God of War: Vater und Sohn statt Blut und Busen

Ganz im Trend aktueller Reboots bemüht sich auch das neue God of War um Ernsthaftigkeit, Story und Figuren.

Das neue „God of War“ will die Serie neu erfinden und geht dabei einen nicht unähnlichen Weg, den etwa „Marvel“ im Fall von Wolverine bei „Logan“ gegangen ist oder den Lara Croft in den letzten „Tomb Raider“ spielen eingeschlagen hat. Und ganz sicher haben die Entwickler auch „Horizon Zero Dawn“ und „Hellblade“ genau angesehen. Das Resultat ist ein tatsächlich anderes „God of War“. Kriegsgott Kratos hat den Olymp und die umkämpften Plätze in der griechischen Mythologie nach seinem Kampf gegen Göttervater Zeus hinter sich gelassen und sich in den verschneiten Gebirgen Nordeuropas mit Frau und Kind niedergelassen. Das Spiel beginnt knapp nach dem Tod seiner Frau und ihrem letzten Wunsch, ihre Asche möge auf die Spitze eines bestimmten Berges getragen werden. Kratos ist ein kräftiger, aber auch alter und müder Mann. Auch wenn er die Saufgelage früherer Tage hinter sich gelassen hat, hat er die Erziehung seines Sohnes Atreus großteils seiner Frau überlassen. Nun müssen sich die beiden unterschiedlichen Charaktere gemeinsam auf den Weg machen. Im Gegensatz zu seinem Vater ist Atreus leicht kränklich und mehr intellektuell als muskelbepackt. Kratos bringt dafür – bei aller offensichtlichen Liebe – nur bedingt Verständnis auf.

God of War © Sony Playstation

Auf ihrem Weg begegnen sie naheliegend vielen Kämpfen und Gegnern, die sie gemeinsam meistern müssen. Atreus unterstützt seinen Vater dabei mit seinem Bogen. Zwischendurch gilt es leichtere Rätsel zu lösen, bei denen der Sohn, der im Gegensatz zu seinem Vater Runen lesen kann und sich in seiner nordischen Heimat auskennt, eine wichtige Rolle zufällt. Generell sind die Kämpfe etwas trockener und weniger over-the-top. Statt der an Ketten montierten Chaosklingen gibt es nun eine Axt als Waffe. Diese kann allerdings auch – wie Thors Hammer – geworfen und zurückgerufen werden, wobei sie auf beiden Wegen Schaden verursacht. Sehr regelmäßig stößt man dabei auch auf größere Gegner oder Mengen an Feinden, die Kämpfe intensiver und langwieriger machen. Ganz leicht war „Gof od War“ aber nie. Gerade in diesem Kämpfen fällt auch auf, wie sehr die Entwickler die Kamera an Kratos hängen.

God of War © Sony Playstation

In der neuen Inszenierung fällt das Zusammenspiel von Kratos und Atreus besonders ins Gewicht – und sie ist überraschend gelungen. Mag vieles weiterhin in Klischees verhaftet bleiben, so gelingt hier doch mitunter ein Ausdruck, der in Spielen zu selten Raum findet. Dazu gehören humorvolle Dialoge zwischen den beiden ebenso wie Szenen in denen Kratos seinen Sohn unterstützen und ihm nahe sein will und doch nicht weiss wie. Immer wieder zieht er seine Hand knapp vor der Umarmung wieder zurück. Und während Kratos nicht mehr weiss, als seinem Sohn beizubringen in Kämpfen sein „Herz zu verschließen“ und kein Mitleid mit dem Gegner zu zeigen, so sehr bekommen Atreus und seine Schlauheit im Verlauf Gewicht. Verantwortlich für diese Entwicklung ist angeblich Game Director Cory Barlog, der in den frühen Spielen seiner pupertären Männlichkeit huldigte und – mittlerweile selbst Vater – nun gern andere Töne anschlägt. Er war übrigens auch kurzeitig am Reboot von „Tomb Raider“ beteiligt. Dieser neuen Ernsthaftigkeit wohnt selbstverständlich etwas fast schon lächerlich Klischeehaftes inne – es ist schlicht weit überdurchschnittlich gut exekutiert, funktoniert deswegen und macht im Ergebnis Freude.

God of War © Sony Playstation

Die Gigantomanie und Großspurigkeit vergangener „God of War“-Titel fehlen dem neuen Spiel durchaus. An ihre Stellen treten die Suche nach der Möglichkeit eine Geschichte zu Erzählen und die Beziehung von Vater und Sohn. Um in den großen Chor der Begeisterung einzustimmen fehlt mir hier etwas die Vermeidung von Klischees, die mich in Götterkämpfen weit weniger stört, wenn nicht sogar unterhält. Es ist aber unübersehbar, mit wieviel Persönlichkeit und fast schon Warmherzigkeit die Entwickler sich den Charakteren und ihrer Geschichte annehmen – und das in einem Spiel, das letztlich doch ein Hack’n’Slay für Erwachsene bleibt. Nach den starken Frauenrollen in „Horizon Zero Dawn“ und „Hellblade“ ist das eine interessante Ergänzung und Interpretation eines brutalen Kämpfers. Dafür nehme ich gern in Kauf, dass mir die Kämpfe auf leicht zu einfach sind und mich auf der nächsten Stufe immer wieder nervig sterben lassen. Ein großes Spiel.

God of War“ erscheint am 19. April exklusiv für PS4.

God of War © Sony Playstation
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