Dieses Wochenende kann man sich in der Kunsthalle wieder verzetteln. Von A wie Art bis Z wie Zine präsentiert die vierte Vienna Zine Fair mehr als nur Kleingedrucktes. Rita Vitorelli, eine der KuratorInnen, dazu im Mail-Interview.
Was verbirgt sich hinter dem Schlagwort "Independent" heute, wo es doch heute – anders als noch in den 70er und 80er Jahren – so viele verschiedene Vertriebs- und Marketingwege gibt?
"Independent Publishers" beschreibt einfach die Tatsache, dass es sich um kleine Verlagsstrukturen handelt. Meistens sind die kleinen Verlage nicht in großen Vertriebsstrukturen, arbeiten mit wenig Budget und viel Selbstausbeutung. Daher ist das Wort Independent mehr als ein Schlagwort.
Sie sind auch Redaktionschefin des Kunstmagazins Spike Art Quarterly, das sich der unabhängigen Kunstkritik verschreibt. Wie halten Sie es dort?
Ich habe das Magazin vor neun Jahren gegründet, weil ich unzufrieden damit war, wie in den damals wichtigen Kunstmagazinen über Kunst geschrieben wurde. Ich wollte ein Magazin machen, das sich mit schwierigen Themen befasst und sie zugänglich macht ohne populistisch zu sein. Die Kunstkritik ist ein ganz wesentlicher redaktioneller Teil des Magazins. Wenn sie aufhört unabhängig zu sein, ist sie keine Kunstkritik mehr. In vielen aktuellen Kunstmagazinen wird auf diese Art von Unabhängigkeit wenig Wert gelegt oder auf Kritik ganz verzichtet. Ich sehe das als falsche Entwicklung, ein Kunstmagazin muss genauso wie ein politisches Magazin redaktionell-inhaltlich unabhängig sein.
Neben der Ausstellung von Gedrucktem und Gesprächen zum Thema wird es auf der Messe "künstlerische Interventionen" eine ganzen Reihe von Künstlern geben: Maler, Publizisten und Visual Artists. Was kann man dabei erwarten?
Wir haben heuer zum zweiten Mal Künstler eingeladen, die sich in ihrer Arbeit mit dem Gedruckten, der Reproduktion, Text und Sprache beschäftigen. Die künstlerischen Interventionen, die Performances und Gespräche werden gleich behandelt wie die Messebeiträge der Fanzine- und Buchproduzenten. Es sollen Grenzen verschwimmen und Überlagerungen von Formen zu einer neuen, freien Wahrnehmung von künstlerischer Produktion führen.
Rita Vitorelli ist Künstlerin und Chefredakteurin von Spike Art Quarterly. Sie lebt in Wien und Berlin und kuratiert neben Cathérine Hug, Gareth Long und Vanessa Joan Müller die 4th Independent Publishers and Zine Fair Vienna.
Kunsthalle Wien, 28.6-30.6 2013