Jo, üba ondere Witze mochn

Stefanie Sargnagel, Königin der Schwarzer-Humor-Abteilung im österreichischen Internet, hat ihr zweites Buch zusammengeschustert. Die eigentliche Leistung ist aber eine andere.

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Was die Sargnagel ausmacht, steht ja schon recht ausführlich hier. Natürlich ging dem ein Gespräch im Café Siebenbrunnen voraus.

Dein neues Buch »Fitness« ist ja schon sehr ähnlich wie dein erstes Buch »Binge Living«. Wieso heißt es eigentlich nicht gleich »Binge Living 2«?

Das haben wir eh kurz überlegt. Mir war klar, dass Leute sagen werden: »Das ist ja dasselbe«, aber dann kann man auch zu jedem Kolumnenschreiber sagen: »He, du machst ja schon wieder eine Kolumnensammlung«. Es ist halt einfach eine Textsammlung.

Du hast eben gemeint, jemand, dem du ein Interview gegeben hast, hätte sich dann auf das Thema Faulsein draufgesetzt …

Die Journalistin hat halt geschrieben, ich wäre »so eine Mindestleisterin«. Ich fand’s eh witzig, mein Selbstbild ist ja auch so – mich hat’s nur gewundert, weil wir in dem Interview eigentlich über andere Sachen geredet haben, übers Reisen und Reportagen schreiben.

Nervt dich Facebook je so sehr, dass du eigentlich gar nichts mehr posten magst?

Nein überhaupt nicht. Wenn, dann kommt das erst. Ich stelle ja seit meinem 15. Lebensjahr Sachen ins Internet. Ich glaube, das ist ein grundsätzlicher Erzähldrang, der nicht aufhören wird. Es gab gerade eine Welle von so urkomischen Leuten, die plötzlich da waren und unter Postings Sachen schrieben wie »Jo, üba ondere Witze mochn« und so. Mir wär’s schon lieber, wenn das in einer bestimmten Szene bleibt, als wenn da 100.000 Leute mitlesen, die es eh nicht verstehen.

Bekommst du auch Nachrichten von grantigen Menschen?

Schon, aber es sind meistens Trotteln. Was mich aufregt ist weniger, dass sie mich angreifen, sondern die Unhöflichkeit. Wenn es wirklich Leute wären, wo ich mir denke, dass die coole Sachen machen, würd’s mich treffen, aber so …

Wie waren die Lesungen in Deutschland, wo sind die Unterschiede?

In Deutschland haben sie immer das Gefühl, ich will irgendwie arg sein und in Wien es eher so, dass mans als Wienerisch sieht. Bücher verkauft hab ich fast keine, aber sie haben eh gelacht.

Das Buch ist ja wenig politisch, aber auf Facebook äußerst du dich schon zu solchen Sachen wie jetzt zur Flüchtlingsthematik.

Bei politischen Sachen bin ich ja normalerweise sehr sarkastisch, aber wann ist in Österreich schon mal so ein konkreter Notfall, wo man das Gefühl hat, die großen Probleme der Welt kommen plötzlich bei uns an und es geht jetzt um Leben und Tod und ich kann vielleicht ein paar Leute motivieren, was zu machen?

Gehst du wählen?

Ja, ich geh’ schon immer wählen.

Ich frage, weil das, wofür du wahrgenommen wirst, ja schon so eine gewisse Grundwurschtigkeit ist.

Ich bin ja doch mit dieser linksradikalen Szene verbandelt, mein engerer Freundeskreis besteht ja schon mehr aus Links-Hippies als aus Hipstern.

Was ist mit den Kunst-Leuten – du hast dich ja in einem längeren Text ziemlich über junge Künstlerinnen und Künstler lustig gemacht?

Es geht in dem Text um jemanden, der selber Kunst macht, deswegen schreibe ich ja am Schluss, »die beste Künstlerin bin ich« – da ist klar, dass ich mich mitmeine. Wenn wir jetzt in einem repressiven Staat leben würden, würd ich nicht drüber schreiben, wie wurscht das alles ist – da würd ich vielleicht mehr für die Freiheit der Kunst kämpfen. In Wien hat man schon das Gefühl, Kunst ist ein Hobby von Rich Kids. Wenn du aus anderen Haushalten kommst, studierst du wahrscheinlich schon eher was, was dich finanziell absichert.

Mittlerweile bist du selbst als Künstlerin erfolgreich, wie wirkt sich das auf die Inhalte aus?

Stimmt schon, da gehen ein paar Schmähs drauf – Ich hab ja jetzt nicht urviel Geld, aber ja, meine Lebensprobleme sind schon ein bisschen anders geworden.

Eigentlich geht’s eh mehr um den schwarzen Humor – ich dachte ja immer, meine Sachen verstehen nur Leute, die so drauf sind wie ich und dann bin ich draufgekommen, ich hab auch so eine Mediziner-Clique als Fangruppe.

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Bild(er) © Niko Havranek
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