Verletzlichkeit, Insomnie, Dancefloor – HVOB mit neuem Album »Too«

Mit ihrem sechsten Langspieler erfinden HVOB sich und die elektro­nische Musik keines­wegs neu, aber beide zeigen sich in guter Form.

© Andreas Jakwerth

Kickdrums im Vier­viertel­takt – klingelt da irgendwas in der Erinnerung? Falls nicht, hilft es künftig vielleicht, sich dieses Album aufzulegen, denn da wird nicht lange gefackelt. Der erste Track »Bruise« hämmert direkt los und schafft damit bereits die erste Über­forderung, bevor man sich überhaupt hingesetzt hat. Bald aber erscheinen die Bilder von verschwitzten Dance­floors, getaucht in flackerndes Strobo­licht, während Bass­lines die Körper schaukeln.

Nach vier Studio­alben und dem »Live in London«-Piece im vergangenen Jahr veröffent­licht das Elektronik-Duo HVOB (Her Voice Over Boys), bestehend aus Anna Müller und Paul Wallner, den mittler­weile sechsten Longplayer. Das Album will ein wütender, zärtlicher, verletzlicher, aber auch entschlossener Bericht über den Seelen­zustand einer Generation sein, die sich auf der Suche nach innerer und äußerer Zuge­hörig­keit befinde.

Sehnlich erwartete Clubnacht in Albumform

Tatsächlich entsteht dieser Eindruck erst, wenn man die acht Tracks zum zweiten, dritten Mal hört. Oder wenn man sich nicht von der Reminis­zenzen an vermisste Club­nächte ablenken lässt und den Vocals sofort die gebührende Aufmerk­samkeit schenkt. Die sind ganz HVOB-like eher trauriger, belasteter Natur und wirken, wie in »2:16« tatsächlich wie die Notizen aus dem zerfledderten Büch­lein auf dem Schreib­tisch, das mit jenen Gedanken fertigwerden muss, die nachts um viertel drei unbedingt noch aus dem Kopf müssen, damit man einschlafen kann. An anderer Stelle, etwa bei den schweren Dance­floor-Brettern »Kid Anthem« oder »Gluttony«, ist an Schlaf erst nicht zu denken. Wahr­scheinlich mehrere Nächte lang nicht. Und mit »The Lack of You« klappt’s sogar mit dem gemein­samen Runter­kommen bei der Afterhour. Erinnerung?

»Too« ist kein Album der Innovation, aber warum soll es das auch sein, wo HVOB das, was sie machen, doch gut machen. Wer die bisherigen Alben des Duos mochte, wird auch mit diesem Freude an jeglicher Station der Nacht haben – auch wenn sie bis in den Tag hi­nein dauert.

HVOB »Too«

Das Album »Too« von HVOB erscheint am 8. April bei PIAS Recordings. Die nächsten Gelegenheiten, das Duo live zu sehen: 21. April, München (DE), Muffathalle — 22. April, Zurich (CH), Kaufleuten — 23. April, Berlin (DE), Huxley’s Neue Welt — 30. April, Linz, Posthof — 5. Mai, Frankfurt (DE), Batschkapp — 6. Mai, Köln (DE), Live Music Hall — 8. Mai, Hamburg (DE), Gruenspan — 12. Mai, Stuttgart (DE), Im Wizemann — 14. Mai, Nürn­berg (DE), Z-Bau — 15. Mai, Leipzig (DE), Conne Island — 21. Mai, Graz, Orpheum — 18. Juni, Wien, Arena — 15. Juli, Feldkirch, Pool­bar Festival.

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