Heinz und Fischer

Übel. Ganz übel ist das gleich auf mehreren Ebenen. Und dabei ist das in anderen Ländern dermaßen üblich, dass man nur schwer kategorisch dagegen sein kann.

Es geht um Heinz und Fischer. Den unser aller Herr Bundespräsident und diese Wiener Schrammelband. Die einen haben einen Song geschrieben. Für den anderen.

Zum positiven Teil: da gibt es also eine Band, die sich nicht auf eine apolitische Scholle zurückziehen will, die ihre mediale Strahlkraft nutzen will um eine Sache zu unterstützen, die sich völlig außerhalb der Musik abspielt. Eine Sache, über die man eigentlich als Band und Musiker nicht mehr zu sagen hat, als jeder andere auch. Man äußert eine Stimme unter vielen. Man exponiert sich, wird dafür aller Voraussicht nach von einzelnen Neidern und Kritikern abgewatscht (JA! Das kommt dann gleich noch…). Aber generell dient man der guten Sache. An die man glaubt. Für die man einsteht und einsteckt. Weil man beispielsweise verhindern will, dass eine zurückgebliebene Kandidatin (eh wissen, weltanschaulich) auch nur eine Stimme mehr bekommt. Und derartiges Engagement ist etwa im Mutterland der republikanischen Demokratie, den USA, auch vollkommen alltäglich. Wie der Guardian hier zeigt, schlug sich eine Großteil des US-Indierocks in den demokratischen Vorwahlen auf die Seite von Barack Obama, während etwa 50 Cent für Hillary Clinton warb. Dixie Chicks gegen George W. Bush, Destiny’s Child für George W. Bush. Später dann alle und jeder für Obama. In den USA hat das politische Endorsement eine lange Geschichte. Ist dort immer wieder mal qualitativ und inhaltlich zweifelhaft und bringt ja auch den Musikern selbst Aufmerksamkeit. In Österreich hat das nicht so sehr Tradition. Aber das kann ja noch kommen.

Damit aber zum nicht so positiven Teil: Heinz aus Wien sind musikalische Blindgänger. Wenn sie ihre drei Akkorde spielen, möchte man sich fast wünschen Punk und Tocotronic wären nie geschehen. Aber halblang, so weit kommt es noch. Denn immerhin hatten diese beiden Letzteren enorm viel Haltung. Heinz aus Wien haben das nicht. Haben das zumindest auch nie behauptet. Mobilisieren, eh super und Orden angeheftet und geschenkt. Aber in einem höchstwahrscheinlich sehr lauen Wahlkampf, der selten so früh entschieden war auf politische Haltung und Allerweltsformel wie „Hey, es wäre falsch sich auszuruhen / denn es gibt reichlich zu tun“ zurückzugreifen oder Refrain-artige Ungereimtheiten zu verbreiten, in der zweiten Strophe zusammenhangslose Schlagworte hinzuwerfen und dann daran zu scheitern an einem halbwegs griffigen Song hinzubekommen – so tut man dem politischen Neben-Agitat keinen Gefallen. Aber auch Heinz Fischer plant mit seinem Auftritt im Video zu "Es ist an der Zeit" offenbar nicht Programm oder Inhalte zu vermitteln.

Christina Stürmer konnte mit ihrer Umtextung der Bundeshymne immerhin ein kleines bisschen Aufregung erzeugen. Heinz aus Wien für Österreich bleibt dagegen ein blasser Windhauch in der Geschichte politischen Liedguts – für und aus dem Land der Berge und Ströme und Äcker und großer Söhne.

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