Ikone mit Biografie-Überschuss

Der Unterschied zwischen einem Star und einer Ikone? „Mein Opa kennt Brad Pitt nicht, aber mein Opa kennt Bud Spencer. …"

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"… Und mein zwölfjähriger Neffe kennt Bud Spencer auch“, erläutert Spencer-Dokumentarist Karl-Martin Pold. Bud Spencer kennt man eben: König der G’nackwatschn; polterndes Gegengewicht zum geschmeidigen Terence Hill in zahllosen Prügelklamotten der 70er und 80er; beleibter Ruhepol im Euro-Trivialkino, der zuerst einmal verdutzt schaut, wenn chancenlose Gegner an seinem Rücken Möbelstücke zertrümmern, dann gemächlich zum Dampfhammer oder Hirnpreller ausholt.

Gegen Bud Spencers Biografie nehmen sich seine berühmten Slapstick-Schlägereien aber fast grau und wohlgeordnet aus: Der Fabrikantensohn wird 1929 als Carlo Pedersoli geboren und wächst zuerst in Neapel, dann in Rom und Lateinamerika auf. Zurück in Rom fokussiert Pedersoli ganz auf den Schwimmsport und wird achtfacher italienischer Meister im 100-Meter-Freistil. 1957 kehrt er der Sportkarriere plötzlich den Rücken, arbeitet für drei Jahre in Lateinamerika.

Nach erneuter Heimkehr heiratet er und gründet eine Familie, betätigt sich als Schlagerkomponist, Publicity-Mann, TV-Produzent.

Erste Film-Kurzauftritte absolvierte Pedersoli seit 1951. Seine eigentliche Filmkarriere (und der Einsatz des Pseudonyms Bud Spencer) beginnt 1967 als bärbeißiger Protagonist im bitteren Italowestern „Dio perdona… Io no!“. Sein Gegenüber ist Jungdarsteller Mario Girotti alias Terence Hill. In den Blödel-Western „Die linke und die rechte Hand des Teufels“ und „Vier Fäuste für ein Halleluja“ avancieren die beiden Anfang der 70er zu den zugkräftigsten Kinostars in Mitteleuropa. Bis Mitte der 80er folgen weitere Komödienvehikel, gemeinsam und solo. Nebenbei macht Spencer seinen Flugschein, gründet eine Fluglinie, baut eine Kindermodenmarke auf und meldet einige Patente an, darunter eine elektrische Spielzeugmaus. 2003 gibt er einen melancholischen Piratenkapitän in Ermanno Olmis „Cantando dietro i paraventi“ – Spencer zufolge seine erste echte Schauspielleistung –, 2005 tritt er erfolglos als Regionalkandidat für Berlusconis Forza Italia an. Derzeit ist er in der TV-Serie „I delitti del cuoco“ als Restaurantbesitzer und Ex-Kriminalist zu sehen und schreibt an seiner Autobiografie.

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