Kurz vor dem ersten Geburtstag kochen die Diskussionen um die Pratersauna wieder hoch. Die Namen Grasser und Plech fallen, die Pratersauna ist wegen des Halbwissens genervt. Eine Klarstellung und Kommentar.
Am 16.7. 2009 eröffnete die Pratersauna offiziell. Mit dabei: Karl-Heinz Grasser. Seither geistern Gerüchte darüber herum, wem die Pratersauna gehört, und ob da jemand seine Fäden spinnt. Nun, …
Die Pratersauna wird gemietet – so wie man eine Wohnung mietet. In diesem Fall nennt man das Pacht. Die Verpächter heißen Stadt Wien und Ernst Karl Plech. Die Nähe von Ernst Karl Plech zu Karl-Heinz Grasser ist bekannt. Auch bekannt ist, dass der dritte, stille Teilhaber der Pächter, also der Pratersauna, ein gewisser Markus Plech ist (zb in hier). Markus Plech ist der Sohn des Immobilenunternehmers Ernst Karl Plech. (Wie sich das ganz präzise und im Detail verhält: siehe ganz unten.)
Klare Verhältnisse
In den letzten Wochen und Monaten werden Stimmen in Foren und Social-Media Plattformen laut (da, da, da oder da), die sagen, dass indirekt Politprofiteure um KHG hinter dieser momentan hippsten Location in Wien stehen. Ein aktueller News-Artikel behauptet außerdem, dass der aktuell unter Anklage stehende Walter Meischberger Miteigentümer der Pratersauna ist. Falsch, meinen die Betreiber der Pratersauna.
„Uns ist unverständlich, wie gewisse Medien Behauptungen abdrucken, ohne vorher richtig recherchiert zu haben! Dazu reicht ein einfacher Firmenbuchauszug – das ist eine Arbeit von zwei Minuten! Aber anscheinend ist selbst das für Medien wie News oder Wirtschaftsblatt zuviel Arbeit!” sagt Stefan Hiess dazu; Hennes Weiss, Co-Geschäftsführer der Pratersauna, versteht die Aufregung nicht. „Dass dieses Thema offensichtlich hohe Wellen schlägt, bestätigt eigentlich nur unsere Arbeit, gleichzeitig interessieren uns von Neider in den Umlauf gebrachte Falschmeldungen herzlich wenig.”
Für viele, die nun mit der apolitischen Party-Crowd, den Kleidern, High Heels und der Türpolitik ohnehin nie etwas anfangen konnten, denen die Pratersauna zu sehr Marketing und Business war, zu wenig Musik und Subkultur, ist der KHG-Dunstkreis natürlich Wasser auf die Mühlen ihrer Meinung. Man hat für etwas, das man latent immer schon unsympathisch gefunden, nun einen Namen, halt, sogar zwei Namen: Grasser und Plech. Das Stigma der Blauen Pratersauna ist geboren. Damit lässt sich Stimmung machen.
Der Kreativmotor
Das Problem: Die Pratersauna ist eine wunderbare Location mit viel Charme und einem bestechenden Garten. Junge Artists verdienen dort ihr Geld. Zwar trägt niemand seine politische Gesinnung vor sich herum, trotzdem würde man kaum jemand ein rechtes Näheverhältnis zuschreiben. Verschiedenste Menschen machen dort tendenziell ideologiefreie Musik, veranstalten Partys. Von Visuals über Corporate Identity, Bar-Personal bis zum die Grafiker, Booker, Webdesigner, Designbüros und DJs – sie alle sorgen für das Programm und füllen die Pratersauna, und sie bekommen faire Gagen. Von dem, was sie alle einspielen, fließt ein größerer Betrag als Miete an Ernst Karl Plech, ein Betrag, der laut Co-Geschäftsführer Hennes Weiss für eine Location mit 3000m2 Fläche in dieser Lage angemessen ist.
Woran liegt es, dass manche das hochschaukeln, andere ausblenden? Zumeist anonyme Poster wittern Verhaberung. Johannes Luxner hat das andererseits hier so formuliert: „Wer sein Freizeitverhalten nach dem Grundbuch ausrichten will, wird es schwer haben. Sympathisch ist das alles nicht. Aber wer sich damit beschäftigt, welche Stiftungen und Firmenkonstrukte hinter der eigenen Mietwohnung stecken, kann dann nicht mal mehr zuhause bleiben.“ Immobilien sind häufig in unklaren Besitzverhältnissen. Die Katholische Kirche ist Österreichs größter Grundbesitzer. Wer verlässt deshalb den Schoß des Heiligen Stuhls und seine Wohnung? Nun, bei der Pratersauna ist die Aufregung da. Offiziell wohnt niemand in der Pratersauna. Die Entscheidung hinzugehen oder nicht, ist bei weitem nicht so aufwändig wie ein Umzug.
Nachhaltigkeit
Und bei den Lifestyles of Health and Sustainability (Lohas) geht es genau darum: nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Man gibt dort sein Geld aus, wo keine Babyrobben gehäutet werden, wo kein Golf von Mexiko in öliges Schwarz getaucht wird oder wo im Extremfall kein heftig diskutierter Geschäftsmann wie Ernst Karl Plech indirekt mitverdient. Das ist dann konsequent.
Und schade. Denn die Pratersauna hat in Wien viel bewegt. Gäste und Touristen, die auf Wienbesuch sind, schickt man in die Pratersauna, damit sie sehen, was hier möglich ist. Das kosmopolitische Monocle-Magazin hat die Location in ihrem Wien-Special ganz besonders ausgelobt und Mitbetreiber Hennes Weiss als Aufmacher verwendet. Die Pratersauna belebt das Programm in Wien, bringt reichlich internationale Acts und vernetzt sogar Locations mit Medien mit Festivals mit alternativen Radiosendern und mit Werbekunden. Dafür ist die Pratersauna bekannt. Auf einer persönlichen Ebene kann man nachvollziehen, wenn Leute gerne dort auflegen, gerne ihre kreative Ader ausleben, gerne den Komfort und die Aufmerksamkeit der Pratersauna für sich nutzen. Der Sumpf aus Gier und Gewissenlosigkeit rund um Profiteure wir Grasser – nämlich allein damit in Verbindung gebracht zu werden – wird der Pratersauna nun sicher nicht helfen. Eine wirklich Blaue Pratersauna würde allerdings fundamental anders aussehen. Dann würden wir hier nicht einmal mehr einen Tweet auf sie verschwenden.
Miete, Pacht, Eigentum der Pratersauna:
Die Pratersauna ist ein sogenanntes i>Superädifikat. Das heißt, Gebäude und Grundstück haben nicht denselben Eigentümer. Im Fall Pratersauna gehört das Grundstück der Stadt Wien und das darauf befindliche Gebäude ist im Eigentum der i>Verena Thöni GmbH (die sich wiederum im Eigentum der Familie Plech befindet). Dem entsprechend besteht ein Pachtverhältnis zwischen der Verena Thöni GmbH und der extra gegründeten Pratersauna Betriebs GmbH, deren Gesellschafter Stefan Hiess, Hennes Weiss und Markus Plech sind. Diese drei teilen sich Risiko und Gewinn. Die operativen Geschäfte führen Hennes Weiss und Stefan Hiess, sie sind für das komplette Programm der Pratersauna verantwortlich.
Unser Interview zum Jubiläum der Pratersauna gibt es hier:
https://thegap.atrubriken/stories/artikel/ein-jahr-schwitzkasten