Immer der Nase nach

Prinzipiell stecken wir unsere Nasen gern in fremde Angelegenheiten, wie auch in die feierliche Eröffnung der Wachauer Nase in St. Lorenz. Tex Rubinowitz‘ Rede gibt es hier zum Nachlesen.

Tropfnase, sei wachsam

Nasen werden unterschätzt, ihr Aufgabenbereich und ihre Fähigkeiten gehen weit über das hinaus, wofür sie allgemein bekannt sind. Wir wissen z.B. alle, wie sich unsere Sprache verändert, wenn wir verschnupft sind, aber dazu später mehr. Auch schmecken wir mit der Nase, weil unsere Zunge ja viel zu simpel gestrickt ist, sie erkannt ja nur Süß, Sauer, Salzig, Bitter und allenfalls Umami, das ist der fünfte Geschmackssinn, Umami verstärkt bestimmte Geschmacksrichtungen in ihrer Intensität, ist jedoch auch in der Lage, mögliche Geschmacksfehler von Lebensmitteln zu überlagern und zu korrigieren.

Also wir schmecken all die feinen Aromen gar nicht mit der Zunge, sondern mit der Nase, wenn man sich zB die Nase zuhält, oder wenn man eine verstopfte Nase, also Schnupfen hat, und beispielsweise eine Banane oder eine Stinkfrucht isst, schmeckt man nur etwas diffus Süßes, die Nase ist also so eine Art Ofenrohr und der Mund ist der Ofen, wenn das Ofenrohr gedrosselt und also die Drosselklappe zu ist, zieht der Ofen auch nicht richtig, und das Feuer stirbt. In manchen Kulturen gilt es deshalb als Zeichen, dass es einem schmeckt, wenn man schmatzt oder schlürft, durch das Schmatzen und Schlürfen können die Aromen durch das Ofenrohr besser dorthin abziehen, wo sie wahrgenommen werden. Wenn in Japan jemand seine Suppe nicht schlürft, bedeutet es, es schmeckt ihm nicht, er blockiert das Ofenrohr, und akzeptiert gerade mal die 5 Grundgeschmäcker, die Suppe erst gar nicht zu essen, kommt nicht infrage, das geht nicht in Japan, das kommt Gesichtsverlust und also Entehrung gleich.

Uns hat man Schmatzen und Schlürfen aberzogen, weil irgendein lustfeindlicher, vermutlich protestantischer Mensch mal beschlossen hat, das man das nicht macht, weil Nahrung aufzunehmen andächtig zu geschehen hat, ich weiß nicht ob Katholiken Schmatzen und Schlürfen, ok, die Esspapiertaler, die man in der Kirche bekommt, bleiben ja immer am Gaumen kleben, die kann man demnach ja auch schlecht schmatzen.

Warum schlürfen Weinverkoster wohl? Wenn sie verschnupft wären, würden sie wohl einen Château Pétrus nicht von Fensterputzmittel, und einen Château Cheval Blanc nicht von einem Château Lafite Rothschild unterscheiden können, ok, dann müssten sie noch zusätzlich blind sein. Ganz raffinierte, hochsensibilisierte, aber verschnupfte und blinde Weinverkoster können jedoch schon Rotwein von Weißwein alleine durchs Tasten unterscheiden.

Ein schlechter Winzer könnte also einen Önologen ganz leicht bestechen, indem er ihn vorher mit Grippe infiziert.

Und so wie ein simpler Schnupfen eine ganze Branche lahm legen kann, kann er auch unsere schöne deutsche Sprache verhunzen, hier 10 Beispiele:

1. "Amplipf" (Antlitz)

2. "Miebmeipf" (Liebreiz)

3. "Bubelbupf" ("Gugelhupf")

4. "Mich bimpa, mababimpa böffa" (Nicht immer, aber immer öfter)

5. "Mahlmermampfaffen" (Wahl­verwandtschaften)

6. "Mupe Mäbm mommen imbm Pimml, möse ümallin" (Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin)

7. "Memmir mumpf miffom mimmobär?" (Kennen wir uns nicht von irgendwoher?)

8. "Pfaahm bippe!" (Zahlen bitte!)

9. "Bu bier oba bu bier?" (Zu dir oder zu mir?)

10. "Omaffmuff" (Orgasmus)

Aber eine verstopfte Nase, oder die Vorform, die Tropfnase haben auch Vorteile, stockt der Rotz, und man hat plötzlich Hunger, dann hat man immer das so genannte Nasenbrot, oder ein Nasenkotelett zur Hand.

Bild(er) © Gelitin, Maria Ziegelböck, Tex Rubinowitz
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