»Ich wünsche allen Glück«

Wir wurden gefragt, ob die Wanda Zitate zu österreichischer Musik echt sind. Deshalb stellen wir den ganzen Teil des Interviews vorsichtshalber online.

Aber habt ihr außer dem Amadeus noch was gewonnen?

W: Ein paar Sachen gab’s, aber da kümmert sich das Management.

Für euch ist der Kern des Musikmachens das auf Toursein , dieses Leben leben und nicht Preise und dergleichen.

P: Absolut.

W: Ja, besser kann man es nicht sagen

Die Auszeichnung soll quasi vom Volk kommen, nicht von Juroren.

W: Wunderbar, von Menschen wie uns. Das ist was wert. Ich will einfach nicht, dass hier irgendwer verdorben wird. Das ist so gefährlich. Ich glaube, es ist ganz einfach: Alles, was auf einen zukommt, was einen Reiz der Geilheit provoziert, muss man wie das Heroin sofort ablehnen.

Ihr sammelt jetzt auch keine Medienberichte über euch.

W: Höchstens die Eltern. Mein Papa hat schon drei große Ordner. Aber ich schau jeden Tag nach, wo wir in den Charts stehen. Das schon.

Und ihr werdet es schaffen, dass Amore immer noch in den österreichischen Charts ist, wenn Bussi rauskommt.

W: Absolut, es steigt ja eher tendenziell. Es ist schon geil. Wir dominieren vor allem die Indierock-I-Tunes-Charts überall, das ist so geil. Neulich hab ich geschaut, da war in Deutschland das Album auf 1 und bei den Singles „Bologna“ auf 1, „Auseienandergehen“ auf 2, und nochmal „Auseinandergehen“ in einer anderen Version auf 3. Es gab eine EP mit „Auseinandergehen“ und eine Single-Version. Und so kam es, dass zwei verschiedene Versionen in die Top 3 geschafft haben. Und Amore ist in Österreich, Deutschland und Schweiz auf Platz 1 der Indie-Rock-Charts eigentlich seit Veröffentlichung, praktisch mit keiner Sekunde unterbrochen. Das ist schon arg. Das wird auch bei Platin eingerechnet.

Es läuft.

W: Let it be laufend. Und irgendwann wird es crashen. Wenn man sich zu sehr davon abhängig gemacht hat.

Und dann kommt das Akustik-Album (lacht).

W: Wäh, na. Dann gibt’s ein Best-Of-Album, weil wir haben unterschrieben, dass es das geben muss. Das ist generell so eine Klausel, das gehört dazu.

Das kommt sicher irgendwann vor Weihnachten.

W: Da bin ich hoffentlich schon tot dann, das Best-Of schau ich mir nicht an.

Also ihr habt schon vor, euch ins Grab zu spielen.

W: Rock’n’Roll ist Aufstieg und Abstieg, unweigerlich. Man steigt in so ein Spiel nur ein, wenn man ganz lebensbejahende und ganz destruktive Tendenzen hat. Wenn man über die Psychologie seiner Karriere spricht, dann ist es sicher auch der Thanatos , der Todestrieb dabei. Rock’n’Roll ist sehr geil, weil er eben jede Sekunde zu Ende sein kann. Wie beim Sex, er kann jede Sekunde abfallen.

Und ihr habt nicht Angst, dass das mit Bussi schon passiert?

P: Angst haben wir keine.

W: Es ist nicht absehbar, dass das passiert. Und wenn, abhängig haben wir uns von der ganzen Geschichte nicht gemacht.

Und euer Deal wird das eh auch sicher beinhalten, dass es nicht vorbei ist, wenn Bussi floppt.

W: Es kann gar nicht floppen, ich glaub’s wirklich nicht. Da müssen wir uns schon so blöd aufführen, da müssten wir wie Wahnsinnige sein.

Aber bei Alben, mit einer gewissen Erwartungshaltung ist es ja oft so, dass die gleich mal auf Platz 1 gehen, aber dann abfallen – quasi das Gegenteil von Amore.

W: Das weiß ich nicht, das ist alles Zukunft. Ich freue mich, dass die Platte gut gearbeitet ist.

P: Ich bin auch sehr zuversichtlich, das die Leute auch weiterhin zu unseren Konzerten gehen. Dafür geben wir ihnen viel zu viel, dafür geben sie uns viel zu viel. Es ist schon ein tolles Gespann.

Wisst ihr schon, wo ihr noch auf dem Cover sein werdet? Weil viel größer als beim Musikexpress geht’s eh fast nimmer.

W: Jetzt kommt noch eine im Falter, da bin ich gespannt, weil der Klaus Nüchtern war mit uns auf Tour und hat nicht eine Frage gestellt. Das könnte alles werden. Wir waren in den Tagen auch ziemlich verrückt drauf. Beim Volume sind wir am Cover. Ich sage voraus, dass sich der Rolling Stone melden muss. Aber sonst gibt’s mal eher nix. Oja, News. Die sind jetzt angeblich so jung und hip.

Ja, vor anderthalb Jahren hab ich im News den Nino portraitiert, er meinte, ihr seid seine Lieblingsband.

W: Was der nicht alles für uns getan hat.

