Get Well Soon hat sich auf seinem neuen Album Fragen zur Liebe poetisch beantwortet. Pop kann er mittlerweile etwas abgewinnen. Und Naked Lunch haben eines der beiden besten Lieder über Liebe geschrieben.
Du arbeitest in den letzten Jahren auch verstärkt als Produzent, unter anderem für Künstler wie Casper. Verändert diese neue Rolle den Blick auf deine eigene Musik?
Einerseits schon, weil man ständig neue Musik kennenlernt. Aber eigentlich beeinflusst das meine Musik bzw. mein Projekt Get Well Soon nicht direkt. Es ist dann eher so, dass ich mich danach freue, mich wieder meinen eigenen Dingen widmen zu können. Ganz wie: Je mehr ich von anderen sehe, desto lieber widme ich mich dann auch wieder meiner eigenen Musik. Der Einfluss ist hier also eher ein indirekter, weil er mich mehr und mehr darauf stößt, was ich eigentlich selbst will.
Interessanterweise produzierst du da auch Hiphop-Platten mit – was ja schon ein bisschen im Gegensatz zu deiner eigenen Musik steht. Denkst du, dass ein bestimmtes Musikgenre ein Ablaufdatum hat? So wie man z.B. sagt, Britpop is dead?
Nein, kein Genre ist tot. Es wiederholt sich – so wie überall in der Kunst, nicht nur in der Musik – eigentlich alles immer wieder. In neuer Mischung. Da könnte man jetzt stundenlang philosophieren, aber das ist wohl einfach der prägnanteste Zug der Postmoderne. Es gibt einfach bestimmte Hörgewohnheiten, denen auch ich immer wieder nachgebe. Weil bei denen einfach klar ist, dass die Zuhörer sie gerne oder lieber auf- bzw. annehmen, die eingängig sind. Ich neige dazu, Vergangenes besonders gern bzw. betonterweise in meine Musik einzuarbeiten – dass sich da Elemente wiederholen können, ist natürlich klar.
In einem vorherigen Interview meintest du, man darf sich auf ein überraschend klassisches Popalbum freuen. Woher kommt nun diese Entscheidung?
Ja, das war in dem Fall wirklich eine bewusste Entscheidung. Ehrlich gesagt empfand ich Pop bis jetzt immer als einigermaßen langweilig. REM, Pet Shop Boys oder Tom Petty fand ich zwar streckenweise schon sehr gut, habe mich mit dem Genre Pop nie wirklich angefreundet. Aber gerade in letzter Zeit bin ich doch hineingekippt und so hat sich im Zuge dessen dann auch das Album entwickelt. Zuvor habe ich mich doch eher an Klassik, an Folkore orientiert, deshalb ist das jetzt wirklich eine ziemlich neue Erfahrung für mich.
Wie wichtig ist es, sich als Künstler neu zu erfinden – erwartest du von deinen Idolen auch permanent Überraschungen?
Auf jeden Fall. Den größten Respekt habe ich vor Musikern bzw. generell Künstlern, die sich immer wieder neu erfinden. Die einfach etwas machen, was man von ihnen nicht erwartet hätte. Weil man dadurch ja schon ein gewisses Risiko eingeht.
Was erwartest bzw. erhoffst du dir vom Jahr 2016?
Was ich mir erhoffe … dass es die Leute weiterhin interessiert, was ich mache. Das Album ist fertig und ich bin einigermaßen erleichtert, aber es ist auch ein schwieriger Schritt, es aus der Hand zu geben. Immerhin liegt es jetzt nicht mehr wirklich in meiner Hand, was nun damit passiert. Ich bin gespannt.
»Love« von Get Well Soon erscheint am 29. Januar 2016.