Anna gibt als Schauspielerin alles. Nur leider nicht auf den Bühnen dieser Welt, sondern bei Feuerwehrübungen in der oberösterreichischen Provinz. Die Filmakademie-Wien-Student*innen Leni Gruber und Alex Reinberg haben mit »Hollywood« eine bezaubernde Komödie realisiert, mit einer sehens- und hörenswerten Marlene Hauser in der Haupt- und Opferrolle. Der Kurzspielfilm ist neu in der Cinema Next Series kostenfrei zu streamen. Wir haben dem Regieduo ein paar Fragen gestellt.
»Hollywood« ist die nächste Veröffentlichung in der Cinema Next Series, die regelmäßig auf der Streamingplattform Kino VOD Club kostenlos spannende Filme von heimischen Filmtalenten präsentiert.
In euren eigenen Worten: Worum geht es in »Hollywood«?
Leni Gruber und Alex Reinberg: Hollywood erzählt die Geschichte einer jungen, erfolglosen Schauspielerin, Anna, die in ihr Heimatdorf zurückkehrt, um dort bei Feuerwehrübungen das Unfallopfer zu mimen. Während sie sich unter Baumstämmen liegend das Leben aus dem Leibe brüllt, würde ihr Vater sie mittlerweile lieber hinterm Schalter der örtlichen Raiffeisenbank sehen. Ganz prinzipiell geht es in »Hollywood« aber darum, auch mal das zu tun, was einen mit Leidenschaft erfüllt … Egal, ob man darin besonders gut ist.
»Provinz-Film präsentiert Hollywood« ist in den Anfangscredits des Films zu sehen. Eine Schauspielkarriere bleibt hier in der oberösterreichischen Provinz stecken. Ist das auch die Angst von euch Filmkreativen: der Traum der großen Filmkarriere draußen, aber dann doch nur weltberühmt in Oberösterreich?
Weltberühmt in Oberösterreich klingt doch schon ganz gut. Auch der Hauptfigur Anna geht es ja nicht prinzipiell um die steile Karriere in Hollywood, es geht ihr darum, ihre Leidenschaft ausleben zu können. Und das schafft Anna dann ja auch sogar auf ganz skurrile Weise in der örtlichen Raiffeisenfiliale.
Ihr habt mal bei einem Gespräch gemeint, der Film hätte für euch auch einen sehr persönlichen Hintergrund. Welchen denn?
Auch unsere beruflichen Aussichten sind natürlich mit großen Unsicherheiten verbunden. Wir können also mit Annas Struggle sehr gut mitfühlen, auch wenn uns unsere Eltern noch nicht zum Bewerbungsgespräch in die nächste Raiffeisenbank geschickt haben. (Die im übrigen eine sehr tolle Bank ist. Wir sind sehr happy, dass wir dort drehen durften. Vielen lieben Dank!)
Ein Genuss in »Hollywood« ist das Schauspiel von Marlene Hauser, das sehr direkt und charmant österreichisch daherkommt. Was schätzt ihr an ihrem Schauspiel?
Wir sind schon seit Längerem mit Marlene befreundet und wussten, dass sie die perfekte Besetzung für die Rolle ist. Marlene Hauser schafft es, mit so wenig so viel zu erzeugen. Sie kann so wunderbar subtil sein und dann brüllt sie wiederum eine gefühlte Ewigkeit in die Kamera und es ist einfach nur großartig. Marlene ist komplett frei von Allüren, sie versteht, was die Rolle braucht, und gibt es ihr – uneitel und immer am Punkt. Sie ist eine wunderbare Schauspielerin.
Was ist für euch eigentlich guter Humor in einem Film? Und wie erreicht man ihn?
Eigentlich lachen wir im Kino meistens dann, wenn sonst niemand lacht … Humor ist also auch immer etwas sehr Subjektives. Für uns gilt es grundsätzlich, das Tragische im Komischen und das Komische im Tragischen zu finden.
Ihr habt schon gemeinsam fürs Fernsehen geschrieben, »Hollywood« ist euer erster gemeinsam realisierter Kurzspielfilm. Wie kann man sich eure Zusammenarbeit vorstellen? Wann kommen von wem welche Ideen und wer trägt sie wohin?
Wir machen prinzipiell alles gemeinsam. Es ist wie eine Art Pingpongspiel. Im Fall von »Hollywood« war es so, dass Marlene uns erzählt hatte, dass sie als achtjähriges Mädchen einmal bei solchen Übungen mitspielen durfte. Als Filmemacher*innen denken wir dann sofort in Geschichten. Welche Figur würde sonst noch bei so etwas mitmachen? Was für Fallhöhen könnten sich diesbezüglich ergeben? Bald war die Figur der Anna geboren … Eine erfolglose Schauspielerin, deren letzter Strohhalm Opferrollen bei Feuerwehrübungen sind. Dieses Spannungsverhältnis bot genug Zündstoff für einen Kurzfilm.
Jetzt bitte aus dem Bauch heraus antworten: Welcher Film der letzten Jahre hat euch begeistert oder kommt dem am nächsten, was ihr tut?
»Der schlimmste Mensch der Welt« hat uns sehr bewegt. Er erzählt keine Held*innengeschichte, sondern wir folgen einem ganz normalen, dreidimensionalen Menschen mit all seinen Ängsten und Makeln. Der Humor trifft dabei auf große Tragik und das ist etwas, was wir auch in unseren Arbeiten gerne forcieren.
Eine Interview-Reihe in Kooperation mit Cinema Next – Junger Film aus Österreich.