(15 minütige Diskussion, welches Nino-Album das Beste ist. Manuel: Schwunder, Fühlen.; Marco: Bäume/Träume, Nicht jeder Spiegel ist gleich);

Also ihr interessiert euch dann schon für die Bands in eurem Umfeld, dem Ex-Problembär-Umfeld.

P: Das ist halt ein Hawara!

W: Eh nur für ihn. Ich vermisse einfach den Rock total, bei allen Kollegen.

Aber ihr werdet eh immer als die einzige Rockband Österreichs bezeichnet.

W: Zurecht, voll! Alle anderen suhlen sich in Raffinesse und Virtousität. Das gehört aber auch dazu. Es ist aber eh so, dass es, wenn überhaupt, es zu wenige gibt, die experimentieren und spielen. Ich bin sehr dankbar, dass es diese Ja, Paniks, Bilderbuchs und Ninos gibt, da können wir ruhig noch mehr vertragen.

Aber jetzt ist eure Zeit, die Zeit des Rock’n’Roll!

W: Ja!

(Zweiminütige Diskussion über Zigaretten).

W: Wenn wir schon darüber reden – wovor ich wahnsinnige Angst hab, ist: Dass all das, was hier passiert, auch dieses vermeintliche Fenster nach Deutschland, die, die gerade jung sind zerstört, weil die auf diese falschen Versprechung reinfallen. „Jetzt greifen wir österreichischen Kellermusiker zu Gitarren, singen auf deutsch und werden berühmt in Deutschland!“. Das macht mir Sorgen, weil in der Regel sind das dann eher Nachwuchsmusiker, die sofort jedes Angebot annehmen, total ungeduldig sind, weil jetzt gibt es Wanda und Bilderbuch – wir sind die totale Bewegung, die große Welle. Ich habe Angst, dass diese „Bewegung“ die Jungen zerstört. Weil was uns geholfen hat, war dieses Nichtvorhandensein einer Industrie – nur deswegen konnten wir so experimentell und spielerisch sein. Ich hab Angst um die Nachwuchsmusiker, das macht mir große Sorgen. Ich such sehr viel Kontakt zu jungen Bands, aber ich muss ehrlich sagen, die meisten sind schon verloren. Ich dachte, wenn ich Lokalen Nachwuchsbands treffe und denke: „Mein Wort gilt!“, vergiss es! Die sind schon alle total mit der Nase oben. Das ist klar, die lesen alle „das ist die neue Welle“, das ist unsere Chance, wir sind schon fast in Deutschland. Das ist der Nachteil, dieser ganzen Geschichte. Dass der Hype künstlich erweitert wird. Aber in Wahrheit sind das einzelne Bands, die einfach hart gearbeitet haben und das fällt nicht vom Himmel. Nur weil ein paar Zeitungen darüber schreiben. Weil die Zeitungen haben Wanda nicht groß gemacht, wir haben sie uns einfach erspielt. Dieses vermeintliche Sprungbrett kann total schnell knacksen und dann liegt man halt im ausgelassenen Betonbecken. Das macht mir Sorgen. Das sage ich immer den ganzen Jungen. Das sie jetzt nicht unterschreiben sollen, bei Warner und Universal, sondern dass sie einfach nur an ihrer scheiß Musik und ihrer Persönlichkeit arbeiten sollen.

Wobei diese Bands vielleicht nie wieder die Chance haben werden, bei einem großen Major zu unterschreiben.

W: Ja, aber es nützt ihnen nichts, wenn sie es jetzt machen. Es nützt ihnen nichts.

P: Bei einem großen Label zu unterschreiben, macht nur dann Sinn, wenn von allen Labels gewollt werden.

W: Man braucht ja eine Verhandlungsbasis. Aber es wird tolle Bands geben, aber eher in 10 Jahren, wenn das alles verdaut ist. Vielleicht ziehen jetzt noch ein, zwei hoch, das kann sein.

Aber ihr habt keinen besonderen Gemeintipp.

W: Oja, aber ich will die Band dafür schützen, dass ich sie benenne. Aber eine gibt’s, von der man hören wird. Die könnten noch hochkommen. Aber eher, wenn man sie in Ruhe lässt. Aber in zehn Jahren, wenn das verdaut ist und man unserem Sound etwas abgewinnen kann, in den Reflexion, dann wird es ganz tolle österreichische Rockbands geben.

Aber ihr hattet den Vorteil, dass ihr quasi erwachsen gewesen seid?

W: Das hat geholfen, wir hatten alle ein Leben.

P: Wenn es nicht hingehaut hätte, hätten wir diesen „dann halt nicht“ in uns gehabt, dann hätten wir weitergeschaut.

Aber ihr betreibt schon ein bisschen Nachwuchsforschung?

W: Ja, ich bin da sehr interessiert.

Mehr zu Wanda lesen kann man hier:

i>7 Fakten über Wandas "Bussi"

i>Wanda Live im Flex

i>Sind Wanda frauenfeindlich?

i>Wanda und die Parteien, Ruhm und Schnaps

"Bussi" von Wanda erscheint am 2. Oktober via Universal.

Bild(er) © Marlene Mautner
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