Seit zehn Jahren bereichert das Blue Bird Festival den Wiener Musikherbst. Jenny Blochberger und Nadine Berginz von der Vienna Songwriting Association (VSA) blicken für uns auf die Erfolgsgeschichte ihrer Veranstaltung zurück.
Wie wichtig sind Headliner für euer Festival? Kommen die Besucher vor allem wegen bekannter Künstler zum Blue Bird? Und als Gegenstück dazu: Wie wichtig ist es euch, Neues und Heimisches zu präsentieren? Lässt sich das Publikum darauf ein?
Jenny: Natürlich ziehen die Headliner die Masse der Besucherinnen und Besucher an. Und wenn wir sie dann haben, setzen wir ihnen was ganz Neues, Unbekanntes vor. Abgesehen davon programmieren wir nach Qualität; dass da auch österreichische Acts dabei sind, ergibt sich von selbst.
Nadine: Es gibt auch zahlreiche Blue-Bird-Fans, die auf unser Booking vertrauen und lange bevor das Line-up überhaupt feststeht, Dreitagespässe kaufen. Und ja, das Publikum wird immer gerne überrascht, stürmt nach dem Entdecken der neuen Lieblingsband zum Merch-Tisch und kauft ihn leer!
Neben dem Blue Bird Festival veranstaltet die Vienna Songwriting Association auch regelmäßige Open-Mic-Nights und präsentiert Konzerte, bei denen jedoch andere als Veranstalter fungieren. Vor einigen Jahren habt ihr selbst noch mehr veranstaltet – wie kam es zu dieser Entwicklung?
Jenny: Das hat zwei Gründe: Einerseits haben wir immer um Förderungen kämpfen müssen und konnten uns die selbstveranstaltete Reihe „VSA Presents“ einfach nicht mehr leisten. Und andererseits haben wir auch nicht genug Manpower – wie Nadine schon vorher erzählt hat, haben die meisten von uns mittlerweile einen Vollzeitjob und einfach nicht mehr so viel Zeit.
Wird es auch heuer wieder eine neue Ausgabe der VSA-Compilation „Between The Lines“ geben?
Jenny: Ja, die sechste „Between The Lines“ – fast ein bisschen anachronistisch, heutzutage noch CDs zu machen … Aber wenn schon, dann richtig: liebevoll zusammengestellt, mit einem ausführlichen Booklet und schönem Artwork. Perfekt als Geschenk geeignet!
Nadine: Drauf sind neben unseren Lieblingssongs auch wieder einige Schätze aus unserem Live-Archiv.
Zum Abschluss drei Klassiker. Nummer eins: Was war für euch der schönste Moment in der zehnjährigen Festivalgeschichte?
Nadine: Amanda Palmers Zugabe letztes Jahr, zu der sie alle anderen Künstlerinnen und Künstler auf die Bühne geholt und mit ihnen „Walk On The Wild Side“ im Gedenken an den gerade erst verstorbenen Lou Reed gesungen hat.
Jenny: Da gab’s mehrere, aber ein Moment war 2012: Da trat der völlig unbekannte Asaf Avidan beim Blue Bird auf. Wegen dem hat damals sicher kein einziger Besucher eine Karte gekauft. Er kam auf die Bühne, wirkte recht unauffällig, das Publikum hat sich wohl nicht viel erwartet – dann macht er den Mund auf und bei den ersten Tönen waren alle hin und weg. Danach habe ich von vielen gehört, dass er das Highlight des Abends war.
Nummer zwei: Was sind eure ganz persönlichen Highlights des diesjährigen Festivalprogramms?
Nadine: Soak, How To Dress Well, Schmieds Puls und Patrick Wolf. Und eigentlich überhaupt alles. Wir haben heuer ein wirklich tolles Line-up; Klaus hat sich beim Buchen selbst übertroffen!
Jenny: Ich freu mich besonders auf Dry The River, I Am Oak und Fräulein Hona – und auf die Ausstellung unserer Fotos und Filme aus den letzten zehn Jahren.
Und zu guter Letzt, Nummer drei: Wenn ihr vollkommen freie Wahl hättet, welchen Künstler – dead or alive – würdet ihr gerne fürs nächste Blue Bird verpflichten?
Jenny: Das liegt wohl auf der Hand: Nick Drake. Und mein persönlicher Wunsch für eine noch lebende Künstlerin wäre Joanna Newsom.
Nadine: PJ Harvey, weil sie im Moment mit Sicherheit eine der besten Songwriterinnen ist.
Das Blue Bird Festival findet von 20. bis 22. November 2014 in Wien statt. Zum zehnjährigen Jubiläum stehen Patrick Wolf, How To Dress Well, Gravenhurst, Dry The River, Joan As Police Woman und viele andere Acts auf der Bühne des Porgy & Bess. Nähere Informationen unter www.songwriting.at.
