Good morning, designers – Season 2

Vor dem Sommer bangte das Team noch um den Launch und das liebe Geld, seither hat sich aber sehr viel getan. Was genau, erzählt Andreas Klinger, einer der Co-Gründer.

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Code auf den Servern, Dreck auf den Händen, meterweise Stoffproben im Abstellraum. Ein Büro in dem immer noch die halbe Küche im Meetingraum – und der halbe Meetingraum in der Küche steht. Tische, die selbst für IKEA-Verhältnisse zu billig waren und ein halbes Dutzend Leute, die in ihre Bildschirme starren und unter Zeitdruck auf Tasten tippen. Bierflaschen, Sektflaschen und Thomapyrin gesellen sich rund um die Kaffeemaschine. Ein Typ, der ständig mit dem Telefon in der Hand durchs Büro rennt und sich über Produktions- und Stoffpreise aufregt. Garmz.com – Season zwei geht los.

What happened so far

Vor dem Sommer kämpften wir um unser erstes Investment und bereiteten den Launch vor. Wir lebten ein Gefühl der permanenten Hektik gemischt mit konstanter Verzögerung. Damit der Cliffhanger der letzten Ausgabe nicht überspitzt wird – ein Schnelldurchlauf: Anfang Juni konnten wir endlich unsere erste Investment-Runde abschließen. Ein Team von Geschäftsleuten aus Österreich, Russland und der Schweiz. Allesamt erfahren genug, Herausforderungen zu erkennen, visionär genug, Risiken abzuwägen und trotzdem verrückt genug, das Investment dennoch einzugehen. In der Fachsprache nennt man solche Leute »Business Angels«. Also Engel, weil man sie eigentlich nur aus Büchern kennt und normalerweise nie in Natura sieht – außer, wenn man bis zur Selbstverblendung an sie glaubt. Durch dieses Investment ist es uns nun möglich, die nächsten zehn Monate vernünftiger zu planen, Deadlines zu setzen und – auch wenn es ein sehr ungewohntes Gefühl ist – wiedermal Gehälter auszuzahlen.

Kurz darauf – Mitte Juni – schalteten wir die erste Version der Webpage mit dem ersten Feature online: Die Upload-Funktion für Modedesigns. Das Feedback war überwältigend: „Damn‘it, I love the internet!“ Innerhalb der ersten Tage bekamen wir Modeskizzen aus Hongkong, Indien, Australien, Kentucky, Kanada und Brasilien. Wir trauten unserem Admin-Panel nicht. Wie zum Teufel konnte das ganze derart schnell um die Welt gehen? Warum waren von einem Tag auf den anderen so viele Uploads in Arabisch? Und warum dennoch der erste Upload aus Niederösterreich? Freunde, Freundes-Freunde, weit entfernte Bekannte, gänzlich Unbekannte und sehr bekannte Personen shareten, tweeteten und bloggten über uns. Unsere Facebook-Startseiten waren mit roten Garmz-Knöpfen überflutet. Artikel in Tageszeitungen und Onlinemedien folgten. Unsere Lieblingsblogger griffen uns auf, Wirtschaftsblogs kritisierten uns – die Relevanz, die Nachfrage, das Risiko und die Kosten des Projekts – all das könnte sich zu Problemen entwickeln. Wir kannten diese Punkte ja noch zur Genüge von der Investor-Suche, aber es war uns egal, denn die Artikel der Fashion-Blogs waren motivierend positiv.

Fast-Forward

Es war eine gute Woche. Am nächsten Tag flogen wir nach Berlin, zum Seedcamp, einem internationalen Investor/Start-up-Wettbewerb. Wir waren als Gäste geladen, die Teams zu unterstützen. Termine bei englischen Investoren wurden für Juli vereinbart, Business-Karten mit Typen, die ein paar Millionen auf der Bank haben, ausgetauscht. Lächeln, anstoßen und dann zum Schlafen wieder zurück ins Youth Hostel. In das Zimmer mit neun anderen und dem obligatorischen einen, der nahe der Terrorwarnung schnarcht.

Freitag zurück in Wien. Es war eine tolle Launch-Woche, wir feierten und erzählten einander, was in Berlin und Wien passiert ist. Bei allem Positiven kam auch etwas Unangenehmes, aber Unvermeidliches zutage: Einer der Gründer wird samt Freundin nach Brüssel ziehen und der Zeitpunkt war gekommen, die Details zu besprechen. Das Loch im Team war groß, aber mittlerweile steht wieder alles auf stabilen Beinen und wir wünschen ihm an dieser Stelle alles Gute in Brüssel.

Fast Forward in die Gegenwart: Wir haben Ende Juli erste Uploads und die Label-Portfolios veröffentlicht und sind extrem begeistert, wie gut viele der geposteten Designs sind. Hinter den Kulissen setzen wir bereits die ersten Stücke testweise als Einzelstücke um, die Stoffberge ballen sich in der Schneiderei, wir programmieren an neuen Features und wir streiten mit Lieferanten. Die nächsten Monate werden spannend. Die zweite Season von Garmz.com hat gerade erst begonnen.

Das Team von Garmz.com startet 2010 eine Webplattform, auf der Kreative ihr eigenes Modellabel starten können. Bei genügend Nachfrage nach einem bestimmten Design setzt Garmz die Serie gemeinsam mit dem Designer um und verkauft die Produkte online.

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