König der koordinierten Kakophonie

Mit den coolen 50-plus-Kids abhängen: Thurston Moore und Band gastierten gestern in der Wiener Arena.

Den Namen Thurston Moore haben wohl die meisten schon mal im Kontext dieser Band "Sonic Irgendwas" gehört. Andere haben ihn vielleicht auf ihrer sauteuren Fender Jazzmaster mal gelesen. Ja, das ist sein Signature-Modell. Der Mann spielt Gitarre. Seit ein paar Jahren tut er das auch solo, zuletzt des öfteren mit Band aka Indie-Super-Group: Deb Googe (My Bloody Valentine; Bass), Steve Shelley (Sonic Youth; Schlagzeug) und James Sedwards (Nøught; Gitarre).

Selbst wenn das Label "Sonic Youth" nicht vor physischer Alterung schützt, steht es nach wie vor für extrem frischen Sound und maximale Gitarren-Coolness, auch jenseits der 50er-Marke – vor allem James Sedwards wär noch immer als Haarspray-Testimonial durchgegangen: Arena, 30 Grad, Schweiß tropft von den Wänden, die Frisur sitzt. Ähnliches gilt auch für Thurston Moores Solopfade. Gerade auf dem 2014er-Album "The Best Day" klingt Moore so nach Sonic Youth wie nur selten zuvor – geht in Richtung New-York-Triologie ("NYC Ghosts & Flowers", "Murray Street", "Nurse") mit etwas mehr Edge. Bei wirklich großartigem Sound schoben die Songs live noch deutlich druckvoller an, kreischten die Gitarren noch etwas schräger und umspielten sich noch einen Tick zärtlicher als auf Platte.

Immer wieder beeindruckend wie das Ensemble aus recht klaren Song-Strukturen nahtlos in Noise-Passagen und aus diesen wieder hinaus glitt. Oft sorgte einzig Steve Shelley für das Korsett (mit Bass-Unterstützung von Deb Googe), während Moore und Sedwards ihre jahrzehntelange Expertise in der avancierten Gitarren-Strangulation darboten. Gerade bei Songs wie dem Opener "Forever More" oder "Speak To The Wild" saß das perfekt und war absolut schlüssig. Daneben gab’s viel neues Material – Songtitel leider unbekannt, aber auch ganz phantastisch.

Man kann zwar davon ausgehen, dass es sich dabei eigentlich um Moores lyrisches Ich und nicht um ihn selbst handelt. Für gestern kann die Zeile aus "Speak To The Wild" aber so stehen bleiben: "The king has come to join the band."

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