Hat das Auto als Statussymbol ausgedient?

Radfahren ist schick, Parkraum wird bewirtschaftet und Carsharing-Projekte beginnen nichturbane Landstriche zu erschließen. Werden Smartphones und Fahrräder zum Preis eines Mittelklassewagens das Automobil als Prestigeobjekt bald ganz ablösen?

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»Was mein Auto angeht«, rappt MoTrip aus Aachen, »bin ich zufrieden, wenn mein Auto angeht«. Das ist geradezu unerhörtes Understatement für ein Genre, das sonst seinen Fuhrpark-Fetisch zelebriert. Der Showdown des Videos zum gleichnamigen Track findet im Autohaus statt: Der Rapper retourniert den Wagen an einen verdatterten Verkäufer, der erkennen muss, dass die Probefahrt bloß genützt wurde, um günstig einen Videoclip zu drehen. So geht’s: Borgen statt stehlen – und nach der Spritztour einfach wieder zurückgeben. HipHop-Lifestyle in Vollkasko, ganz ohne gepanzerte Limousinen.

Das ist ziemlich zeitgemäß, denn was Jeremy Rifkin bereits im Jahr 2000 prophezeit hatte – »The Age of Access. The New Culture of Hypercapitalism« – verändert nun die Automobilität als solche. Immer mehr Menschen ist es nicht mehr wichtig, selbst ein Auto zu besitzen – sondern eines nutzen zu können, wenn sie es brauchen. Seit längerem setzt Carsharing.at (Denzel) auf dieses Prinzip. Seit Dezember 2011 bringt Car2Go (Daimler) Bewegung in den Spontanverleihmarkt. In Salzburg startete Rewe gemeinsam mit der Salzburg AG Anfang März ein Verleihservice. Demnächst gehen Angebote in Leibnitz und in der Buckligen Welt in den Testbetrieb.

Dabei ist dieser eher leidenschaftslose Zugang zum Thema Auto in etwa das Gegenteil der Formel, mit welcher der damalige ÖVP-Newcomer Sebastian Kurz bei der letzten Wien-Wahl punkten wollte: Sein »Geilomobil«, ein schwarzer Hummer-Geländewagen als Wahlkampfturbo, stand für nichts anderes als für Auto = geil. Der Erfolg war mäßig. Wobei die eigene Automobilität aber gerade ganz Jungen immer wichtiger erscheint. Dafür darf die Anzahl der Führerscheinneulinge als Indikator gelten: 2010 wurden um 1,5 Prozent mehr neue Führerscheine ausgestellt als 2009 (Statistik Austria). Konkret waren das 91.500 neue Lenkerberechtigungen allein 2010. Demgegenüber stehen 11.000 registrierte Carsharing-Kunden und jene 100.000 Kunden, die das Unternehmen gegenüber den Salzburger Nachrichten als Potenzial nannte.

»Menschen, insbesondere jüngere, sind heute pragmatischer unterwegs. Das Auto dient da nicht mehr so sehr dem Angeben, seinen Status in der Gesellschaft muss man nicht mehr mit der Zahl der Zylinder darstellen. Das wird heute durch andere Insignien dargelegt, durch Smartphones, wie man sich kleidet, welche Musik man hört«, sagt Wolfgang Grob von Opel. Nachsatz des Marketingmanns: »Opel baut aber ohnehin keine Statussymbole, sondern Autos die Spaß machen, umweltfreundlich und am letzten Stand der Technik sind.«

Ganz ausgeträumt hat ihn scheinbar aber auch MoTrip aus Aachen nicht, den Traum vom symbolträchtigen Schlitten. Anders lässt sich die Drohgebärde gegenüber seinem Gegenspieler kaum erklären: »Ich geh zu Fuß los und komm mit deinem Porsche nach Haus.«

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