Mit »Slowlife« legt das in Berlin ansässige Duo Jolly Goods ein Album zwischen Shoegaze und Surf-Pop vor, das vom guten, also langsamen Leben handelt.
In sieben Jahren kann verdammt viel passieren. Sieben Jahre können mittlerweile sogar eine ganze Generation zum Entstehen und wieder zum Verschwinden bringen. Zumindest dann, wenn man die Generationenfrage in Smartphone-, MacBook- oder Nespresso-Maschinen-Kategorien beantwortet. Sieben Jahre haben die beiden Geschwister Tanno Pippi und Angy Lord auch gebraucht, um »Slowlife« aufzunehmen. Ein Album, das vom guten, also langsamen Leben handelt. Früher sagte man – zumindest in Österreich – noch gerne »pomali« dazu und meinte damit, dass man sich nicht unnötigerweise einen Haxen ausreißen sollte. Heute sprechen BloggerInnen und InfluencerInnen von Slow Travel, Slow Food und Slow Fashion und beziehen sich damit auf genau jene Lebensweise, in der Smartphones, MacBooks und Nespresso-Maschinen keinen Platz haben (sollten).
Deadlines am Pranger
Laptops und Smartphones kommen auf »Slowlife« schon vor. Zum Beispiel im Song »50 Emails«, der dem ständigen Frage-und-Antwort-Spiel des Arbeitsalltags eine klare Absage erteilt. Doch nicht nur Deadlines und Leistungsdruck stehen am Pranger: In »Eating Fries«, dem ersten Song des Albums, steckt die klare Aufforderung, sich dem ewigen sozialen Wettkampf endlich mal zu entziehen. »Hört damit auf, so orientierungslos im Netz der Leistungsgesellschaft herumzuzappeln«, das möchten Tanno Pippi und Angy Lord auf »Slowlife« zum Ausdruck bringen. Musikalisch rahmen sie diesen Appell perfekt ein: Ihr Klangkosmos liegt irgendwo zwischen Shoegaze und Surf-Pop und macht Lust darauf, einfach so in den Tag hineinzuleben – so wie es kommt, so kommt es eben. Diejenigen, die mit den Jolly Goods im Ohr, noch mit grantiger Beherztheit »Zweite Kassa, bitte!« schreien wollen, wenn gerade mal zwei Leute vor ihnen in der Schlange stehen, die müssen wir erst einmal finden. Lieber: pomali. Oder eben: »Slowlife«.
»Slowlife« von den Jolly Goods ist am 17. Jänner 2020 bei Siluh Records erschienen. Die nächsten Konzertermine der Band sind: 21. Februar, Berlin (DE), Roter Salon — 16. April, Wien, WUK — 17. April, Ried im Innkreis, KIK — 18. April, Wels, Alter Schlachthof — 13. Mai, Chemnitz (DE), Atomino — 14. Mai, Nürnberg (DE), Z-Bau — 15. Mai, Ulm (DE), TBA — 16. Mai, Frankfurt am Main (DE), Exzess — 17. Mai, Leipzig (DE), TBA.