Nach ihrem Konzert im Gasometer am 29.11. haben Ed Lay und Elliott Williams von den Editors mit uns über ihr neues Album und Tischtennis gesprochen.
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„No Harm“ hieß es im Sommer 2015. Und kurz darauf „Marching Order“. Die Editors haben sich mit zwei Singles angeschlichen, um zuerst leise, dann aber mit immer mehr Presserummel ihr neues und fünftes Studiowerk anzukündigen. Jetzt ist „In Dream“ da. Als würden sie sich ein bisschen über den Vorgänger „The Weight Of Your Love“ ärgern und sich bewusst gegen den Mainstream-Indierock wenden, der es ja doch gewissermaßen ausgezeichnet hat, trotzen Tom Smith und Co den Hörgewohnheiten ihrer Fans.
Dunkel ist es geworden, düster. Es wäre gern episch, stockt aber hie und da in seiner gewollten, ein bisschen überstrapazierten Tiefgründigkeit. Man durfte skeptisch sein wie gut das live funktionieren würde. Spoiler: Es hat sehr gut funktioniert. So eindrucks- und kraftvoll wie bei dieser Wiederkehr ins Wiener Gasometer habe ich die Editors noch nie live erlebt. Kurz vor ihrem Auftritt durfte ich zwischen Chipstüten, hässlichen roten Ledercouches und gesamt aber wunderbar gelassener Stimmung noch ein paar Worte mit Ed Lay (Drums) und Elliott Williams (Keys/Synths) wechseln.
Hello, ihr Lieben, ihr seid ja momentan ziemlich viel unterwegs. Erschöpft?
Ed: Einigermaßen, ja. Das kommt wohl aber auch daher, dass wir gestern nach der Show in London noch aus waren.
Elliott: Apropos. Hier in der Nähe soll es ein gutes Casino geben.
Ed: Haha, du hast wohl Blut geleckt. Zu Anfang der Tour waren wir ja weniger aus, aber once you started…. Das wird noch ein böses Ende nehmen.
Wie läuft die Tour bis jetzt?
Ed: Sehr gut. Wie gesagt, gestern in London war wohl eine der besten Shows, weil das Publikum einfach total ausgeflippt ist. Aber auch zum Beispiel Paris war umwerfend. Insgesamt spielen wir ja 18 Shows quer über Europa verteilt – dann gibt’s über Weihnachten eine kurze Pause, bevor es nächstes Jahr wieder weitergeht. Und dann startet ohnehin schon die Festivalsaison.
Ihr kennt euch ja schon einigermaßen lange. Tourt also auch schon lange gemeinsam. Gibt’s da festgefahrene Rituale?
Ed: Das ändert sich von Tour zu Tour. Momentan sind wir tischtennissüchtig.
Elliott: Ja, wirklich – wir haben es uns angewöhnt, neuerdings immer, wenn es sich ausgeht, zu spielen. Wir werden noch zu richtigen Profis.
Die Fitness auf Tour ist also gesichert. Wer gewinnt?
Ed: Russell, definitiv. Es ist aber gar nicht so der Fitnessgedanke. Mehr das Kräftemessen, das einander Ausstechen. Haha.
Was nervt auch am meisten, wenn on tour?
Ed: Das klingt lächerlich, aber am schlimmsten ist es für mich, dass ich andauernd mein Duschgel verliere. Dann packe ich eh schon nur mehr diese kleinen Reiseportionen ein. Aber die sind dann meistens noch schneller weg.
Elliott: Also was mir am meisten auf die Nerven geht, wenn wir auf Tour sind, ist das Wäschewaschen. Nicht, dass ich es selbst erledigen müsste, aber dass es irgendwie immer viel kleiner zurückkommt, als ich es hergegeben habe.
Euer neues Album heißt „In Dream“ – und wurde gespannt erwartet. Steckt ein bestimmtes Konzept dahinter?
Ed: Ich würde nicht Konzept dazu sagen. Der Titel entspricht dem Inhalt insofern, als dass Träume in Toms Lyrics oft vorkommen bzw. einen hohen Stellenwert einnehmen.
Die Umgebung, in der ihr es aufgenommen habt, passt da ganz gut dazu, oder?
