-Tour, in erster Linie in Deutschland. Nach Wien kommen sie allein – den freien Slot übernimmt Scarabäusdream, die sich reduziert auf Schlagzeug und Klavier ähnlich kompromisslos zeigen.

Die Zeit seit dem letzten Wien Konzert hat Gewalt  wenig überraschend umtriebig verbracht und 7-inches und Videos veröffentlicht. Da war „Verheimlichung / Limiter“ – wobei es zu letzterem am 30.1.2018 in Berlin eine Videorelease-Party gibt. Und im Februar kommt „Wir sind sicher / Guter Junge, böser Junge“.

Und sie haben ziemlich viele, ziemlich gute Interviews gegeben. Mit dem Kaput-Magazin oder auch der Taz gesprochen. Diese sind immer lesenswert, voll von geradlinigen Aussagen zwischen entwaffnender Ehrlichkeit und auch der Lust an der eigenen Stärke und Schwäche. Da fallen dann in hoher Dichte wunderbare Sager: „Die einzige Berechtigung, die Kunst hat, ist, dass sie einen Eingriff in die Persönlichkeit des Anderen darstellen kann: Musik, Malerei, Film. Alles andere greift dich nicht an, ändert dich nicht.“

Wie gewohnt, gehen Gewalt in den neuen Stücken dorthin, wo es weh tut. Die Songs vermischen zunehmend privat und größere Zusammenhänge. Das wird nie politisch in einem Partei-Sinn, nimmt aber in aller Direktheit und im Blick auf sich selbst, Gesellschaft mit. Ein durchaus kritisches „Wir“ spielt hier eine größere Rolle, doch dieses Größere verkommt nie zu einer anonymen Masse, in der wir uns verstecken könnten. Es geht immer konkret um dich und mich – wir eben.

Das alles hat niemals mehr Gewicht, als bei ihren Live-Konzerten, jenen Räumen für die es Gewalt eigentlich gibt und in denen es schon vorkommen kann, dass die Songs, die Band selbst  an den Rand der Tränen bringen. Die Besetzung mit dem DM1 wird auch für Besucher und Hörer so zwingend, wie sie es für die drei Musiker schon lange ist: DM1, Helen Henfling, Yelka Wehmeier, Patrick Wagner. „Verdichtung der Unmöglichkeit und Unentrinnbarkeit unserer Existenz.“ nennen sie das selbst. Hingehen!

Gewalt und Scarabäusdream spielen am 8. Februar in der Wiener Arena.

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