Mahavishnu John McLaughlin hob seine alten wie jungen Fans im Wiener Konzerthaus für zwei Stunden in die vierte Dimension.
Schnelle Gitarrenlinien, präzises Power-Trommeln, sphärische Zwitschertöne aus dem Synthesizer – das Konzert von John McLaughlin & The 4th Dimension im Wiener Konzerthaus im Rahmen der Reihe „Voices of Jazz Guitar“ war eine kleine Zeitreise zurück in die Blütezeit der Jazz-Rock-Fusion Mitte der 70er Jahre. Der Auftritt war die letzte von 24 Stationen einer Europa-Tournee, auf der das Quartett sein aktuelles Album „To The One“ vorstellte.
Darauf schlägt der 69-jährige Brite eine inspirative Brücke von John Coltranes Klassiker „A Love Supreme“ (1964) zu seinen eigenen langjährigen spirituellen Praxis. Seit den 70ern beschäftigt er sich musikalisch – vornehmlich in seinen Bandprojekten Mahavishnu Orchestra und Shakti – mit diesem Thema, das er nun in die „vierte“ Dimension führt. Dabei sind Kompositionen entstanden, die zwar formal in die Schublade „Fusion“ passen, deren Harmonien aber von dem hochgradig virtuosen Ausnahmegitarristen derart feinsinnig melodisch variiert werden, dass ein ganz neues Element zwischen den fulminanten und harten Breaks auftaucht: Eine gewisse relaxte Abgeklärtheit, etwas Entspanntes, vielleicht auch etwas schwebend Jenseitiges.
Insgesamt war das Zusammenspiel der vier Musiker brillant, die Unisono-Partien schnell und perfekt. Immer wieder wechselten sich rasante Stücke mit langsamen ab, das Saitenspiel blieb energiegeladen, verwob sich traumwandlerisch mit den komplexen Rhythmen von Schlagzeuger Mark Mondesir (seit 2006 Partner des Gitarristen) und Bassist Etienne M’Bappe. Der langjährige Gefährte Gary Husband (Keyboard und Schlagzeug) überspannte teilweise ironisch den Bogen des Spielerischen, ließ den Synthesizer fiepen und zirpen, überzeugte aber mit komplexen Rhythmen am E-Piano. Einer der Höhepunkte des Abends war dann auch Husbands mehrminütiges Schlagzeug-Duell mit dem exzellenten Mondesir.
Das fließende Verständnis der Musiker offenbarte sich immer wieder in einem Lächeln – dieser Funke der Spielfreude sprang über: Das Publikum im fast ausverkauften Konzerthaus feierte „The 4th Dimension“ jubelnd – und der Schotte, der übrigens seine Bühnenansagen in souveränem Deutsch absolvierte – dankte es mit einer meditativen Zugabe.