Ed: Absolut. Wir haben an einem sehr abgelegenen Ort in Schottland aufgenommen und schlussendlich sogar selbst produziert. Das hatten wir zuerst nicht vor, es hat sich dann im Arbeitsprozess aber so ergeben – und ist uns, wie wir glauben, gut geglückt.
Wie seid ihr zu diesem Ort gekommen?
Ed: Das war Toms Idee. Er hat sich einfach umgehört. Es war ihm wichtig, dass wir uns als Band komplett abschotten, uns ein paar Wochen mit nichts anderem als den neuen Songs auseinandersetzen.
Sofern schon in Planung: Wollt ihr an eben jenen Ort, an dem die Aufnahme so gut funktioniert hat, zurückkehren?
Elliott: Das haben wir nicht vor, nein. Das ist auch ein wichtiger Punkt: Das Album bündelt unsere Erfahrung dort, die Abgeschiedenheit, den Blick aufs Meer. Die Landschaft. Das alles war wichtig für die Stücke an sich und sollte als Atmosphäre auch so verpackt und vermittelt werden. Es soll aber gleichzeitig auch als Abschnitt in der Bandgeschichte angesehen werden, als ein abgeschlossener Abschnitt. Das nächste Album fordert einen neuen Platz, neue Erfahrungen.
Habt ihr die Ideen für die Songs – die Lyrics, die Melodien – schon im Kopf gehabt, bevor ihr nach Schottland, an besagten Ort, aufgebrochen seid?
Ed: Teilweise. Aber das meiste ist originär dort entstanden. Außer die Lyrics, die Tom auch schon vermehrt im Vorfeld des Aufnehmens geschrieben hat.
Im Gegensatz zum Vorgängeralbum ist „In Dream“ sehr düster geworden. Man braucht schon einige Zeit, um hineinzufinden. War das eine bewusste Abkehr zum doch schon fast eher poppigen „The Weight Of Your Love“?
Ed: Ich würde nicht sagen, eine Abkehr. Aber es war doch eine Entscheidung, ja. Anstatt ein gleichklingendes Album zu produzieren, wollten wir einen stärker experimentellen Schritt wagen, haben viel ausprobiert. Wir wollten unsere Gitarren neu interpretieren, haben uns auch vermehrt mit elektronischen Klängen, mit Synthesizern auseinandergesetzt. Vielleicht ist das neue Album nicht ganz so radiotauglich geworden, das kann sein. Es ist aber spannend, dass wir als Band uns quasi selbst bzw. unsere Musik neu interpretieren konnte. Wer weiß, was als nächstes kommt.
Auf „In Dream“ hört man das erste Mal auch eine Frauenstimme: Rachel Goswell von Slowdive singt teilweise mit Tom gemeinsam. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Wir kennen die Band Slowdive bzw. Rachel schon länger – und haben auch schon einige Zeit mit dem Gedanken gespielt, eine Sängerin an Bord zu holen. Nicht, um Toms Stimme durch ihre zu ersetzen, aber sie eben wie jetzt als quasi Duettpartner einzusetzen. Es ist dann interessanterweise schnell verlockend, sich weiterführend mit Backing Vocals usw. zu spielen – das haben wir aber bewusst gestoppt. Wir wollten auf keinem Fall auf jeder der Nummern eine Backgroundsängerin oder Ähnliches einbauen, das entspräche auch nicht unserem Sound.
Wir sind effektvolle Liveauftritte von euch gewohnt. Wie darf man sich die Umsetzung jetzt mit den neuen Songs vorstellen?
Ed: Wir haben ziemlich viel geprobt. Und waren natürlich auch einigermaßen aufgeregt bzw. gespannt darauf, wie die Leute reagieren würden. Das ist nun schon unser fünftes Studioalbum und wir können uns glücklich schätzen, auf so etwas wie eine treue Fanbase blicken zu dürfen. Dass die wissen, dass wir auch gern mal experimentieren, schätzen wir sehr. Ich glaube, dass es vor allem auf Festivals interessant wird, die neuen Songs zu präsentieren, weil es da dann doch noch immer Leute gibt, die einen das erste Mal live sehen. Wir werden sehen, wie gut das funktioniert. Aber wir sind zuversichtlich.
Merci beaucoup.
Die Editors waren Ende November im Gasometer Wien zu Gast. Das Album "In Dream" ist bereits via Pias erschienen.