Im Namen der Rose

Er ist der Romantischste unter den Romantischen. Florentino sein Name. Und er macht Musik, zu denen Sirenen aus der Zukunft wohl verführerisch die Hüften kreisen lassen würden – irgendwo zwischen Reggaeton, Grime und UK-Bass.

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Auf Dauer ist es erbämlich, in der Wohnküche wilde Tänze zu "Tu Y Yo " (Swing Ting), der Debüt-EP des kolumbianisch-englischen Produzenten Florentino aufzuführen. Die Nachbarn gegenüber finden das zwar unterhaltsam, aber das, was Florentino produziert, verlangt irgendwie nach einem wie auch immer herbeigeführten Rauschzustand, einem verschwitzen Gegenüber und einem dunklen Raum, in dem sich keine Ikea-Möbel befinden. Im Club hört man solche Klänge aber auch eher selten – zwar handelt es sich durchaus um treibende Musik; mit durchschnittlich 100 bpm befindet man sich aber eher unterm clubtauglichen Schnelligkeitsgrad und dem, was Menschen als tanzbar empfinden – um dieses grauenhafte Adjektiv mal wieder zu verwenden. Dazu kommt eine gewisse Abneigung, die Menschen gegenüber allem hegen, was nur ein bisschen an "Gasolina" erinnert. Wir können uns hier ehrlich sein: "Gasolina" ist zwar das beste Lied ever, aber irgendwann hat man es dann doch totgehört und damit Reggaeton in eine guilty pleasure Schublade gesteckt, die man – eben nur in der eigenen Wohnküche – öffnen will. Schad drum. Denn das, was Menschen wie der gute Florentino mit dem in unseren Breitengrade völlig zu Unrecht als Prolo-Genre verschrieenem Reggaeton machen, sollte man am Schirm haben.

Weicher

Man kann hier jetzt Genre-Namen ohne Ende aufzählen, an denen sich Florentino wie ein Spitzenkoch am Gewürzschrank bedient – trotzdem ist es schwer den Sound dieses Rosenkavaliers genau auf den Punkt zu bringen – was ja immer für die Musik spricht (oder gegen den Musikjournalisten). Wichtig scheint mir aber die besondere "Weichheit" der Musik zu sein, der eben im Gegensatz zu vielerlei, was auf Raeggeton-Basis daherkommt, nicht hämmert sondern eher sachte anklopft. So wie wenn die Menschen vom Zimmerservice dir dein Frühstücksei bringen – mit einer gewissen Zärtlichkeit eben. Wenn Florentino sich auf "Perdido" also als "El Mas Romantico De Los Romanticos" bezeichnet, dann ergibt das beim Hören durchaus Sinn.

In Dada Social haben das einzig Richitge getan und holen den Burschen nach Wien und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass das eine Party wird, von der man sich noch lange erzählen wird. Ja, ich wette im Namen der Rose darauf.

Deejay Florentino spielt am 7. Mai im Opera Club bei In Dada Social.

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