Drei Katzen aus Wien und Johannesburg haben sich zusammengetan, um dem Goethe-Institut das Fürchten zu lehren. So geht Hochleistungskulturdialog mit Synths und Beats.
Auch wenn die Leute hier lieber Holy Oxygen sagen und es beim Wiener Popfest so angekündigt ist, schafft iTunes jetzt Klarheit. Okmalumkoolkat heißt die neue, coole Katze auf dem Wiener Vorzeigelabel Affine. Du kannst ihn aber auch All Black Black Kat oder Bhut’yang’chaza nennen. Der südafrikanische Rapper, Produzent, DJ und Modedesigner hat sehr viele Namen. Smiso Zwane steht bei ihm im Reisepass. Für dich der Einfachheit halber ab jetzt einfach Ok. Malum. Kool Kat. Eigentlich easy.
Einmal großes Ehrenkreuz, bitte
Das Missverständnis mit den Namen könnte daher kommen, dass die vier Tracks auf "Holy Oxygen" ganz deutlich nach zwei Wienern klingen, nach diesen Synths und jazzigen Bässen, die hier seit sechs Jahren aus den Clubs, aus Soundinstallationen und von sonnigen Balkonen kommen. Lange wurde so getan als wäre Affine Records der Sound der Stadt. Wenn man aktiv danach sucht, was in Wien gerade ungewöhnlich und einzigartig war, stimmt das vermutlich sogar. Die Geschichte klingt ja zu gut. Ein paar Freunde, die sich seit ihrer Jugend kennen, die mit der Musik von Kruder und Dorfmeister und lustigen Zigaretten aufwachsen, tun sich zusammen, stacheln sich gegenseitig an und landen bei internationalen Labels. Downtempo, aber hyperaktiv, elektronisch und gleichzeitig analog, Bastler und echte Musiker, voll jetzt gerade Gegenwart – einmal großes Ehrenkreuz, bitte. Allerdings warten wir nun schon einige Jahre auf Alben von besten Freunden wie Dorian Concept, Ogris Debris und Sixtus Preiss. International geben auch viel eher andere den Ton an, so wie Camo & Krooked, Parov Stelar, Sohn, Klangkarussell oder Hvob. Diese sind zwar kein Teil einer größeren Szene, gehören zum Sound der Stadt natürlich mindestens genauso dazu.
Hat alles
Gerade hat sich diese Szene also nach Johannesburg ausgedehnt. Der Kontakt kam übers Netz zustande. Nach einem Besuch dort war Okmalumkoolkat letzten Sommer in Wien und wird von Cid Rim und The Clonious produziert. Wenn man die Synths hört und wie sich zu verspulten Refrains steigern, das Scharren der Rasseln, diese Leichtigkeit voller Details, die gefederten Grooves, ja dann fällt es schwer zu glauben, dass nicht alle drei ganz gleichberechtigt an den vier Tracks mitgeschrieben haben, dass außerdem Holy Oxygen nicht doch der bessere und auch einprägsamere Name gewesen wäre. Die EP hat alles, was Affine seit Jahren ausmacht. Und jetzt auch Stimme. Verlorene Väter, Gott, Helden, Arsch, Uzi, Zulu, heiliger Sauerstoff, angeben – Okmalumkoolkat macht einmal die ganze Tour der Themen. Statt großer Geschichten mit großen Reimen, assoziiert er eher wild. Die Zeile "I’m a fucking demigod" prägt sich auch so ein. Ein großes Ehrenkreuz braucht es gar nicht, einfach nur mehr davon, bitte.
"Holy Oxygen" erscheint im Juli via Affine Records.