»John Wick Hex«: Der Tod kommt mit Bedacht

Die Indie-Game-Umsetzung des Kino-Erfolgs macht »Superhot« anders und besticht mit neuen Ideen.

»John Wick Hex« ist ein starkes Spiel. Vor allem auch, weil es wieder einmal beweist, dass echte Innovation in Sachen Gaming im Indie-Bereich zu suchen ist. Der Verweis auf »Superhot« ist hier ein bisschen weniger irreführend als der Begriff „Rundenstrategie“. Aber in Kombination treffen die beiden dann doch den Kern. Der Assassine mit der Visage von Keanu Reeves wird in Zügen durch Räume geführt, die an Spielfelder erinnern. Wenn er sich bewegt, bewegen sich auch seine Feinde. Dazwischen pausiert die Zeit und lässt uns denken.

Die harte, zweckmäßige Action der Filme wird so hervorragend in Spieldynamik verwandelt. Jeder Schritt hat die gewollte Richtung, jeder Schuss kostet wertvolle Augenblicke und nur die Präzision hält Herrn Wick am Leben. Stichwort Präzision: Im Gegensatz zu »Superhot« wird nicht selbst gezielt, sondern die Trefferwahrscheinlichkeiten entscheiden. Und individuelle Zeitbalken aller Kämpfenden illustrieren, welche Aktion wann zum Abschluss kommt.

Das alles verführt zum Hocken-Bleiben und die ersten Stunden sind schnell verflogen. Seine größte Schwäche zeigt das Spiel erst, wenn’s richtig haarig wird; etwa wenn die mitgebrachten Voraussetzungen aus dem vorangegangenen Abschnitt kläglich sind: kaum Munition, zwei Balken Gesundheit und keine Bandagen in der Tasche. Dann fällt auf, dass die Abschnitte keine zu lösenden Rätsel, sondern recht zufällige Aufeinandertreffen mit Feinden sind. Wenn wirklich jeder Schritt sitzen muss, gibt es keine perfekte Choreographie, sondern nur gute Entscheidungen kombiniert mit Glück. Nicht jedem Scheitern geht ein erkennbarer Fehler voraus.

»John Wick Hex« macht sehr viel richtig und gleichzeitig – und dafür gehört es gefeiert – vieles neu. Die 15 Euro, die Entwickler Mike Bithell dafür haben will, hat er sich verdient. Aber da ist Potenzial für einen noch stärkeren zweiten Teil; durchaus auch in der Inszenierung, aber in erster Linie im Bekenntnis zur trockenen Strategie des Überwältigens.

»John Wick Hex« ist bereits für PC und Mac erschienen.

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