Alle Jahre wieder blickt unsere Redaktion auf die popkulturellen Highlights der letzten zwölf Monate zurück. Mit streng subjektivem Blick. Was Kami Kleedorfer aus 2021 besonders in Erinnerung bleiben wird, könnt ihr hier nachlesen.
Ein stark durchwachsenes Jahr, so würde ich 2021 im Großen und Ganzen bezeichnen: Musikalisch war es heuer spannend und als DJ recht erfolgreich, sofern das halt möglich war. Und damit wären wir schon bei der Downside des zu Ende gehenden Jahres: bei dieser sich zuspitzenden, gesellschaftlichen Auseinandersetzung.
Aber bleiben wir lieber bei der Musik, da hat sich 2021 in der Slow- bzw. Organic-House-Szene einiges getan. Die musikalische Nische hat sich prächtig weiterentwickelt: Neue Labels wurden gegründet, es gab neue Produzent*innen, die sich mit Releases in den Vordergrund gespielt haben, und viele interessante Kooperationen. Dass die Anzahl an Events und Festivals geringer war, hat den Blick auf die Neuveröffentlichungen umso mehr geschärft.
Top 10 Singles / EPs 2021
Stefan Obermaier – »Keya« (Trndmsk Records)
»Keya« ist nicht nur eine schöne und stimmige Nummer, sondern zeigt die technischen Skills des Musikers. Bemerkenswert ist auch, dass seine Soundsignatur bei aller stilistischer Flexibilität immer deutlich rauszuhören ist.
Orkidz – »Crete EP« (Shango Records)
Die »Crete EP« lässt ein leicht exotisches Urlaubsfeeling aufkommen – sind wir noch auf Kreta oder schon in Nordafrika? Egal, Organic-House-Releases von Shango Records sind ein Garant für flockige, treibende Beats mit Top-Remixer*innen.
Sevn – »Nightwatch« (Kosa Records)
Die Hüter des Lichts betreiben die Nachtwache (Nightwatch), um die Kräfte der dunklen Seite abzuwehren. Diese schön-schaurige Legende verwendet der kanadische Produzent, um seine knackigen Tracks und Remixes zu verpacken.
Lello Fusco – »All Night Long« (Tibetania Records)
Eine schöne Mischung aus Down- und Uptempo bringt der aus Neapel stammende DJ und Produzent Lello Fusco auf Tibetania Records heraus. Der EP-Titel »All Night Long« sagt eigentlich eh schon alles, was wichtig ist: Musik fürs nächtelange Spaßhaben.
James Curd – »Less Is More« (Exploited)
Manchmal würde ich den Songtitel gerne diversen Gesprächspartner*innen entgegenschmettern … Anyway, der durchaus ruppige und clubbige Release war eines meiner Frühsommerhighlights, sowohl im Original als auch im wirklich amüsanten Nu-Disco-Remix von Stefano Ritteri.
Menachem 26 – »Nimrod« (Metanoia)
Der Nimrod-Release, eigentlich eine altorientalische spirituelle Heldenfigur, ist ein perfektes Beispiel dafür, was für eine Stimmung und Energie ein Track mit 90 BPM (Beats per Minute) schaffen kann. Ebenbürtig in dieser Hinsicht der elektronisch ausgerichtete Remix.
Kellerkind & Darksidevinyl – »Walls Around Me« (Connected)
Connected, das Label von Stereo-MC’s-Frontmann Rob Birch, brilliert immer wieder mit uplifting Afro-House-Tracks. Da passt die Kooperation von Kellerkind und dem Wiener Darksidevinyl bestens dazu.
Megablast feat. Steven Jones – »Lies« (Luvlite Recordings)
Sascha Weisz aka Megablast nimmt uns auf eine Zeitreise in die 80er-Jahre mit. Völlig überraschend, denn wir kennen Megablast und sein Label eigentlich in einem Afro-House- und Latino-Kontext. Wie auch immer – analoge Synths, Vocals und die New-Wave-Attitüde sorgen bei »Lies« für Gänsehaut.
Nathan Hall – »Sattva« (Heimlich Musik)
Heimlich Musik ist zweifellos das Aushängeschild der Slow-Szene in Österreich. Nathan Halls »Sattva« ist eher untypisch für das Label mit dem Hang zu discoiden Interpretationen; trotzdem atmosphärisch dichter, winterlich-ruhiger Release mit einer trüben Gesamtnote.
Zuma Dionys – »Mori Mori« (Baikal Nomads)
Ja, St. Petersburg ist wichtig für die Slow-Szene, denn dort produziert Zuma Dionys seine aufstachelnden Tracks, und davon gibt’s wirklich viele. Gut 4.500 Kilometer südöstlich davon befindet sich das Büro des Labels Baikal Nomads, das sich neben der Musik auch dem Schutz des Baikalsees verschrieben hat.
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