Der Wiener Designer Karl Michael, der für Unisex Mode und Androgynität steht, hat vor Kurzem auf seinem privaten Facebook Account, wie so viele andere, eine Wahlempfehlung abgegeben. Daraufhin wurde er mit Hasspostings bombardiert. Sein privates FB-Profil wurde sogar gesperrt.
Kommentare wie „Genau so ein Typ kriegt als erster von den Asylos aufs Maul“, oder „Glück für ihn, dass es kaum noch natürliche Auslese gibt“ beschreiben großteils das Niveau der mehr als 700 Kommentare unter Karl Michaels Facebook-Video, das schon 65.000 Mal angeschaut wurde.
Der Wiener Kreative präsentiert jährlich seine Kollektionen auf der Vienna Fashion Week und betreibt einen Shop, der unter dem Motto „fashion for him, her or whatever you want to be, because unisex is the gender of tolerance“ steht, am Getreidemarkt 13. Das Motto zieht Karl Michael auch in seinem Video durch, in dem er klar auf mehr Toleranz und weniger Wegschauen besteht und eine Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen abgibt. Wir sprachen mit ihm darüber, wie es ist, vor der Wahl mundtot gemacht zu werden und darüber, wie er auf solche Posting reagiert.
Weil ja viele Designer nach der Wahl Trumps abgeschworen haben, Melania Trump einzukleiden: Wäre es dir wichtig, so etwas auch in Österreich zu tun?
Zu sagen „Sie darf das nicht tragen“ ist nicht der beste Weg der Kommunikation. Ich würde ihr ein Outfit machen, auf dem „Rassismus ist eine Verletzung der Menschenrechte“ darauf steht, wenn sie das dann trägt, dann zeigt sie Unabhängigkeit. Mein/e Label/Mode steht für Liberalität und Individualismus, aber ich werde nicht beginnen Leute auszugrenzen, nur weil ich für friedliches Zusammenkommen stehe.
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In den Kommentaren zu deinem Video wird oft geschrieben, du solltest dich wegen deiner Homosexualität vor der vermehrten Einwanderung in Acht zu nehmen. Wie gehst du mit Aussagen wie „Er scheint es immer noch nicht zu wissen: Homosexuelle werden in den Islamischen Ländern gesteinigt, aufgehängt, vom Dach gestossen, verstümmelt“ um?
Dieser Kommentar kam von einem islamophoben und homophoben Österreicher. Damit bestätigt die Person selber ihre Intoleranz und ihre Hasserfülltheit. Ich bin nicht islamophob, weil ich Extremismus niemals mit Religion in Verbindung bringen würde. Diese Menschen gibt es in allen Kreisen und Kulturen.
Denkst du, dass prominente Unterstützer beider Seiten Nicht-Wähler mobilisieren können?
Ich denke, jeder kann Nicht-Wähler mobilisieren, dafür muss eine Person nicht prominent sein, es geht nur darum, ob man etwas sagt und nicht aus Angst schweigt.
Dein persönliches Profil auf Facebook wurde ja gesperrt. Hast du den genauen Grund deiner Sperre erfahren?
Nein, aber ich finde es unglaublich, wie weit es geht. Es wird versucht, mich, einen jungen Modedesigner, innerhalb einer Demokratie stumm zu machen. Diese Entwicklung zeigt das Problem.
Was sind deine schlimmsten Befürchtungen, wenn am Sonntag die Mehrheit für Norbert Hofer stimmt?
Ich denke, wir sollten uns gerade eher auf die Gegenwart konzentrieren. Wenn wir jetzt richtig wählen, müssen wir uns nicht ums Wahlergebnis sorgen. Nach der Wahl ist es zu spät!
Zu Karl Michaels Mode geht es hier. Zur Wahl geht es am 4. Dezember.