Du brauchst eine eigene Handschrift, heißt es in der Fotografie immer wieder. Einer, der es geschafft hat, ist Andreas Waldschütz. Nach einigen Umwegen.
10 Bilder pro Stunde
Wäre man in den richtigen Kreisen, ließe sich schon gutes Geld machen, meint er. Die größte Freiheit habe man natürlich, wenn man sein eigenes Ding machen könne. »Deswegen habe ich mich von der kommerziellen Welt sehr lange fern gehalten. Sobald eine Agentur im Spiel ist, bist du als Fotograf gar nicht mehr als Künstler gefragt, sondern nur als Handlanger.« Leute würden sich dort nicht mit dem Stil eines Fotografen beschäftigen. Oft sei der gar nicht mal gewünscht. Gemacht hat er es dann aber trotzdem, Werbungen für A1, Media Markt, Orange und Mini Cooper zum Beispiel – irgendwie muss man ja Geld verdienen. Es gehört zu den Privilegien von Fotografen, über Auftragsarbeiten zu jammern. Oft hört man dann Sätze, dass man das eine halt macht, um sich das andere leisten zu können. Eine Lösung ohne Kompromiss wird es kaum geben. Für Medien wie Die Presse Schaufenster und Wiener fotografiert er regelmäßig, auch die italienische Vogue steht auf dieser Liste. Waldschütz vermischt dabei analog mit digital. Über die Digitalisierung jammert er nicht: »Das ist einfach der Lauf der Zeit, den man nicht stoppen kann. Es gibt viele, die stehengeblieben sind und das komplett ignorieren. Man sollte sich aber vor neuen Möglichkeiten nicht verschließen.« Das Analoge findet er trotzdem sehr gehaltvoll. Es hätte eben diese gewisse Romantik. Und selbst wenn er digital arbeitet, ist es fast ein bisschen analog. Denn Andreas Waldschütz macht statt 200 nur zehn Bilder pro Stunde. Er lebt jetzt mit seiner Freundin in Berlin. Dort fühlt er sich wohl, sein Zuhause bleibt aber Wien: »Distanz zu Wien tut auch extrem gut.« In Bezug auf Fotokultur gibt es keine großen Unterschiede, es sei überall das gleiche Spiel. Seine eigene Vorlieben ändern sich dennoch: „»Mein Hauptaugenmerk lag auf Mode und dazu ein wenig Kunst. Der Kunst bin ich teilweise zu modisch. Der Mode bin ich teilweise zu künstlerisch. Dieser schnelllebige Zirkus ist nicht wirklich etwas für mich.«
Sohn, Cid Rim, Anna F
Er möchte wieder mehr mit Musik arbeiten. Das ist irgendwie ehrlicher, meint er. Trotzdem weiß er, dass sich nur damit zumindest in Österreich nicht wirklich Geld verdienen lässt. Egal ob für Fotos oder Videos, die Industrie ist einfach zu klein. Aber es hilft, um den eigenen Namen in Umlauf zu bringen. Seine Fotos von Anna F, Zanshin oder Cid Rim kennt man, weil sie so markant sind und entsprechend häufig in Artikeln verwendet werden. Selbst bezeichnet er sich als musikaffin. Im tiefsten Herzen ein Rocker, mag er auch Elektronik. »Wenn ich in Wien bin, höre ich gerne Radio Arabella.« Seine Bandbreite ist entsprechend groß. Den mittlerweile aus Wien ausgewanderten Produzenten Sohn hat Waldschütz rund um sein letztes Album immer wieder fotografiert – so auch das The Gap-Cover vom Februar 2013 – und mehrere Videos gedreht. Demnächst fliegt er mit ihm nach Los Angeles, um an dessen zweiten Album zu arbeiten. Alles andere ist noch nicht sicher. »Ich lasse mich einfach ein bisschen treiben. Ich weiß nur, dass Musik meine Zukunft sein wird.«
Andreas Waldschütz fotografiert immer wieder Musiker und Mode-Kreationen aus Österreich oder dreht Videos. Einen Überblick bekommt man auf seiner kürzlich neu gelaunchten Website www.waldschuetz.com.