Wienbeats: Familienzuwachs mit Milo Mills

Salute, Nvie Motho, Cid Rim und der Wandl bekommen Zuwachs. Der 24-jährige Wiener Milo Mills hat soeben auf dem Londoner Label Trapdoor releast, wird von Diplo, Benzi und Stwo gespielt. Fragen? Fragen.

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Es gab schon schlechtere Zeitpunkte, um in Wien zu leben. Auch wenn sich da oder dort ein paar Balken biegen, scheint die Stadt gerade nicht nur ziemlich lebenswert, es rufen auch immer wieder Medien von jenseits der Grenze an, um zu fragen was da im Wiener Wasser drin ist. Von den großen Fischen wie Raf 3.0, Klangkarussell, Ja, Panik, Nazar oder Bilderbuch einmal abgesehen, schnurrt und summt es auch im elektronischen Bereich gehörig. Nur passiert das oft abseits der klassischen Medien, auf Soundcloud, in Facebook-Chats und auf Blogs (wenn man von der Aufregung rund um die Amadeus-Nominierung HVOBs einmal absieht). Das Bass Camp der RBMA hat letzten Herbst zwanzig dieser Produzenten versammelt, auf die man ein Auge haben sollte, und wird später wohl einmal auch genannt werden müssen, wenn es darum geht, wann und wo sich die Szene im echten Leben vernetzt hat.

Milo Mills war damals noch nicht dabei. Aber er dürfte auch einiges von diesem Wiener Wasser getrunken haben. Gerade hat er beim Londoner Label Trapdoor Records releast. Er hat alles, um über den Umweg London jetzt auch in Wien großen Bahnhof zu machen. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt und würden uns jetzt einmal Hype wünschen, danke.

Erzähl mal, im Netz findet man fast nichts über dich, was muss man über dich wissen?

Ich bin ein 24-jähriger Multi-Genre Producer, der es nicht mag, in Schubladen gesteckt zu werden. "Fuck a genre" – ich kann mich nämlich nicht nur auf ein Genre spezialisieren. Seit Kindesalter verfolgt mich der Zwang eigene Musik zu schreiben. Anfangs war ich vom Schlagzeug fasziniert, bis ich die Akustik-Gitarre von meiner kleinen Schwester in die Hand bekam und sie ihr einfach nicht mehr zurück gegeben habe. Ich habe dann viel Zeit mit Live-Musik und Bandproben verbracht bis ich schließlich an eine gecrackte Version von FL Studio – damals noch Fruity Loops – gekommen bin. Seither bin ich im Producer-Fieber.

Dein frühester Track auf Soundcloud ist ein Jahr alt. Hast du einfach so lange deine Skills geschärft?

Anfangen habe ich cirka 2009 mit Sample-basierenden Hip Hop-Produktionen à la Pete Rock und J Dilla. Weil mir das nach einer Zeit zu langweilig wurde, wollte ich mich selbst herausfordern und hab im Pop-, traditionellen R’n’B-, Soul- und EDM-Bereich produziert. Ich muss zugeben, dass dabei auch sehr viele klischeehafte Sachen zustande gekommen sind, aber es hat geholfen meinen Sound zu finden. Vor cirka einem Jahr hab ich beschlossen, ich scheiss auf alle Genre-Schubladen – und jetzt fühle ich mich endlich wohl mit meinem Output.

Trapdoor ist schon eine ordentliche Nummer. Wie kam es dazu?

Ein guter Freund von mir, den ich über das Netz kennen gelernt habe, und talentierter DJ names Complexion hat mir die Türe zu TrapDoor Records geöffnet. Er supportet mich seit geraumer Zeit und spielt meine Tunes in seiner Future Beats Radio Show. Ich schicke ihm öfters unveröffentlichte Tracks, weil er mir immer konstruktives Feedback gibt. Sowas ist viel Wert für mich! Und als ich ihm die fertige Version von "Ocean Gang" geschickt habe, meinte er, dass er ihn an TrapDoor Records weiterleitet hat. Mark von TrapDoor Records war begeistert, wir haben uns entschieden, den Song als Free Download herzugeben.

Waren die wunderschönen Paintbrush-Delfine am Cover deine Idee?

Das Artwork finde ich sehr gelungen und ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Alles was ich dem Grafiker sagte war: "Delfine!"

Jungle?

Ja, Jungle und Drum & Bass kann schon sehr cool sein. Aber da kenn ich mich ehrlich gesagt zu wenig aus.

R’n’B-Remixe haben ja für diese Art Beats eine lange Tradition. Reizt dich da auch mal ein Eurodance- oder ein Trip Hop-Track?

Wenn du mich das vor vier Jahren gefragt hättest, vielleicht. Aber will jetzt überhaupt noch jemand Eurodance hören? Ich bin leider übergesättigt von amerikanischen RnB-Artists, die eingängige Melodien über immer gleich klingende Eurodance-Produktionen singen. Respekt an all die Leute, die das machen, aber für mich wäre das nichts mehr.

Diplo, Benzi, Stwo und Kaytranada supporten deine Tracks, oder? Andere würden sich Finger abhacken, um auf BBC Radio 1 und Rinse FM zu laufen.

Es ist gerade alles ziemlich surreal für mich. Vor einem Jahr hab ich noch davon geträumt und jetzt passiert es. Damals habe ich jedes Mixtape gezogen, das von Benzi gehostet war. Heute bin ich auf seinem Mixtape "Girl Trapz 5" selbst drauf. Ich habe gelernt, dass es – wie in jeder anderen Branche – fast nur um die richtigen Kontakte geht. Ist die Musik dann auch noch gut, dann bekommt man Aufmerksamkeit.

Zieht es dich nach London oder hälst du es wie Cid Rim, der meinte mit der richtigen E-Mail-Adressen, kann er auch in Gramatneusiedl Tracks produzieren?

Ich bin der gleichen Meinung wie Cid Rim. Ich habe erst jetzt vor Kurzem erlebt, wie mächtig eine richtige E-Mail Adresse mit dem richtigem Inhalt wert ist. Aber es wäre natürlich auch schön für mich, all die netten Leute irgendwann im Real-Life kennenzulernen, die man vorher nur aus Facebook-Chats und E-Mails kennt.

Wie sehr freust du dich auf das Album von Dorian Concept und wie lange dauert es wohl bis Jamal von Affine unter die Fittiche nimmt?

Er ist für mich ein sehr interessanter Artist und eine Klasse für sich! Wird das nicht eine EP? Auf jeden Fall freue ich mich immer über neue Releases von österreichischen Artists. Ich habe schon viel Gutes von Jamal gehört. Keine Ahnung, ob er meine Musik kennt, aber es würde mich sehr freuen mit ihm zusammen zu arbeiten.

Wo können wir mit dir demnächst mal abhängen?

Diesen Samstag, bei der Red Bull Music Academy Session mit James Murphy.

"Ocean Gang" von Milo Mills ist soeben auf Trapdoor Records erschienen und ist gratis via Soundcloud zu haben.

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soundcloud.com/milomillsMilo Mills by stefan-niederwieser

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