Immer der Nase nach

Prinzipiell stecken wir unsere Nasen gern in fremde Angelegenheiten, wie auch in die feierliche Eröffnung der Wachauer Nase in St. Lorenz. Tex Rubinowitz‘ Rede gibt es hier zum Nachlesen.

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Am südlichen Donauufer in der Wachau ragt er aus dem Boden: Ein vier Meter hoher Zinken aus Beton. Groß genug, um aufrecht durch die Nasenlöcher schreiten zu können. In ein paar Jahren werden darin Nasenhaare in Form von Gräsern und Büschen wachsen, als Teil der Eröffnungszeremonie am 12. Juli trat gelber Schleim aus und ein großer bunter Popel wurde herausgerollt. Sonderbar ist das schon, nichtsdestotrotz hat die verantwortliche Künstlergruppe Gelitin in Sachen Provokation definitiv die Nase vorn. Die FPÖ findet die ganze Aktion allerdings eher semi-gut und spricht von "Werteverfall" und "Pseudokunst". Man habe die Nase voll von "Schmutzkübel-Aktivisten wie Nitsch und Gelitin" und rieche einen "waschechten Skandal".

Nasencasting

Um eine möglichst geeignete Vorlage für die Skulptur zu finden, wurde bereits 2012 ein Nasencasting veranstaltet, zu dem mehr als 70 Wachauer eingeladen wurden, ihre Riechorgane in Gips einzulegen. Schlussendlich entschied man sich für einen Hybrid aus der Nase des Sohnes des Bürgermeisters und einer Frau aus Hamburg, die in der Wachau lebt. Das Ergebnis spaltet erwartungsgemäß die Gemüter und wird sich mit der Zeit wohl zu einer echten Touristenattraktion mausern. Man sollte sich demnach bezüglich zeitgenössischer Kunst nicht allzu leicht an der Nase herumführen lassen. Es könnte sonst leicht passieren, dass man etwas unter sie gerieben bekommt.

Festredner und frisch gebackener Ingeborg-Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz hatte derweilen im Bezug auf gebührendes Wortmaterial mal wieder den richtigen Riecher. Nachzulesen gibt es seine Nasen-Abhandlung, die natürlich auch eine seiner Listen beinhaltet, ab der nächsten Seite:

Bild(er) © Gelitin, Maria Ziegelböck, Tex Rubinowitz
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